Weltweite Massenproteste gegen Trump-Präsidentschaft

Am Samstag gingen in den Vereinigten Staaten und auf der ganzen Welt Millionen Menschen auf die Straße. Es war eine machtvolle Demonstration des Widerstands gegen die Trump-Regierung.

Die Proteste waren weit größer, als die Organisatoren erwartet hatten. Auch die kapitalistischen Medien waren überrascht. Es waren die größten global koordinierten Demonstrationen seit den Antikriegsprotesten gegen die Invasion des Irak 2003. Demonstrationen fanden an mehr als 600 Orten auf allen Kontinenten statt, sogar auf einer amerikanischen Forschungsstation in der Antarktis.

Eine Kundgebung in Washington DC am Tag nach der Amtseinführung zog mehr als eine halbe Million Menschen an. Das waren doppelt so viele wie die Trump-Anhänger vom Vortag. Genauso viele kamen in Los Angeles zusammen. Schätzungsweise 250.000 nahmen im Stadtzentrum von Chicago teil, wo eine geplante Demonstration wegen zu großer Beteiligung abgesagt wurde. Die Demonstranten führten deshalb am selben Ort eine Kundgebung durch.

Etwa 150.000 schlossen sich der Demonstration in Boston an. Sie wurde als die größte Demonstration auf dem zentralen Platz in Boston seit den Anti-Vietnam-Protesten vor fast fünfzig Jahren bezeichnet. Weitere 100.000 Menschen zogen am Trump Tower in New York City vorbei. Außerdem demonstrierten 60.000 in St. Paul und mehr als 75.000 in Madison, Wisconsin.

International gab es Demonstrationen in Mexiko City, Paris, Berlin, Prag und Sydney, sowie in den britischen Städten Cardiff, Edinburgh, Leeds, Liverpool, Manchester und Bristol und im nordirischen Belfast.

In den Medien wurden die Demonstrationen so dargestellt, als gehe es in erster Linie um die Rechte gleichgeschlechtlicher Partnerschaften und um Fragen der Identitätspolitik. Kommentatoren mussten aber zugeben, dass es einem Großteil der Demonstranten um viel weiter reichende Fragen ging. Im Zentrum stand der Widerstand gegen Trumps Programm von aggressivem Militarismus und Unterdrückung im Inland und gegen seine wirtschaftsfreundliche Politik.

Die riesige Demonstration in Washington DC überflutete den öffentlichen Nahverkehr der Stadt. Die städtische Verkehrsgesellschaft gab bekannt, dass die U-Bahnen doppelt so stark ausgelastet gewesen seien als am Tag der Amtseinführung selbst; die Kapazitätsgrenze sei erreicht worden. Am 20. Januar sei die Nutzung dagegen geringer gewesen als an einem normalen Werktag.

Die Organisatoren der Washingtoner Demonstration, die die Aktion als „Frauendemonstration“ bezeichneten, gingen nur unter dem Gesichtspunkt von Hautfarbe und Geschlecht auf die Gefahr der Trump-Präsidentschaft ein. Unter anderem traten mehrere Demokratische Abgeordnete sowie die Feministin Gloria Steinem und mehrere Schauspielerinnen als Kundgebungsredner auf. Steinem lobte „unsere großartigen Führer“ Michelle und Barack Obama in höchsten Tönen.

Im Gegensatz zur Politik der Organisatoren zeigten die Teilnehmer einen tiefen und ehrlichen Hass auf die faschistoide und kriegslüsterne Trump-Regierung und das ganze politische System, das ihm den Aufstieg an die Macht geebnet hat.

Madeleine, eine kanadische Amerikanerin, und Zekeh, ein Amerikaner kongolesischer Abstammung, gerieten in Fahrt, während sie mit derWorld Socialist Web Site über Trumps Wahlsieg sprachen. „Das liegt daran, dass es nur zwei Parteien gibt. Beide sind schuld. Ich hoffe, dass das hier ein wichtiger Wendepunkt wird. Dieser Nationalismus ist schrecklich“, sagte Madeleine. „Wir müssen zusammenhalten, denn wir sind alle von dieser Welt.“

Zekeh fügte hinzu: „Wir leben in einem globalen Dorf, und wir sind wie mit einem großen Spinnennetz miteinander verbunden. Wir dürfen dem Patriotismus und Nationalismus nicht erlauben, uns zu spalten.“

Ein großer Teil der Demonstranten in Washington war jung, viele waren Schüler und Studenten. Ryan aus Chapel Hill in North Carolina sagte den WSWS-Reportern: „Der Gedanke an die Trump-Präsidentschaft macht mir Angst. Meiner Meinung nach ist der Sozialismus das einzige funktionierende Wirtschaftssystem.“

Er sagte, er verachte die Demokraten für ihre Bereitschaft, „mit Trump zusammenzuarbeiten“. Sie lehnten ihn nur in der Frage seiner angeblichen Beziehungen zu Russland ab. „Das ist lächerlich“, sagte Ryan. „Die Demokraten schüren selbst jede Menge Fremdenangst. Trump gibt uns so viele Gründe, gegen ihn zu kämpfen, und die Demokraten picken sich gerade das heraus!“

Viele Jugendliche auf den Demonstrationen waren nicht gut auf die Demokraten zu sprechen und machten sie für die starke Zunahme der sozialen Ungleichheit verantwortlich. Mehrere junge Studenten der American University (Berkeley, San Francisco) sprachen über ihre Ablehnung von Krieg und über ihre Hoffnung, dass die Opposition zu einer breiten Protestbewegung führen werde. „Die Demokraten sind für die Reichen“, sagte ein Student namens Quincy.

Rachel fügte hinzu: „Der größte Fehler war, Clinton aufzustellen. Auch heißt es immer, es sei kein Geld für Bildung da, dabei gibt die Regierung unglaubliche Summen für das Militär aus.“

Solche Ansichten stehen in scharfem Kontrast zum Verhalten der Demokratischen Parteiführer im Kongress, die sich positiv zu Trumps Wirtschaftsnationalismus stellen, um die Interessen der amerikanischen Konzerne zu fördern. Gleichzeitig fordern sie von Trump eine aggressivere Haltung gegen Russland.

Der Demokratische Fraktionschef im Senat, Charles Schumer, begrüßte Trumps Amtseinführung: „Heute feiern wir ein Kernmerkmal der Demokratie, die friedliche Übergabe der Macht.“ Präsident Obama hatte die Novemberwahl als „intramural scrimmage“ (etwa: Streit in der Familie) bezeichnet und erklärt, die Demokraten und Republikaner „spielen im gleichen Team“.

Die riesigen weltweiten Demonstrationen sind nur das erste Anzeichen einer breiten Opposition in der Bevölkerung gegen die Trump-Präsidentschaft. Diese Regierung ist entschlossen, Militarismus nach außen und Unterdrückung nach innen zu führen. Sie wird auf eine Massenbewegung gegen Krieg und soziale Ungleichheit stoßen, wie gegen das kapitalistische System, das sie hervorbringt.

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