Zerstörung des Gazastreifens geht weiter: UNRWA-Hauptquartier „dem Erdboden gleichgemacht“

Die Massaker, die Israel am Wochenende an palästinensischen Zivilisten verübte, gingen am Montag weiter.

Artillerie-, Drohnen- und Luftangriffe wurden gegen die Flüchtlingslager Nuseirat, al-Bureij und al-Maghazi, die Städte Deir al-Balah im Zentrum des Gazastreifens und Rafah im Süden sowie Gaza-Stadt im Norden eingesetzt.

Zwei Menschen wurden in einem Kraftwerk in der Nähe des Flüchtlingslagers Nuseirat verletzt. Am Vortag war die Abu-Araban-Schule in diesem Lager angegriffen worden: Es war der fünfte israelische Angriff auf ein Schulgebäude innerhalb von acht Tagen. Dabei wurden 15 Menschen getötet und zig weitere verletzt. Das Gesundheitsministerium in Gaza gab am Montag bekannt, dass die Zahl der Todesopfer auf 22 gestiegen sei. In dem Komplex waren Tausende vertriebene Palästinenser untergebracht.

In al-Bureij die Abu-Helu-Schule beschossen und dabei eine Person auf dem Schulhof verletzt.

Das Massaker von Abu Araban folgte auf das Massaker an 92 Menschen am Samstag in al-Mawasi, einer vorgeblich „sicheren Zone“. Die dreißigjährige Aya Mohammad, eine Überlebende des Angriffs, schilderte am Montag: „Unter meinen Füßen bebte der Boden, und Staub und Sand stiegen in den Himmel, und ich sah zerfetzte Leichen“. Und weiter sagte sie: „Jeder fragt, wohin er gehen soll, und niemand hat eine Antwort.“

In Rafah wurden mehrere Häuser zerstört, und die israelischen Streitkräfte feuerten Raketen aus Hubschraubern ab. Zehn Tote wurden aus den Trümmern geborgen. Hunderttausende von Palästinensern sind in der Stadt untergebracht.

Die Israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF) haben auch das Hauptquartier des Palästinenserhilfswerks der Vereinten Nationen (UNRWA) in Gaza dem Erdboden gleichgemacht. Dies steht im Einklang mit den völkermörderischen Absichten der israelischen Militärführung. UN-Generalkommissar Philippe Lazzarini postete Bilder der Zerstörung mit dem Kommentar: „UNRWA-Hauptquartier in Gaza, in ein Schlachtfeld verwandelt und jetzt dem Erdboden gleichgemacht. Eine weitere Episode in der eklatanten Missachtung des humanitären Völkerrechts.“

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Dies geschah nach einer neuen Runde unbegründeter Anschuldigungen Israels, das Hilfswerk beherberge Hunderte von Hamas-Agenten. Schon früher bildeten derartige Anschuldigungen einen Vorwand für die imperialistischen Mächte, dem UN-Hilfswerk sämtliche Mittel zu streichen – und damit jener Organisation, die für die Versorgung von 5,9 Millionen Palästinensern im gesamten Nahen Osten mit Nahrung, Bildung und medizinischer Versorgung zuständig ist.

Die Leiterin der UNRWA-Außenbeziehungen Tamara al-Rifai erklärte gegenüber Al Jazeera, die Bilder seien „schockierend“. Sie und wies darauf hin, dass 190 UNRWA-Einrichtungen, „von denen die meisten als Unterkünfte für Vertriebene dienten“, angegriffen worden seien, wobei 500 Menschen in diesen völkerrechtlich geschützten Einrichtungen getötet und 1.600 verwundet worden seien.

Weitere vier Menschen aus dem Gazastreifen wurden bei einem Angriff getötet, der ein Haus in der as-Salam-Straße in Deir al-Balah zerstörte, fünf in al-Maghazi und drei in der al-Mansoura-Straße im Viertel Shujayea in Gaza-Stadt, das in den letzten zwei Wochen durch die anhaltenden Angriffe der israelischen Streitkräfte in Trümmer gelegt wurde.

Walid Thabet beschreibt den Angriff in Deir al-Balah so: „Meine Mutter, eine ältere Frau, saß mit mir im ersten Stock. Sie ging die Treppe hinunter, und fünf Minuten später musste ich sie aus den Trümmern bergen. Wir haben auch meine Schwester und die Kinder meiner Schwester herausgeholt.“

„Meine Mutter ist gestorben und so auch meine Schwester und Kinder meiner Schwestern. Kinder! Eines war zweieinhalb Jahre alt, das andere zwei.“

Tareq Abu Azzoum von Al Jazeera berichtete von einer „Intensivierung der Bombardierung“ in der Stadt, die „eine Spur der Verwüstung hinterlässt und bei den Bewohnern der umliegenden Häuser große Panik und Frustration auslöst. Die Palästinenser wurden aufgefordert, in Deir al-Balah Zuflucht zu suchen.“

Die örtliche Stadtverwaltung warnte, dass sie nicht mehr in der Lage ist, 700.000 Menschen in dem Gebiet mit Trinkwasser zu versorgen, da ihr der Treibstoff ausgegangen sei.

Die Wasserversorgung des Gazastreifens, die bereits vor dem Krieg durch die israelische Belagerung eingeschränkt war, ist völlig zerstört. Nach Angaben des UN-Büros für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten waren im vergangenen Monat 67 Prozent des Wasser- und Abwassersystems im Gazastreifen zerstört.

Neugeborene und werdende Mütter sind besonders betroffen. Die UNO berichtet, dass 95 Prozent von ihnen nicht genug zu essen haben, und dass die Wahrscheinlichkeit von Fehlgeburten bereits dreimal so hoch ist wie vor dem Krieg im Februar. Dies haben die London School of Hygiene & Tropical Medicine und das Johns Hopkins Center for Humanitarian Health ermittelt.

Mehr als 13.000 Frauen werden im nächsten Monat in Gaza entbinden. Sie sind darauf angewiesen, dass die drei der dreizehn verbliebenen Krankenhäuser im Gazastreifen (23 funktionieren nicht mehr) überhaupt eine Geburtsbegleitung anbieten.

Madeleine McGivern von Care UK sagte dem Guardian: „Frauen gebären ohne jegliche Schmerzlinderung, leben in Angst, haben keinen Zugang zu Ärzten, Hebammen oder Schwangerenvorsorge,. Sie wissen nicht, ob sie in einem kochend heißen Zelt entbinden oder, wenn sie ein Krankenhaus aufsuchen können, riskieren, auf dem Hin- oder Rückweg von einer Bombe getroffen oder von einem Scharfschützen erschossen zu werden.“

Verschärft wird die Lebensmittel- und Wasserkrise durch die Verschmutzung, die durch die Berge von Abfällen verursacht wird, die sich in der ausgeweideten Gesellschaft des Gazastreifens auftürmen: 330.000 Tonnen Müll im gesamten Gebiet, oft nur wenige Meter von den Zeltstädten der Flüchtlinge entfernt. Viele Palästinenser sind gezwungen, diese Halden nach Brauchbarem oder Verwertbarem zu durchsuchen.

In einem Gespräch mit der BBC erklärte Dr. Ahmed al-Fari, Leiter der Kinderabteilung des Nasser-Krankenhauses: „Es ist kein Geheimnis, dass die Hauptursache für die derzeit im Gazastreifen auftretenden Darminfektionen die Verunreinigung des Wassers ist, mit dem die Kinder versorgt werden.“

Zu den Abfallhalden gesellen sich Berge von Trümmern und Schutt. Laut einer UN-Schätzung sind bei fast 140.000 zerstörten Gebäude im Gazastreifen (65 Prozent davon sind Wohnhäuser) rund 40 Millionen Tonnen Schutt angefallen, mehr als 15 Jahre Arbeit für eine Flotte von 100 Lastwagen, um sie zu beseitigen.

„Die Topographie hat sich verändert“, sagte ein UN-Verttreter letzte Woche dem Guardian. „Es gibt Hügel, wo es keine gab. Die 2.000-Pfund-Bomben, die [von Israel] abgeworfen wurden, haben die Landschaft tatsächlich verändert.“

Palästinenser begutachten den Schaden nach einem israelischen Bombenangriff auf Chan Yunis im südlichen Gazastreifen, 13. Juli 2024 [AP Photo/Jehad Alshrafi]

Die Vereinigten Staaten haben seit Oktober 14.000 dieser 2.000-Pfund-Bomben nach Israel geliefert.

Nach Angaben von Pehr Lodhammar, dem ehemaligen Leiter des UN-Minenräumdienstes für den Irak, explodieren etwa 10 Prozent der auf Gaza abgeworfenen Waffen beim Aufprall nicht, was nach Angaben der Zivilschutzbehörde von Gaza „zu mehr als 10 Explosionen pro Woche“ von zuvor nicht explodierten Kampfmitteln führt.

Inmitten der jüngsten mörderischen Angriffe reiste der Außenminister der neuen britischen Labour-Regierung David Lammy nach Israel. Er überschüttete das rechtsextreme israelische Regime und den völkermörderischen Krieg mit wohltönende Phrasen über „Frieden“ und „Stabilität“.

Als er am Sonntag in Israel ankam, schüttelte die Hand des obersten Mörders, des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu, und sagte: „Ich bin hier, um auf einen Waffenstillstand zu drängen. Der Verlust von Menschenleben in den letzten Monaten ist entsetzlich. Das muss aufhören.“

Einige weitere Massaker später sagte er den Medien vor einem Treffen mit Netanjahus Partner, Präsident Isaac Herzog, am Montag: „Es ist wichtig, dass der Krieg, solange wir uns in einem Krieg befinden, im Einklang mit dem humanitären Völkerrecht geführt wird.“

Herzog sagte auf der Pressekonferenz nach dem Treffen: „Der Außenminister hat deutlich gemacht, dass sein Land sich weiterhin für die Freilassung aller Geiseln einsetzen wird (...) Die Bande zwischen dem britischen und dem israelischen Volk sind ebenso stark und robust wie historisch und einflussreich – besonders jetzt, angesichts der vor uns liegenden Herausforderungen.“

Lammy sagte Reportern, dass eine „Bewertung“ der Waffenverkäufe an Israel „begonnen“ habe.

Ein Bericht der israelischen Zeitung Maariv unterstreicht den zynischen Charakter dieser Pose. Demnach hat Lammy zugesichert, dass Großbritannien seine Einwände gegen den Antrag des Internationalen Strafgerichtshofs auf Haftbefehle gegen Netanyahu und Verteidigungsminister Yoav Gallant nicht zurückzieht. Der Einspruch gegen die Haftbefehle wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen wurde erstmals von der früheren britischen Regierung unter Premier Rishi Sunak erhoben. Damals hatte Lammy geäußert, dass die Labour Party die rechtliche Anfechtung fallen lassen würde. Es wurde berichtet, dass die USA auf die Meinungsbildung in der Labour Party eingewirkt habe, um diese Position zu ändern, mit nur allzu erkennbarem Erfolg.

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