Während die imperialistischen Mächte und ihre arabischen Statthalter in der Region Israels Genozid unterstützen, wächst der Widerstand in der Arbeiterklasse. Eine besonders bedeutende Entwicklung in dieser Hinsicht ist der aktuelle Streik von mehreren Tausend Textilarbeitern in Ägypten.
Am Sonntag berichtete die ägyptische Online-Zeitung Mada Masr, dass Arbeiter seit Donnerstag die größte staatliche Textilfabrik in Ägypten, die Spinnerei und Weberei Misr (MSWC), bestreiken. Das Unternehmen befindet sich in Mahalla al-Kubra, einer Stadt im Nildelta, wo MSWC insgesamt mehrere zehntausend Arbeiter beschäftigt.
Mada Masr berichtet, wie sich die Wut der Arbeiter Bahn brach. So sei der Streik von Fabriken ausgegangen, in denen überwiegend Frauen beschäftigt sind, die bereits in der Vergangenheit bei wichtigen Streiks „an vorderster Front standen“.
Hanan, eine Fabrikaufseherin, habe berichtet, dass die Arbeiterinnen anfingen, Slogans zu skandieren, und dann die Arbeit einstellten, als sich die Sprechchöre von einer Fabrik zur anderen ausbreiteten.
Dem Bericht zufolge versuchten Sicherheitskräfte erfolglos den Ausstand zu unterdrücken. „Das Sicherheitspersonal riegelte die Ausgänge ab, um zu verhindern, dass die Frauen auf den zentralen Platz des Komplexes, den sogenannten Talaat-Harb-Platz, strömten. Diese Sicherheitsmaßnahme wurde auch im Kraftwerk durchgeführt... Das Sicherheitspersonal öffnete am Donnerstag gegen 15 Uhr, eine halbe Stunde vor Ende der Frühschicht, die Tore der Fabrik, um sicherzustellen, dass die Arbeiter das Gelände verließen und sich nicht im Inneren versammelten.“
Trotzdem nahmen die Proteste zu. Am Samstag strömten etwa 7.000 Arbeiter auf den Talaat-Harb-Platz, um ihrer Forderung nach höheren Löhnen und besseren Arbeitsbedingungen Nachdruck zu verleihen. Unter anderem forderten sie, dass ihre tägliche Essenszulage auf 30 ägyptische Pfund (LE) erhöht wird. Auch dieser Betrag von umgerechnet etwa 90 Cent würde kaum den Preis von „einem Liter Milch“ decken, wie die Arbeiter skandierten. Gleichzeitig forderten sie die Umsetzung der jüngsten Anhebung des Mindestlohns für den Öffentlichen Sektor. „Wo bleibt Sisis Entscheidung?“
Offenbar aus Furcht vor einer sozialen Explosion hatte der seit 2013 herrschende Militärdiktator Abdel Fattah al-Sisi angeordnet, den Mindestlohn von 4000 LE (119 Euro) auf 6000 LE (179 Euro) anzuheben. Für bestimmte Beschäftigungsgruppen wurden mögliche zusätzliche Steigerungen von 1000 bis 1200 LE in Aussicht gestellt.
Die MSCW befindet sich zwar in Staatsbesitz, fällt dem ägyptischen Finanzministerium zufolge aber nicht in den Geltungsbereich des Präsidentenpakets, wie Mada Masr berichtet. Und auch wenn sie das täte würde dies angesichts der galoppierenden Inflation von über 30 Prozent kaum etwas an der bitteren Armut und den üblen Ausbeutungsbedingungen der Arbeiter ändern.
Gegenüber Mada Masr berichtet ein Arbeiter, dass er auch nach mehr als 25 Jahren nicht mehr als 4000 LE pro Monat verdient. Ein anderer Arbeiter, Abdullah sagt, dass sein Gehalt nach 33 Jahren im Unternehmen bei 4200 LE liegt. Hanan, der kurz vor der Pensionierung steht, bezieht ein Gehalt von etwa 6200 LE.
Die Gewerkschaften, denen Arbeiter zunehmend mit offener Feindschaft gegenüber treten, warnen das Regime vor einer unkontrollierbaren sozialen Explosion. „Die einzige Möglichkeit zur Lösung dieser Krise besteht darin, schnell auf die Forderung nach Anwendung des Mindestlohns auf alle Arbeiter in anderen Sektoren zu reagieren“, erklärte das Center for Trade Union and Workers Services (CTUWS) in einem Statement am Samstag. Das gelte insbesondere da „der geplante Anstieg nicht mit den weitgehend hohen Inflationsraten übereinstimmt“.
Gewerkschafts-NGOs wie das CTUWS, die traditionell von pseudolinken Kräften wie den Revolutionären Sozialisten (RS) unterstützt werden, sind vor allem auch deshalb nervös, weil Mahalla al-Kubra ein historisches Zentrum des Klassenkampfs in Ägypten ist. In den Jahren 2006 und 2008 organisierten die Textilarbeiter von Mahalla Massenstreiks gegen das Regime des ehemaligen Diktators Hosni Mubarak. Nur drei Jahre später spielten sie eine Schlüsselrolle in den revolutionären Kämpfen, die zu Mubaraks Sturz im Februar 2011 führten.
Nun zeigt sich im Streik von Mahalla die wachsende Opposition der Arbeiterklasse gegen al-Sisis konterrevolutionäre Militärdiktatur, die seit dem Militärputsch vom Juli 2013 zehntausende politische Gegner verhaftet und ermordet hat, um die ägyptische Revolution im Blut zu ertränken. Vor al-Sisis staatlich orchestrierter Wiederwahl im vergangenen Dezember hat das Regime die Unterdrückung weiter verschärft. Als verlängerter Arm des Imperialismus in der Region spielt es eine Schlüsselrolle beim Genozid an den Palästinensern.
Der zunehmende Widerstand in Ägypten ist Teil einer internationalen Bewegung der Arbeiterklasse gegen Militarismus, Krieg, Sozialabbau und Diktatur. Um erfolgreich zu sein, braucht sie eine unabhängige revolutionäre Perspektive und ein sozialistisches Programm.