Den folgenden Vortrag hielten Evan Blake und Tom Mackaman, beide führende Mitglieder der Socialist Equality Party (US), anlässlich der Internationalen Schulungswoche der SEP, die vom 30. Juli bis zum 4. August 2023 stattfand.
Der Eröffnungsbericht des Vorsitzenden der internationalen WSWS-Redaktion, David North, mit dem Titel „Leo Trotzki und der Kampf für den Sozialismus in der Epoche des imperialistischen Kriegs und der sozialistischen Revolution“ ist am 12. August 2023 erschienen.
In deutscher Sprache gibt es bisher den zweiten Vortrag: „Die historischen und politischen Grundlagen der Vierten Internationale“,
den dritten Vortrag: „Der Ursprung des pablistischen Revisionismus, die Spaltung in der Vierten Internationale und die Gründung des Internationalen Komitees“,
den vierten Vortrag: „Die kubanische Revolution und die Opposition der SLL gegen die prinzipienlose Wiedervereinigung von 1963 mit den Pablisten,
den fünften Vortrag: „Der ‚große Verrat‘ in Ceylon, die Gründung des Amerikanischen Komitees für die Vierte Internationale und die Gründung der Workers League“,
den sechsten Vortrag: Der anhaltende Kampf gegen den Pablismus, der Zentrismus der OCI und die Anzeichen einer Krise im IKVI,
sowie den siebten Vortrag: Das Internationale Komitee analysiert die globale Wirtschaftskrise und entlarvt Mandels „Neokapitalismus“: 1967-1971.
Auch alle weiteren Vorträge der Schulung wird die WSWS veröffentlichen.
Einleitung
Im Jahr 2024 ist es 50 Jahre her, dass Tim Wohlforth der Workers League den Rücken gekehrt hat. Ein Jahr davor, im August 1973, hatte er Nancy Fields in die Führung der Partei geholt. Diese Entscheidung war subjektiv motiviert und prinzipienlos; es war der Beginn eines politischen Zerstörungswerks, das die Workers League beinahe vernichtet hätte. Im Laufe des folgenden Jahres verließen mehr als 100 Mitglieder die Partei, darunter mehr als die Hälfte der Parteiführung, und ganze Ortsverbände wurden aufgelöst.
Der Bruch mit Wohlforth gehört zu den bedeutendsten Ereignissen in der Geschichte des Internationalen Komitees der Vierten Internationale (IKVI). In diesem Kampf ging es um grundlegende Fragen der historischen Perspektive und der Sicherheit der Organisation, um politische Prinzipien und die Verteidigung des dialektischen Materialismus gegen die subjektiv–idealistische Philosophie des Pragmatismus.
Vor allem war dieses Ereignis mit einer Vertiefung des Kampfes gegen den pablistischen Revisionismus verbunden. Nur ein Jahrzehnt, nachdem ihn die SWP ausgeschlossen hatte, weil er sich ihrer prinzipienlosen Wiedervereinigung mit den Pablisten widersetzt hatte, kehrte Wohlforth eiligst zur SWP zurück und wurde ein führender Gefolgsmann des GPU-FBI-Doppelagenten Joseph Hansen. Dass diese beiden sich um den Hals fielen und der Welt ihre unbekehrbare Feindseligkeit gegenüber der Parteisicherheit zeigten, veranlasste das IKVI zu seiner Untersuchung „Sicherheit und die Vierte Internationale“, die den größten Fortschritt im Kampf gegen den Revisionismus seit der Spaltung von 1963 darstellt.
Wohlforths Degeneration beinhaltete wichtige philosophische Fragen. Wie alle Renegaten, die mit dem Trotzkismus gebrochen haben – von Burnham–Shachtman über Morrow–Goldman und Cochran–Clarke bis hin zu Hansen und George Novack, dem zynischsten von allen –, wies Wohlforth den dialektischen Materialismus zurück und lief zur Philosophie des Pragmatismus über. Der Einfluss dieser für den amerikanischen Kapitalismus typischen Philosophie zieht sich durch die gesamte Geschichte der sozialistischen und trotzkistischen Bewegung. Ihre Markenzeichen sind kurzfristige, subjektive politische Kalkulationen und die Ablehnung der objektiven historischen Grundlagen der marxistischen Methode. Sogar noch in den letzten Jahren hatten wir mit instabilen kleinbürgerlichen Kräften zu kämpfen, die für eine pragmatische und subjektive Politik, ähnlich derjenigen Wohlforths, eintraten.
Die vielen Lehren aus der Erfahrung mit Wohlforth sind für die Kader aller Sektionen des IKVI von entscheidender Bedeutung. Unsere internationale Bewegung muss sie heute, da sich die globale Krise des Kapitalismus verschärft, gründlich verinnerlichen. Der eskalierende Krieg in der Ukraine, die anhaltende Corona-Pandemie, die wachsende Wirtschaftskrise und der weltweite Ausbruch des Klassenkampfes werden zunehmend stärkeren Druck auf unsere Kader ausüben. Dem können wir nur durch eine objektive und disziplinierte revolutionäre Praxis standhalten, die im historischen Materialismus verwurzelt und darauf ausgerichtet ist, die Arbeiterklasse auf die Übernahme der Macht vorzubereiten.
Der große Widerspruch, mit dem die Workers League in den frühen 1970er Jahren zu kämpfen hatte, war derjenige zwischen dem immensen revolutionären Potenzial der jungen Kader der Partei und der zunehmend subjektiv geprägten Führung durch Wohlforth. Die Schicht junger Menschen, die sich ihr damals anschlossen, um eine revolutionäre Partei aufzubauen, bewegte sich nach links, aber Wohlforth rückte immer weiter nach rechts.
Dieser Widerspruch wurde durch Wohlforths Rücktritt aufgelöst, wodurch die Partei zwischen 1974 und 1982 ein höheres Maß an politischer Klarheit und revolutionärer Praxis entwickeln konnte. Das bereitete die Workers League darauf vor, den Kampf des IKVI gegen den nationalen Opportunismus der WRP zwischen 1982 und 1986 anzuführen. Damit endete der 33 Jahre währende Kampf gegen den pablistischen Revisionismus innerhalb des IKVI, und die vierte Phase der trotzkistischen Bewegung begann. Die Generation politischer Führer, die in diesen Kämpfen ausgebildet wurde, spielt auch heute noch eine bedeutende Rolle in unserer Partei und ist ein Beweis für die gewaltige Stärke der revolutionären Prinzipien und Perspektiven des Trotzkismus.
Wohlforths Hintergrund und die Gründung der Workers League
Am 4. November 1972 verstarb Max Shachtman im Alter von 68 Jahren. Im letzten Jahrzehnt seines Lebens war er politisch so weit nach rechts gerückt, dass er die Invasion der Schweinebucht auf Kuba und die Bombardierung Nordvietnams durch den US-Imperialismus unterstützte. In seinem Nachruf auf Shachtman schrieb Wohlforth, Shachtmans Entartung habe seine früheren Beiträge nicht nur geschmälert, sondern diese völlig negiert. Er fügte hinzu: „Shachtman starb als Verräter an seiner Klasse und als Konterrevolutionär. Das ist alles, was dazu zu sagen ist (…)“[1]
Dieser einseitige Nachruf zog eine scharfe Rüge von Gerry Healy nach sich, dessen eigene politische Entwicklung zum Trotzkisten von Shachtmans Schriften aus den 1930er Jahren, insbesondere von Shachtmans Essay von 1936, „Behind the Moscow Trial“ (Hinter den Moskauer Prozessen), beeinflusst worden war.
Healy erklärte Wohlforth:
Du schreibst, Shachtman sei „als Verräter an seiner Klasse und als Konterrevolutionär gestorben“. Das kann niemand bestreiten. Aber du fügst hinzu: „Das ist alles, was dazu zu sagen ist.“ Gleichzeitig ist diese Aussage selbst offensichtlich widersinnig, denn Shachtman starb nicht bloß, er lebte auch. Es ist ganz natürlich, dass keine freundlichen Gefühle hochkommen, wenn man an jemanden denkt, der am Ende schmählich verraten hat. Unsere Aufgabe ist es aber nicht, Schuldzuweisungen vorzunehmen, sondern zu verstehen.[2]
Wir nähern uns Wohlforth auf dieselbe Weise. Trotz seines Bruchs mit dem Trotzkismus im Jahr 1974, der ihn schließlich in den 1990er Jahren zur offenen Unterstützung des US-Imperialismus führte, war er während einer wichtigen Periode in den 1960er Jahren ein politischer Führer in der Minderheitsopposition innerhalb der SWP, später im Amerikanischen Komitee für die Vierte Internationale (ACFI) und schließlich in der Workers League. Um seine spätere politische Entwicklung und die der Workers League zu verstehen, ist es wichtig, diese Geschichte und Wohlforths Hintergrund näher zu betrachten.
Wohlforth wurde 1933 geboren und wuchs in einer liberalen Mittelklassefamilie in Connecticut auf. Sein Vater war eng befreundet mit Henry Wallace, dem Vizepräsidenten unter Roosevelt in dessen dritter Amtszeit. Während seines Studiums am Oberlin College sympathisierte Wohlforth zunehmend mit linker Politik und trat 1953 der Socialist Youth League (SYL) bei, der Jugendbewegung von Max Shachtmans Independent Socialist League (ISL). Die ISL war die Nachfolgeorganisation der Workers Party, die Shachtman im April 1940 nach der Abspaltung von der Vierten Internationale gegründet hatte. (1954 schloss sich die Socialist Youth League mit einer Fraktion der Young People's Socialist League zusammen und änderte ihren Namen in Young Socialist League, YSL).
Wohlforth brach 1957 mit der ISL aus Opposition gegen ihre Bemühungen, sich mit der Socialist Party of America zusammenzuschließen. Der Anführer der Shachtman-Mehrheit in der YSL, die sich gegen Wohlforth stellte, war kein Geringerer als Michael Harrington, der später die Organisation gründete, die heute die Democratic Socialists of America (DSA) sind.
Nach seinem Austritt aus der ISL trat Wohlforth 1958 der Socialist Workers Party (SWP) bei. Zu diesem Zeitpunkt war die Partei voll und ganz mit ihrer opportunistischen „Umgruppierungskampagne“ beschäftigt, die in Kapitel 24 von „Das Erbe, das wir verteidigen“ ausführlich beschrieben wird. Wohlforth war Mitbegründer der Jugendbewegung der SWP, der Young Socialist Alliance, die Ende der 1950er Jahre unseren Genossen Fred Mazelis und andere rekrutierte.
Bald nach seinem Beitritt zur SWP geriet Wohlforth mit der Parteiführung in Konflikt, weil diese eine prinzipienlose Wiedervereinigung mit den Pablisten anstrebte. Er begann 1960 einen Briefwechsel mit Gerry Healy und dem IKVI. 1961 erklärte Wohlforth, der damals Mitglied des Politischen Komitees der SWP war, offen seine Unterstützung für die SLL, die eine übereilte Wiedervereinigung ablehnte.
Im Vorwort zu Band 7 von „Trotskyism vs. Revisionism“, der 1984 erschien, beschreibt Genosse David North, was dann passierte:
[Wohlforth] sah sich sofort mit einem rücksichtslosen politischen Angriff von Hansen konfrontiert, der hinter den Kulissen intrigierte, um ihn aus der Führung der YSA zu drängen. Dabei arbeitete ein gewisser Barry Sheppard eng mit Hansen zusammen. Sheppard war ein relativ neues Mitglied der SWP; einige Jahre zuvor war er ein glühender rechter Shachtmanist gewesen und hatte Wohlforths Entscheidung für den Trotzkismus abgelehnt. Wohlforths Nachfolger wurden aus einer Gruppe von Studenten des Carleton College ausgewählt, die, wie der Studiendekan Jahre später zugab, „in die SWP eingeschleust“ wurden. Die ganze Operation wurde von Hansen hinter den Kulissen vorbereitet.
Jack Barnes, Spross einer rechtsgerichteten republikanischen Familie in Dayton, Ohio, schloss sich nach seiner Rückkehr von einer Kubareise, die die Ford Foundation finanziert hatte, dem dubiosen Fair Play for Cuba Committee an. Sein Weg führte direkt weiter zur Young Socialist Alliance und zur Socialist Workers Party. (...) Innerhalb weniger Wochen stand Barnes an der Spitze einer Fraktion, die, aus dem Hintergrund von Hansen gelenkt, Wohlforth schnell aus der YSA-Führung verdrängte und damit ein Hindernis für die Pläne der SWP, sich vom Internationalen Komitee abzuspalten, aus dem Weg räumte.[3]
Genosse Keith Jones hat bereits die weitere Entwicklung beschrieben, die zur Gründung der Workers League führte. Ich möchte dem nur hinzufügen, dass Wohlforth in jeder Phase Führungsverantwortung übernahm, aber durchgehend eine Tendenz zu Subjektivismus und Pragmatismus erkennen ließ, die im Laufe des folgenden Jahrzehnts immer deutlicher zutage trat. Das deutlichste Beispiel dafür war seine Weigerung, am dritten Weltkongress des IKVI im April 1966 teilzunehmen, die vor allem seiner subjektiven Feindseligkeit gegenüber James Robertson zuzuschreiben war. Wohlforth befürchtete, Robertson könnte in einer vereinigten amerikanischen Sektion seine Führungsposition übernehmen.
Dennoch leistete Wohlforth, unter Anleitung von Gerry Healy und der SLL-Führung, einen wichtigen Beitrag dazu, die Kontinuität des Trotzkismus in den USA aufrechtzuerhalten und den Grundstein für den Aufbau der Workers League in den späten 1960er und frühen 1970er Jahren zu legen. Zu seinen wichtigsten Schriften dieser Zeit, in der er nationaler Sekretär der Workers League war, gehören die auch im Bulletin als Artikelserien erschienenen Broschüren „Black Nationalism & Marxist Theory“, „What is Spartacist?“ und „The Case for a Labor Party“ sowie das Buch „The Struggle for Marxism in the United States“.
Ab Ende der 1960er Jahre übten der Zusammenbruch des Nachkriegsbooms und die Verschärfung der kapitalistischen Weltkrise einen wachsenden objektiven Druck auf die Workers League und auf Wohlforth als ihren Führer aus. Die Partei stand vor der Aufgabe, über ihre weitgehend propagandistische Praxis hinauszugehen, sich stärker der Arbeiterklasse zuzuwenden und entschieden mit der Protestpolitik der Mittelschicht zu brechen, die in den 1950er und 1960er Jahren die Linke in den USA dominierte. Einige wichtige Fortschritte waren zu verzeichnen, jedoch nahm Wohlforths Praxis in dieser immer schärferen objektiven Krise zunehmend pragmatische, sprunghafte und subjektive Züge an.
1971–1974: Die Verschärfung der globalen Krise und Wohlforths Rücktritt
Die Aufkündigung des Bretton-Woods-Abkommens durch die Nixon-Regierung am 15. August 1971 markierte einen Wendepunkt in der Geschichte des amerikanischen und Weltkapitalismus. Die Entscheidung hatte eine tiefgreifende Destabilisierung der Weltwirtschaft zur Folge, in erster Linie der US-Wirtschaft, wodurch es zu großen politischen Verschiebungen und einer Verschärfung des Klassenkampfes auf Weltebene kam. Dies verstärkte noch den objektiven Druck, der auf der Workers League und dem IKVI insgesamt lastete, und beschleunigte Wohlforths politischen Zusammenbruch.
Das Jahr 1972 begann mit dem machtvollen Bergarbeiterstreik in Großbritannien und dem „Blutsonntag“–Massaker in Nordirland, gefolgt von dem Streik bei Lordstown GM in den USA und dem Generalstreik in Quebec im April. Am 30. März begann in Vietnam die Osteroffensive des Vietcong, die in den USA erneut Massenproteste gegen den Vietnamkrieg auslöste. Am 23. September verhängte der philippinische Präsident Ferdinand Marcos das Kriegsrecht.
Anfang 1973 wurde die Wehrpflicht in den USA abgeschafft, was zum endgültigen Zusammenbruch der Antikriegsbewegung führte, da breite Schichten von Studierenden aus der Mittelschicht ihren Karrieren nachgehen wollten und sich immer stärker nach rechts wandten. Weitere wichtige Weltereignisse in diesem Jahr waren der chilenische Staatsstreich vom 11. September, der arabisch-israelische Krieg und das Ölembargo der OPEC gegen Länder, die Israel unterstützt hatten, das zu einer Vervierfachung der Ölpreise führte.
Im Februar 1974 stürzte die Tory-Regierung in Großbritannien, später die Salazar-Diktatur in Portugal und die Militärjunta in Griechenland. Schließlich musste US-Präsident Richard Nixon am 8. August 1974 wegen des Watergate-Skandals zurücktreten. Das war nur drei Wochen vor der Sommerschule der Workers League, auf der beschlossen wurde, Wohlforth als nationalen Sekretär abzulösen.
Innerhalb des IKVI markierten die frühen 1970er Jahre, in denen sich die Sektionen auf uneinheitliche und widersprüchliche Weise entwickelten, einen Wendepunkt. Während die SLL nach der Spaltung mit Pablo im Jahr 1953 bedeutende Fortschritte gemacht und im IKVI eine wichtige Führungsrolle übernommen hatte, nahmen Ende der 1960er und insbesondere Anfang der 1970er Jahre bestimmte Aspekte ihrer Arbeit einen zunehmend negativen Charakter an.
Die britische Sektion konzentrierte sich in erster Linie auf die nationale Entwicklung, auf Kosten der politischen Klärung innerhalb des IK. Ausführlich wird das dokumentiert in „Wie die Workers Revolutionary Party den Trotzkismus verraten hat“. Die wichtigsten Auswirkungen dieses immer stärkeren Abdriftens von geduldiger und prinzipientreuer Politik in dieser Zeit waren die Spaltung mit der OCI 1971, die Gründung der WRP 1973 auf Grundlage eines zentristischen Programms und der Ausschluss von Alan Thornett 1974.
Wie die Genossen Peter und Sam in ihrem Vortrag aufgezeigt haben, wurden viele Fragen im Zusammenhang mit der Spaltung von der OCI in dieser Zeit in der Bewegung nicht geklärt, wodurch die historische Kontinuität des Trotzkismus in Frankreich für die nächsten Jahrzehnte unterbrochen wurde. Auch beim Ausschluss von Thornett wurde den zentralen politischen Fragen ausgewichen, was Hunderte von Mitgliedern, vor allem Arbeiter, bewog, die WRP zu verlassen.
Diese Entwicklungen fanden zeitgleich mit der zunehmenden Krise in der Workers League zwischen 1971 und 1974 statt. In gewisser Weise war Wohlforths pragmatische Herangehensweise ein Spiegelbild der wachsenden Orientierungslosigkeit der WRP, insofern er die Praktiken der britischen Sektion einfach kopierte, ohne innerhalb der Workers League politische Klarheit darüber herbeizuführen.
Zu den frühesten Anzeichen dieses Prozesses gehörte Wohlforths öffentliche Ankündigung aus heiterem Himmel im Juni 1971, dass das Bulletin als Tageszeitung erscheinen werde. Diese Entscheidung wurde ohne vorherige Diskussion im IKVI getroffen. Wohlforth übertrug einfach die Praxis der SLL, die 1969 die Workers Press als Tageszeitung herausgebracht hatte, auf die US-Sektion. In mehreren Briefen, die in Band 7 von „Trotskyism versus Revisionism“ enthalten sind, machte Healy den pragmatischen Charakter von Wohlforths Entscheidung deutlich und konnte so die verfrühte Umstellung auf eine Tageszeitung noch verhindern.
Ein weiteres Zeichen für Wohlforths Fehlorientierung war die Verlagerung des Schwerpunkts der Parteiarbeit auf eine „Hinwendung zur Jugend“ im Jahr 1971, was ebenfalls eine Kopie einer ähnlichen Initiative in Großbritannien war. Die Parteiarbeit bestand nun hauptsächlich darin, in den Arbeitervierteln der Minderheiten Abo-Kampagnen für das Bulletin durchzuführen, womit man vor allem Jugendliche aus der Oberschicht rekrutierte.
Dies führte zwar zu einigen wichtigen Erfolgen und zur Gründung der Young Socialists im Dezember 1971. Aber Wohlforth wurde gegenüber erfahreneren Genossinnen und Genossen in der Partei immer feindseliger und betrachtete die Arbeit in den Gewerkschaften als nicht mehr „fruchtbar“. In vielen seiner Schriften der folgenden Jahre und in seinem Rücktrittsschreiben ging es Wohlforth in erster Linie um den „Aufbau einer Jugendbewegung der Arbeiterklasse“. Diese Linie wurde auf einer pragmatischen Basis verfolgt, ohne den neuen Mitgliedern die notwendige politische und historische Bildung zu vermitteln.
Auf dem Parteitag im Januar 1972 wurde Genosse Fred Mazelis, ein Gründungsmitglied der Workers League und eins der neun Mitglieder, die 1964 aus der SWP ausgeschlossen worden waren, zusammen mit anderen erfahreneren Genossen aus dem Zentralkomitee abgewählt und durch Jugendliche ersetzt, die gerade erst der Partei beigetreten waren. Genosse David North wurde beschimpft, weil er „der Jugend Moralpredigten hielt“, obwohl er selbst erst 22 Jahre alt war. Genosse Mazelis wurde erst später und auf Drängen der SLL wieder in das Zentralkomitee (ZK) berufen, während mehrere Jugendliche, die in das ZK berufen worden waren, die Partei bald wieder verließen.
In den Monaten nach dem Parteitag im Januar 1972 ließ Wohlforth die Kampagne für eine Labor Party immer mehr schleifen. Sie war in der amerikanischen Sektion ein zentrales politisches Thema gewesen, das auf die Diskussionen mit Leo Trotzki in den 1930er Jahren zurückging. Die SWP ließ das Thema erst in den 1950er Jahren fallen. Diskussionen mit der SLL führten dazu, dass diese Forderung bei der Gründung der Workers League wieder aufgenommen und zu einer Kernforderung der Partei gemacht wurde. Doch es existierte immer eine Tendenz, die Forderung nach einer Labor Party aus dem Fokus zu nehmen und sie mit verschiedenen Anpassungen an die kleinbürgerliche Politik zu verschmelzen.
Erst nach der Intervention von IKVI-Genossen Anfang 1972 richtete Wohlforth sein Augenmerk wieder auf diese Kernforderung. Ein Ergebnis davon war die Veröffentlichung von „The Case for a Labor Party“ im Frühsommer 1972. Dieses wichtige Pamphlet fand großen Anklang und wurde rund 75.000 Mal verkauft. Im Oktober 1972 fand in Chicago die Gründungskonferenz der Trade Union Alliance for a Labor Party (TUALP) statt.
Im Frühjahr 1972 startete Wohlforth die Kampagne um die Insassen der Haftanstalten, die die Gefangenen als die nächste große revolutionäre Kraft in der amerikanischen Gesellschaft darstellte. Wohlforth zog einen völlig falschen Vergleich mit den politischen Gefangenen der russischen Revolutionsbewegung, zu denen auch Leo Trotzki gehört hatte. Auf der Sommerschule in Großbritannien im selben Jahr übte Mike Banda scharfe Kritik daran.
Im Dezember 1972 schrieb Wohlforth den oben zitierten Nachruf auf Shachtman. Im darauffolgenden Frühjahr 1973 organisierte er eine Reihe von öffentlichen Diskussionsveranstaltungen mit dem Spartakistenführer James Robertson über die Geschichte der Vierten Internationale. Diese Hinwendung zum Bodensatz des bürgerlichen Radikalismus war ein deutliches Zeichen dafür, dass Wohlforth mit seiner Vergangenheit in diesem Milieu nicht gebrochen hatte und auf einen rechten Kurs eingeschwenkt war.
Im August 1973 holte er Nancy Fields, die im Sekretariat der Partei arbeitete, in die Führung der Workers League. Nur wenige Monate zuvor war Wohlforth eine Beziehung mit Fields eingegangen, ein Ausdruck seiner zunehmend subjektiven und opportunistischen Politik. Das Jahr darauf, 1974, war von einer tiefen Krise geprägt, die die Workers League und die trotzkistische Bewegung in den Vereinigten Staaten beinahe zerstört hätte.
In der Broschüre „The Fourth International and the Renegade Wohlforth“ (Die Vierte Internationale und der Renegat Wohforth) beschreibt Genosse North diesen Prozess so:
Nach dem ersten Sommerlager lief Fields, die von Wohlforth aus rein persönlichen Gründen in die Führung geholt worden war, in der Workers League Amok.
Wo immer sie auftauchte, hinterließ Fields eine Spur der politischen Zerstörung. Sie wurde Wohlforths unzertrennliche Reisegefährtin und Vollstreckerin. Sie reisten durch das ganze Land und gaben dabei Tausende von Dollars aus, um ein Zerstörungswerk durchzuführen, wie es die Workers League noch nie erlebt hatte. Sie lösten Ortsverbände auf, drohten Mitgliedern mit Ausschluss und arbeiteten mit den übelsten fraktionellen Intrigen, um Genossen aus der Workers League zu vertreiben. Die so genannten „Reisen durch das Land“ von Wohlforth und Fields glichen eher Flitterwochen als politischen Interventionen.[4]
In einem bemerkenswerten Brief, den Wohlforth am 19. Juli 1974 an Healy schrieb und der in „The Fourth International and the Renegade Wohlforth“ ausführlich zitiert wird, schrieb er, nachdem er festgestellt hatte, dass kürzlich etwa 100 Genossen die Partei verlassen hatten:
Diese Zahl bezieht sich nur auf Leute, die eine ganze Weile in der Partei waren und wichtige Rollen spielten, nicht auf diejenigen, die rein- und rausgehen, d.h. die normale Auslese der Mitgliedschaft. Der Großteil dieser Leute ging in der Vorbereitungsperiode für das Sommerlager, das den entscheidenden Wendepunkt in der Geschichte der League bildete, und in der Zeit danach.
Selbst diese Zahl zeigt noch nicht das wahre Ausmaß dieses Prozesses. Beinahe die Hälfte derjenigen, die gingen, stammte aus New York City. Fast das halbe Nationalkomitee und Politische Komitee waren betroffen. Praktisch die gesamte alte Jugendführung war betroffen. (…)
Besonders bemerkenswert daran ist, dass die bereinigte Mitgliederzahl jetzt zwar vielleicht (!) etwas, aber nicht wesentlich (!!) geringer ist als vor einem Jahr, die Partei aber in jeder anderen Hinsicht viel stärker (!!!) ist ... (Hervorhebung hinzugefügt)[5]
Wohlforth fügte hinzu:
Was Intellektuelle angeht, so sind wir praktisch am Ende – eine einzige, schweinische Desertion. Was in diesem Bereich geschieht, bleibt an mir und Nancy hängen. Wir haben nichts mehr in den Universitäten – und ich meine wirklich: nichts (...)
Was die Gewerkschaften betrifft, so ist unsere alte, im Wesentlichen zentristische Arbeit in den Gewerkschaften, besonders in der SSEU, gerade wegen unseres Kampfs, ihren Charakter zu ändern und sie auf die Jugend auszurichten, zusammengebrochen.[6]
Was Wohlforth in diesem Brief beschrieb, war die Praxis des Liquidatorentums schlechthin. Auch wenn er sich dessen damals vielleicht nicht bewusst war, waren seine falsche Orientierung und sein prinzipienloses Verhalten direkter Ausdruck seines politischen Abgleitens zum pablistischen Revisionismus. Dieses sollte in seiner schnellen Rückkehr zur SWP gipfeln, als er einmal die Workers League verlassen hatte.
Die Sommerschule im August 1974 wurde dann zu einem entscheidenden Ereignis in der Geschichte des IKVI. Auf einer Sitzung des Zentralkomitees der Workers League am Abend des 30. August, an der auch Gerry Healy und Cliff Slaughter teilnahmen, wurden die schrecklichen Erfahrungen des vergangenen Jahres endlich aufgedeckt. Am folgenden Abend wurde bekannt, dass Nancy Fields familiäre Verbindungen zur CIA hatte. Wohlforth hatte dies verschwiegen und erklärt: „Ich hielt das nicht für wichtig.“ Daraufhin stimmte das gesamte Zentralkomitee, Wohlforth und Fields eingeschlossen, dafür, Wohlforth als nationalen Sekretär abzusetzen und Fields von der Mitgliedschaft zu suspendieren, bis eine Untersuchungskommission ihre Verbindungen zur CIA untersucht haben würde.
Im Monat darauf, als klar wurde, dass die Untersuchung stattfinden würde, trat Wohlforth am 29. September 1974 ohne Vorwarnung aus der Workers League aus. Als ihn Genosse Mazelis und Mike Banda im Oktober in seiner Wohnung besuchten, weigerte er sich, Fragen der Kommission zu beantworten, und lehnte es ab, seine politische Tätigkeit wieder aufzunehmen.
Nur drei Monate später, im Januar 1975, veröffentlichte Wohlforth eine subjektive Hetzschrift gegen das IKVI mit dem Titel „The Workers League and the International Committee“. Das war sein endgültiger Bruch mit der trotzkistischen Bewegung. Wohlforth erhielt sofort Unterstützung von den Spartakisten und der SWP. Hansen veröffentlichte Wohlforths Dokument in der Intercontinental Press und kommentierte, seine „Aufrichtigkeit ist unbestreitbar, und für sein nächstes Projekt kann man ihm nur Glück wünschen.“[7]
Die erste Erklärung der Workers League zu Wohlforths Rücktritt war „What Makes Wohlforth Run?“ („Was Wohlforth wegtreibt“), und sie ist ebenfalls in Band 7 enthalten. Sie wurde im zweimal wöchentlich erscheinenden Bulletin in der Ausgabe vom 15. April 1975 als Polemik gegen Wohlforths Dokument vom 31. Januar 1975 veröffentlicht. Ohne hier ins Detail zu gehen, können wir es insgesamt als starkes Dokument bezeichnen, das die wachsende politische Reife der Führung der Workers League zeigt. Es wurde, mit Unterstützung der SLL, von einer Gruppe von Genossen in der Parteiführung verfasst und vom Politischen Komitee einstimmig angenommen.
Die Serie „Die Vierte Internationale und der Renegat Wohlforth“
Ein wichtiger Aspekt von Wohlforths Anschuldigungen gegen das IKVI war seine Behauptung, dass die Bedenken über Sicherheit und die familiären Verbindungen von Nancy Fields zur CIA ein Beweis für Healys „Wahnsinn“ seien. Joseph Hansen, der am Tag der Ermordung Trotzkis einer der Wachposten gewesen war, ging sogar noch weiter und nannte diese Sicherheitsbedenken „paranoid“. Das IKVI nahm diese provokante Ablehnung der Parteisicherheit durch Hansen äußerst ernst. Auf seinem Sechsten Kongress im Mai 1975 beschloss es, eine Untersuchung der Ereignisse rund um den Mord an Leo Trotzki einzuleiten. Die ersten Ergebnisse wurden unter dem Titel „Sicherheit und die Vierte Internationale“ veröffentlicht.
Einen Monat darauf, am 24. Juni 1975, beantragte Wohlforth in einem Brief an Jack Barnes die Wiederaufnahme in die SWP für sich selbst und Nancy Fields. Irgendwann später im Jahr wurde ihrem Antrag stattgegeben.
In dem Brief, der im Band 7 enthalten ist, finden sich diese außergewöhnlichen Passagen, die zeigen, dass Wohlforth die Prinzipien, für die er seit 1961 gekämpft hatte, inzwischen vollständig zurückwies:
Wir glauben, dass die SWP innerhalb der internationalen Bewegung eine prinzipientreue Position zu den Grundlagen des Trotzkismus eingenommen und viel Geduld aufgebracht hat, die wegen der Unerfahrenheit und Frische vieler Kräfte in einer Reihe von Ländern notwendig war (...)
Wie ihr wisst, sind wir seit einigen Jahren Verbündete in der sozialistischen Bewegung. Trotz unserer jüngsten Erfahrungen sind wir entschlossen, auf jede erdenkliche Weise zum Aufbau der revolutionären Partei beizutragen. Wir sind von der sozialistischen Zukunft der USA und der Welt überzeugt. Wir wissen, dass der Aufbau einer revolutionären Partei für diese Zukunft unerlässlich ist. Wir sind Parteimenschen.
Deshalb möchten wir die Mitgliedschaft in der SWP beantragen und in jeder möglichen Weise zu ihrer Entwicklung beitragen.[8]
Noch einmal: Dieser Brief wurde im Juni 1975 geschrieben. Zu dieser Zeit waren Hansen und die Pablisten für die katastrophalen Auswirkungen des Guerillakrieges in ganz Lateinamerika und anderen Teilen der Welt verantwortlich, wie Tomas in seinem Vortrag erklärt hat. Allendes Sturz in Chile lag noch keine zwei Jahre zurück, aber Wohlforth behauptete, dass „die SWP innerhalb der internationalen Bewegung eine prinzipielle Position zu den Grundlagen des Trotzkismus eingenommen“ habe.
Am 10. November 1975 veröffentlichten Wohlforth und Fields einen Artikel in der Intercontinental Press, dem Organ des pablistischen Vereinigten Sekretariats. Schon bald schrieben sie regelmäßig für dieses Blatt und die Zeitung der SWP, The Militant. Im November/Dezember 1975 erschienen Artikel von Hansen und Novack, in denen die SWP die Untersuchung „Sicherheit“ verurteilte. Im Januar 1976 erhob das IKVI gegen Hansen die Anklage, „Komplize der GPU“ zu sein.
Inmitten dieses sich verschärfenden Konflikts um die Untersuchung „Sicherheit“ vertieften sich die Kader der Workers League mehr und mehr in die Geschichte des Trotzkismus und griffen in zahlreiche Kämpfe der Arbeiterklasse ein.
Dazu heißt es in den „historischen und internationalen Grundlagen der SEP (USA)“:
Wohlforths politische Desertion markierte einen Wendepunkt für die Workers League als trotzkistische Organisation. In Wohlforths Rückzug und seiner nachfolgenden Zurückweisung der eigenen politischen Geschichte drückten sich nicht nur persönliche Schwächen aus. Darin zeigten sich auch spezifische Eigenschaften des kleinbürgerlichen Radikalismus amerikanischer Prägung – insbesondere seine Verachtung gegenüber theoretischer Konsistenz und eine pragmatische Geringschätzung der Geschichte.
Die Workers League verstand, dass die Krise, die sie in den Jahren 1973–1974 erlebt hatte, mehr verlangte als eine Kritik an Wohlforths Fehlverhalten. Als Reaktion auf Wohlforths Rückzug und seine Tiraden gegen das IKVI begann die Workers League, die Geschichte der Vierten Internationale umfassend aufzuarbeiten. Eben diese Betonung der politischen Erfahrung der trotzkistischen Bewegung im Kontext der objektiven Entwicklung des Weltkapitalismus und internationalen Klassenkampfes wurde zum wesentlichen und herausragenden Merkmal der Workers League. Die Entwicklung einer marxistischen Perspektive und strategischen Orientierung für die Arbeiterklasse, erklärte die Workers League, war nur dann möglich, wenn das ganze Gewicht der historischen Erfahrung der marxistischen Bewegung in der Analyse des zeitgenössischen sozioökonomischen Prozesses zum Tragen kommt.[9]
Das Dokument „The Fourth International and the Renegade Wohlforth“ („Die Vierte Internationale und der Renegat Wohlforth“) stellt einen Meilenstein im Wachstum der politischen Reife der Workers League nach Wohlforths Austritt dar. Das Dokument wurde in mehreren Teilen zwischen dem 30. März und dem 14. Mai 1976 veröffentlicht und hauptsächlich von Genosse North verfasst, der auf dem Parteitag im Januar 1976 zum nationalen Sekretär der Workers League gewählt worden war. Alex Steiner war der Hauptautor des zweiten Artikels, der sich auf philosophische Fragen fokussiert.
Bei der Lektüre dieses Dokuments fällt auf, welch enorme Entwicklung die Workers League in nur einem Jahr seit dem Erscheinen von „Was Wohlforth wegtreibt“ genommen hat. Die Schrift ist eine vernichtende Polemik gegen Wohlforth, der zu diesem Zeitpunkt praktisch jede politische Position übernommen hatte, gegen die er während seiner Zeit als nationaler Sekretär der Workers League gekämpft hatte.
Es handelt sich um ein äußerst reichhaltiges Dokument, das sich auf eine breite Auswahl von Werken von Marx, Engels, Lenin und Trotzki stützt. Gleichzeitig führt es Wohlforths frühere Schriften gegen seine neuen revisionistischen Positionen ins Feld. Es ist die ausführlichste Erklärung zu Wohlforths Rücktritt und etwa doppelt so lang wie „Was Wohlforth wegtreibt“.
Die Artikelserie beginnt damit, Wohlforths Bruch mit der Workers League und seine Rückkehr zur SWP in einen größeren objektiven Zusammenhang zu stellen. Besonderes Augenmerk wird dabei auf die Wirtschaftskrise gelegt und festgestellt:
Der Kapitalismus befindet sich international in der tiefsten Wirtschaftskrise seiner Geschichte, und das Scheitern der Bretton-Woods-Politik der Nachkriegszeit lässt keine Möglichkeiten mehr für keynesianische Kreditausweitung, um alle großen kapitalistischen Länder aus dem Griff der Krise zu befreien.[10]
Das Dokument betont das revolutionäre Potenzial in dieser Situation und stellt fest, dass die Rolle der SWP in dieser Periode entscheidend sein wird, um die Revolution zu verhindern, wobei Wohlforths Wiedereintritt in die SWP und die Denunziation des IKVI diese Ziele erleichtern.
Der erste Artikel in dieser Serie hieß „Die Wohlforth-Schule der Fälschung“. Darin entlarvt North Wohlforths lügnerische Behauptungen, indem er noch einmal die Fakten zu seinem Rücktritt aufführt und feststellt:
Mit seiner Rückkehr zur SWP bricht Wohlforth endgültig mit dem Marxismus. Sein Bündnis mit dem GPU-Komplizen Hansen ist sein Bündnis mit der Konterrevolution. Der Zynismus und die Eile, mit der Wohlforth seinen Bruch mit der revolutionären Bewegung vollzog und ins Lager des Feindes überging, sind ziemlich beispiellos. Er vereint sich mit Hansen und der SWP, ohne auch nur im Geringsten zu erklären, wie er dazu kam, seine früheren Ansichten zu ändern.[11]
Zu den Stärken der Polemik zählt, dass sie immer wieder Zitate aus Wohlforths eigenen Schriften aus seiner Zeit in der Workers League anführt, die das genaue Gegenteil von allem sind, was er nach seinem Eintritt in die SWP geschrieben hat.
In diesem ersten Artikel macht North auf die plötzliche Veränderung von Wohlforths Meinung über Hansen aufmerksam:
Bevor Wohlforth den Marxismus zurückwies, brachte er die Degeneration der Socialist Workers Party ausdrücklich damit in Verbindung, dass Joseph Hansen zu ihrer führenden Figur aufstieg. In seiner ausführlichen Einschätzung der Geschichte der Socialist Workers Party, die 1971 als Buch erschien, schrieb Wohlforth:
„Hansens Rolle als Theoretiker in der Nachkriegsgeschichte der SWP war keine persönliche Angelegenheit. Er verkörperte – vielleicht etwas grotesker als andere – die empirische Methode der SWP. Seine Theorien waren impressionistische Reaktionen auf aktuelle Entwicklungen oder dienten politischen und fraktionellen Zwecken. Theoretische Positionen wurden bedenkenlos verworfen, wenn sich entweder die objektive Situation oder die fraktionellen Bedürfnisse geändert hatten. (...) Nur eine Partei, die unheilbar am Empirismus erkrankt ist, kann so einer Person eine führende Position in ihrer zentralen Führung einräumen.“ (Wohlforth, „The Struggle for Marxism in the United States”, Labor Publications, S. 140) [12]
North kommentiert: „Eine vernichtende politische Einschätzung von Hansen, die Wohlforth lieber vergessen würde.“ North zitiert auch einen früheren Artikel von Wohlforth, „Joseph Hansen – An Aging Liar Peddles His Wares“, (Joseph Hansen – ein alternder Lügner bietet seine Waren feil), der am 14. Juni 1974, nur drei Monate vor seinem Rücktritt, erschienen war.
Der zweite und längste Artikel der Reihe, „In the Footsteps of Kant“ (In den Fußstapfen Kants), befasst sich mit den philosophischen Positionen, die Wohlforth nach seinem Austritt aus der Workers League in seinen Schriften vertrat und die im Wesentlichen ein Ausdruck von Kantianismus und Pragmatismus waren.
Dies war der einzige Artikel der Reihe, den Alex Steiner schrieb, der damals noch eine wichtige Rolle als Mitglied der Workers League spielte. Wie ihr wisst, Genossen, verließ Steiner im September 1978 die Workers League und sagte sich von revolutionärer Politik los, gefolgt von Frank Brenner im Januar 1979. Mitte der 2000er Jahre griffen beide das IKVI vehement an.
In seinem Buch „Die Frankfurter Schule, die Postmoderne und die Politik der Pseudolinken - Eine Marxistische Kritik“, das alle Genossen unbedingt studieren müssen, unterzieht North die von Steiner und Brenner aufgeworfenen Fragen einer gründlichen Kritik. Darin werden viele der grundlegenden politischen und philosophischen Fragen behandelt, die das 20. Jahrhundert beherrschten und auch heute noch Einfluss an den Universitäten und in der Gesellschaft insgesamt ausüben.
Steiners Artikel hat einige Schwächen und bleibt in mehreren Punkten ziemlich abstrakt. Außerdem beginnt er mit einer falschen Analyse der Spaltung mit der OCI und des Ausschlusses von Thornett, die die Linie der WRP wiederholt, dass es sich dabei im Wesentlichen um philosophische Differenzen gehandelt habe. Aber im Großen und Ganzen leistet der Artikel eine korrekte Analyse von Wohlforths Positionen. Er enthält wichtige Passagen über Pragmatismus, Empirismus und Kantianismus, und er hält den dialektischen Materialismus als philosophische Grundlage des Marxismus hoch.
Die zentrale philosophische Frage, um die es in dem Artikel geht, ist Wohlforths Ablehnung der Existenz des Allgemeinen in der Natur. Eine wichtige Passage fasst dies so zusammen:
Weil er die objektive Existenz des Allgemeinen in der Natur leugnet, muss Wohlforth die Einheit, die gegenseitige Durchdringung und die Kausalität, die in der Natur wirken, leugnen. Indem er das Denken und die Wahrnehmung von der universellen Materie in Bewegung trennt, lehnt Wohlforth die materialistische Grundlage aller Erkenntnis ab. Die Erkenntnis hört daher auf, eine Praxis zu sein, und wird, wie Wohlforth treffend sagt, zu einem „geistigen Prozess“ – der subjektive, von der Außenwelt unabhängige Denker. Wohlforths Leugnung von Kausalität und objektiver Notwendigkeit in der Natur und im Denken beinhaltet auch eine vollständige Ablehnung des historischen Materialismus. Die Gesellschaft und die Rollen von Klassen werden völlig losgelöst von ihrem gesetzmäßigen und notwendigen Entstehungsprozess betrachtet.[13]
Bezeichnenderweise stehen die in diesem Artikel vertretenen Positionen in direktem Gegensatz zu denen, die Steiner später vorbringen sollte. Steiner schreibt:
Wie jeder Revisionist wollen Thornett und Wohlforth die grundlegende Frage der Philosophie, Materialismus oder Idealismus, einfach abtun und als gegeben hinnehmen. Wohlforth glaubt, er könne jeden idealistischen Quatsch schreiben, solange er hin und wieder ein Lippenbekenntnis zum Materialismus ablegt.[14]
Dasselbe konnte man später auch von Steiner selbst sagen, der in einer Diskussion mit Genosse North 1999 erklärte, er stimme nicht mit Engels darin überein, dass das Verhältnis zwischen Materialismus und Idealismus die Grundfrage der Philosophie sei.
Dieser Artikel über Philosophie bezeugt, dass Wohlforths Abkehr vom Marxismus und der Arbeiterklasse kein einzelnes Ereignis war, sondern Teil einer breiteren Rechtsbewegung großer Teile der Mittelschicht in den 1970er Jahren, die später auch Steiner und Brenner erfasste. Tatsächlich gab es eine Reihe von Gemeinsamkeiten zwischen Wohlforth und Steiner, denn beide waren zutiefst subjektiv, weit vom Klassenkampf entfernt und auf kleinbürgerliche Politik ausgerichtet.
In seinem Eröffnungsbericht an den zweiten Nationalen Parteitag der Socialist Equality Party (US) im Juli 2012, „Die theoretischen und historischen Wurzeln der Pseudolinken“, der in dem Buch „Die Frankfurter Schule, die Postmoderne und die Politik der Pseudolinken“ enthalten ist, kommentierte North den Rechtsruck dieser sozialen Schicht:
Als die kleinbürgerliche Antikriegsbewegung nach dem Vietnamkrieg zusammenbrach, traten die Folgen der gesellschaftlichen Unterschiede innerhalb der Workers League sichtbarer hervor. Natürlich wurde die Entwicklung eines einzelnen Mitglieds nicht unmittelbar durch seinen oder ihren sozialen Hintergrund bestimmt. Dennoch spiegelte der enorme Mitgliederverlust in den Jahren 1973–1974 eine allgemeinere gesellschaftliche und politische Entwicklung wider, wenn auch das destruktive Verhalten von Wohlforth und seiner Freundin Nancy Fields sicherlich dazu beigetragen hatte. Teile der Mittelklasse, die in den 1960er Jahren radikalisiert worden waren, hatten es eilig, in ihr vertrautes soziales Milieu zurückzukehren. Diese Reise führte sie zwangsläufig in die Sphäre der bürgerlichen Politik zurück. (Hervorhebung hinzugefügt)[15]
Der dritte Abschnitt der Serie mit dem Titel „Der lange Weg zurück zu Pablo“ greift Wohlforths Aussage auf: „In der Vergangenheit führte die trotzkistische Bewegung weitgehend ein Propagandadasein“, was seiner Meinung nach bedeutete, dass „eine wirkliche Auslese der revolutionären Kräfte nicht stattfinden“ könne.[16]
North entgegnet: „Was Wohlforth zu leugnen versucht, ist die historische Kontinuität der trotzkistischen Bewegung.“[17] North geht dann ausführlich auf den Kampf des IKVI gegen den Pablismus und die Spaltungen 1953 und 1963 ein und kommt zu dem Schluss:
Der Kampf des Internationalen Komitees gegen den Pablismus ist ein ebenso wichtiges Kapitel in der Geschichte des Marxismus wie der Kampf des Bolschewismus gegen den Menschewismus zwischen 1903 und 1917. Oder genauer gesagt, der Kampf gegen den Pablismus stellt die höchste Entwicklung des Marxismus dar, da er sich auf alle gesammelten Lehren aus dem Kampf gegen den Revisionismus stützt, der auf die große Spaltung zwischen Bolschewismus und Menschewismus um die Jahrhundertwende zurückgeht.[18]
North zitiert dann ausführlich aus drei Briefen, die Wohlforth am 31. Mai, 7. Juni und 14. Juni 1974 an Healy geschrieben hatte, kurz bevor er aus der Workers League austrat. In jedem dieser Briefe betonte er die Bedeutung der Spaltung von 1953, die er als „von größter Wichtigkeit' bezeichnete, und schlug vor, eine Reihe von Artikeln über den Kampf gegen den Pablismus zu schreiben.
Im Brief vom 7. Juni griff Wohlforth seinen zukünftigen Verbündeten Hansen ausdrücklich an:
In der Tat scheint es mir jetzt, dass die Internationale Resolution der SWP von 1961 eine sehr bewusste und völlig zynische Aktion war. Hansen hat sich tatsächlich die Mühe gemacht, genau die pablistischen Formulierungen in das Dokument aufzunehmen, die die SWP 1953 angeprangert hatte. Mehr als alles andere wirft das die Frage nach dem Charakter des Mannes auf. Das Dokument war ein offener und unverhohlener Versuch, auf die Geschichte der SWP zu spucken.[19]
Die darauf folgenden drei Artikel sind in der Serie besonders wichtig. Sie konzentrieren sich auf Wohlforths Zurückweisung der marxistischen Positionen zur Revolution, zur Avantgardepartei, zur Epoche des Imperialismus und zur Rassenpolitik.
Der vierte Artikel, „Reform oder Revolution?“, befasst sich mit Wohlforths verzerrter Darstellung des Manifests des Sechsten Kongresses des Internationalen Komitees.
Im Besonderen nimmt Wohlforth Anstoß an der folgenden Passage des Manifests:
In allen kapitalistischen Ländern steht jetzt der Ausbruch von Massenkämpfen bevor, bei denen die vordringlichste Aufgabe die tatsächliche Vorbereitung der Arbeiterklasse auf die Übernahme der Staatsmacht ist.
Kein einziges brennendes Problem der Arbeiterklasse in Großbritannien, den Vereinigten Staaten oder irgendeinem anderen Land kann ohne die Vorbereitung des Kampfes um die Staatsmacht gelöst werden.
Jede elementare Forderung der Arbeiterklasse, jede Verteidigung vergangener Errungenschaften, jeder Versuch des kapitalistischen Staates, die Gewerkschaften zu kontrollieren, rückt die beiden großen Notwendigkeiten für die Arbeiterklasse in den Mittelpunkt: die Vorbereitung der Eroberung der Staatsmacht und den Aufbau der revolutionären Partei, die diesen Kampf um die Macht führen soll.[20]
Nachdem er eine ähnliche Aussage in einem Artikel von Alex Steiner zitiert hatte, antwortete Wohlforth:
Nun, Genossen Healy und Steiner, ihr könnt uns auf die Liste derer setzen, die bestreiten, dass die Aufgabe heute auf internationaler Ebene die „unmittelbare praktische Aufgabe“ des Kampfes um die Macht ist![21]
North bemerkt dazu: „Wohlforth hat die stinkende Leiche der Sozialdemokratie aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg exhumiert und sie – ebenso wie seine Ignoranz – zur Schau gestellt.“[22] Er zitiert dann ausführlich Lenin und Trotzki, um die marxistische Auffassung des Wesens der imperialistischen Epoche deutlich zu machen.
In einer Passage, die für diese Schulungswoche und unsere politische Arbeit heute von enormer Bedeutung ist, schrieb North:
Die absichtliche Verwechslung zwischen der Vorbereitung auf die Macht und der Machtergreifung, die Wohlforth einzuführen versucht, und auf die wir bereits hingewiesen haben, ist nicht nur das Ergebnis seiner unverbesserlichen Unehrlichkeit; vielmehr zeigt sie, dass er hoffnungslos in reformistischen Denkmustern gefangen ist, in denen einzelne Stadien durch eine undurchdringliche Wand voneinander getrennt sind.
Ausgehend von der historischen Einschätzung der Epoche sagen wir unzweideutig, dass nur die Partei, die die Machtübernahme vorbereitet, auch die Macht ergreifen wird. Die Vorbereitung auf die Macht muss in der täglichen Arbeit der Partei allgegenwärtig sein.
Nur so kann ein wirklich revolutionärer Kader aufgebaut, ausgebildet und auf die titanischen Klassenkämpfe vorbereitet werden, die in der Machtergreifung der Arbeiterklasse, der Diktatur des Proletariats und der Zerstörung des bürgerlichen Staates gipfeln werden.[23]
In dem Artikel heißt es weiter, dass Wohlforths aktuelle Position eine Umkehrung der früheren extremen Position war, die er 1972–1973 vertreten hatte, als er „behauptete, dass die amerikanische Revolution kurz bevorstehe“.[24]
Oft musste das IKVI Wohlforths zügellosen Impressionismus bremsen. Beispielhaft dafür ist ein Brief von Mike Banda vom Februar 1973. Darin warnte er vor der
Vorstellung, dass die Entwicklung in den USA nur in ‚Sprüngen‘ vor sich gehen wird. Das wäre falsch und sehr gefährlich. Es wird nicht nur ‚Sprünge‘ geben, sondern auch eine beträchtliche Plackerei und mühselige Kleinarbeit im Kampf gegen die Stalinisten und Revisionisten, was große theoretische Festigkeit und taktische Geschicklichkeit erfordern wird (...) Die Aufgabe besteht darin, die Avantgarde der Arbeiterklasse zu organisieren und für den Trotzkismus zu gewinnen und die Grundlage für die revolutionäre Partei zu schaffen.[25]
Der Artikel endet mit einem Zitat aus Trotzkis Schrift „Wohin geht Frankreich?“, in der er die Bedeutung des subjektiven Faktors, der Partei, betont:
Das politische Kräfteverhältnis wird nicht allein durch objektive Faktoren bestimmt (Rolle in der Produktion, Anzahl usw.), sondern auch durch subjektive Faktoren: Das Bewusstsein der Kraft ist der wichtigste Bestandteil wirklicher Kraft.[26]
North kommt zu dem Schluss:
Die Arbeiterklasse erlangt dieses Bewusstsein durch den Kampf der revolutionären Partei, die ihre gesamte historische Erfahrung verkörpert und diese in alle Entwicklungen des Klassenkampfes einbringt.
Die Arbeiterklasse wird in dem Maße gestärkt, in dem die revolutionäre Partei den Krieg gegen alle revisionistischen Kräfte führt, die den Druck des Imperialismus in den Reihen des Proletariats widerspiegeln.
Die Niederringung dieser Kräfte ist der höchste Punkt in der Vorbereitung der Arbeiterklasse auf die Macht. Als die Workers League Wohlforth entlarvte und diese eiternde Wunde innerhalb ihrer Bewegung ausmerzte, hat das die amerikanische Arbeiterklasse immens gestärkt.[27]
Auch der fünfte Artikel, „A Subjective Idealist on War“ (Ein subjektiver Idealist über den Krieg), ist für unsere politische Arbeit und Perspektive heute ebenfalls sehr wichtig. Er geht vor allem darauf ein, dass Wohlforth die Warnungen des IKVI vor der Gefahr eines dritten Weltkriegs verurteilt, weil sie laut Wohlforth „den enormen Mangel an Vertrauen in die Arbeiterklasse ausdrücken, der Healy und alle Ultralinken auszeichnet“[28]
North weist darauf hin, dass Lenin unsere Epoche als eine Epoche von Kriegen und Revolutionen charakterisiert hat, und er zitiert aus Trotzkis Aufsatz „Krieg und die Vierte Internationale“ aus dem Jahr 1934: „Alle Regierungen fürchten den Krieg. Aber keine einzige Regierung hat freie Wahl. Ohne proletarische Revolution ist ein neuer Weltkrieg unabwendbar.“[29]
North schreibt dann:
Als Marxisten gilt unser Interesse den Gesetzen der historischen Entwicklung. Sie ändern sich nicht durch „Zuversicht“ oder andere anregende Emotionen. Wer gegen den Rat seiner Ärzte Gift trinkt, weil er „Vertrauen“ in seinen Magen hat, wird zu Recht als Idiot gelten. Ein Mensch, der die Kriegsgefahr außer Acht lässt, weil er „Vertrauen“ in die Arbeiterklasse hat, ist einfach kein Marxist, sondern ein Narr mit Meinungen zu Themen, von denen er nichts versteht.
Das „Vertrauen“ hat überhaupt nur dann eine Bedeutung, wenn Marxisten, die für den Aufbau der revolutionären Partei kämpfen, sich von der wissenschaftlichen Erkenntnis leiten lassen, dass die Arbeiterklasse mit der historisch notwendigen Führung in der Lage sein wird, den Krieg durch den Sturz des Kapitalismus zu verhindern.
Das Internationale Komitee ist in diesem wissenschaftlichen Sinne absolut zuversichtlich, dass die Arbeiterklasse den Imperialismus besiegen wird. Wir sind zuversichtlich, weil wir die Partei aufbauen, die den Weltimperialismus zerstören wird. Wir gehen vom Standpunkt Trotzkis aus, der das Dokument von 1934 mit den folgenden Worten beendete: „Der Kampf gegen den Krieg bedeutet jetzt, für die Vierte Internationale zu kämpfen.“[30]
Der Artikel geht dann auf Wohlforths unglaubliche Aussage über den Sieg der Nordvietnamesen über den US-Imperialismus im Vorjahr ein, die darauf hinausläuft, die Notwendigkeit einer revolutionären Führung zur Beendigung des imperialistischen Krieges rundheraus abzulehnen.
Wohlforth schrieb:
Das IK verkennt das Wichtigste am Sieg in Vietnam. Es spricht über die große Schwäche der Kapitalisten, ihre Interessen durch Krieg durchzusetzen. Es ist vor allem die Bewegung der Massen, die die Imperialisten davon abhält, den Abzug zu drücken.[31]
North antwortete:
In der wunderbaren Welt von Wohlforth ist der Kampf gegen Krieg also keine revolutionäre Aufgabe, denn das Problem hat sich von ganz alleine gelöst. Wohlforth kann den Schlaf der wirklich Zuversichtlichen genießen, denn die Massen halten den Imperialismus davor zurück, abzudrücken, und – jetzt kommt’s – die Kapitalisten sind zu schwach, etwas dagegen zu unternehmen. Außerdem haben die Kapitalisten inzwischen begriffen, dass Krieg ein schlechtes Mittel zur Durchsetzung ihrer Interessen ist (...)
Hier herrscht ein völliges Durcheinander und der Marxismus wird auf haarsträubende Weise verzerrt.
Wohlforth kommt zu der wirklich erstaunlichen Schlussfolgerung, dass die Kapitalisten, nachdem sie ihre „große Schwäche“ entdeckt haben, dem Krieg nun abschwören werden wie der Rechtschaffene der Sünde (...)
Krieg kann nur durch den Sturz des Kapitalismus verhindert werden. Dazu sagt Wohlforth nichts. Doch dieses Versäumnis ist nicht zufällig.
Glorifizierung der Massenbewegung und Ausweichen vor der Frage der revolutionären Führung, das ist der klassische Winkelzug des Opportunismus.[32]
Der sechste Abschnitt, „Die Bostoner Würger der Arbeiterklasse“, befasst sich mit den Positionen von Wohlforth und der SWP zu den Auseinandersetzungen um das Schulbus-Programm in Boston, das sich gegen die Rassentrennung in den öffentlichen Schulen richtete. Zwischen 1974 und 1976 lag hier ein Schwerpunkt der SWP-Aktivitäten. Im Zuge dieser Krise setzte sich die SWP für die Entsendung von Bundestruppen nach Boston ein, um das Schulbus-Programm zu unterstützen. Dies war die jüngste in einer langen Reihe von antimarxistischen Anpassungen an den kapitalistischen Staat. Begonnen hatte sie mit der Forderung der SWP im Jahr 1957, Bundestruppen nach Little Rock (Arkansas) zu schicken, um die Aufhebung der Rassentrennung an den Schulen durchzusetzen.
Wenn er zu diesem Thema schrieb, erwähnte Wohlforth die Forderung der SWP nach der Entsendung von Bundestruppen mit keinem Wort, was einer stillschweigenden Billigung dieser Politik gleichkam. Gleichzeitig gab er der Arbeiterklasse die Schuld am Rassismus und sprach sich ausdrücklich gegen das Senioritätssystem aus, indem er ein Gerichtsurteil guthieß, das weiße Arbeiter dazu zwang, in der sich verschärfenden Wirtschaftskrise Mitte der 1970er Jahre zugunsten schwarzer Arbeiter Opfer zu bringen.
North schreibt:
Dies ist die Politik eines Mannes, der nicht nur mit dem Marxismus gebrochen hat, sondern auch in das Lager der feindlichen Klasse übergelaufen ist. Was Wohlforth widerspiegelt, ist die Rechtsentwicklung der reaktionärsten Schichten der Mittelklasse, die die Wirtschaftskrise in Raserei versetzt hat, und die der Arbeiterklasse die Schuld an der Krise geben.
Wohlforths Tiraden gegen die Gewerkschaften sind irgendwie abartig, denn in der Vergangenheit hat er unzählige Male gegen genau die Positionen angeschrieben, die er jetzt propagiert.[33]
Der Artikel führt dann Zitate aus Wohlforths Pamphlet „Black Nationalism & Marxist Theory“ aus dem Jahr 1969 an, bei dem er eng mit Mike Banda zusammenarbeitete, und das genau gegen diese Positionen polemisierte, die die SWP in den 1960er Jahren vertrat.
Der abschließende Teil dieses Artikels steht in direktem Zusammenhang mit der heutigen Verteidigung der Amerikanischen Revolution und des Bürgerkriegs durch das IKVI gegen das „1619 Project“ und alle anderen rassischen Interpretationen der Geschichte. Zu Boston schrieb Wohlforth:
Da es bis zum Amerikanischen Bürgerkrieg im Süden ein Sklavensystem gab, und die Kapitalistenklasse nach dem Bürgerkrieg nicht in der Lage war, die demokratischen Aufgaben, die dieser revolutionäre Krieg stellte, vollständig zu lösen, ist die amerikanische Arbeiterklasse entlang rassistischer Linien tief gespalten (...)
Die politische und soziale Entwicklung der amerikanischen Arbeiterklasse kann ohne eine direkte Konfrontation mit diesem Problem – in vielerlei Hinsicht das zentrale Problem der dritten amerikanischen Revolution – nicht vorankommen.[34]
North antwortete:
Wenn man die These vertritt, dass die bürgerlich–demokratische Revolution in den Vereinigten Staaten nicht vollendet wurde, dann muss man zwangsläufig die marxistische Konzeption dieser historischen Epoche insgesamt vollständig revidieren. (…)
Pech für Wohlforth, dass seine Theorie von vorn bis hinten keinen Sinn macht. In keinem Land der Welt wurden die Aufgaben der bürgerlich–demokratischen Revolution so gründlich erledigt wie in den Vereinigten Staaten. Die von den kolonialen Kaufleuten und Pflanzern angeführte Revolution im Jahr 1776 begründete die nationale Unabhängigkeit der Vereinigten Staaten. Der blutige Bürgerkrieg beseitigte das Sklavensystem vollständig und schuf die historischen Voraussetzungen für das massive Wachstum des Kapitals durch die ungehinderte Entwicklung der Industrie auf dem amerikanischen Kontinent (...)
Politisch gesehen, läuft das Leugnen dieser offensichtlichen Tatsachen darauf hinaus, die Notwendigkeit des Aufbaus der revolutionären Partei für den Sturz des Kapitalismus und der Errichtung des Sozialismus zu leugnen.[35]
Schließlich kritisiert North Wohlforths falsche Behauptung, dass der Rassismus das zentrale Problem der amerikanischen Arbeiterklasse sei, und schreibt:
Als Subjektivist, der leugnet, dass das Sein das Bewusstsein bestimmt, besteht Wohlforth darauf, dass der Rassismus das „zentrale Problem“ der dritten amerikanischen Revolution ist (...)
Mit anderen Worten, rassistisches Denken wird nicht als ein Produkt des Verfalls des Kapitalismus gesehen, dessen Krise die Arbeiterklasse als objektive Kraft in der Geschichte zur sozialen Revolution treibt. Vielmehr wird der Rassismus zu Wohlforths Version der Erbsünde, die größere Macht auf die Arbeiterklasse ausübt als die objektiven Kräfte der Geschichte.
Damit wärmt Wohlforth nur alle demoralisierenden Argumente auf, die man häufig bei Radikalen und Schichten der Mittelklasse findet, die den Kampf für den Sozialismus mit der Begründung ablehnen, dass Arbeiter „dumm“ seien, und der Mensch von Natur aus böse sei.[36]
Im siebten Artikel, „Ein alternder Lügner bietet seine Waren feil“, befasst sich North mit Wohlforths kleinbürgerlicher Behauptung, die organisatorischen Praktiken des IK seien „stalinistisch“.
Eine wichtige Passage, die diese Behauptung widerlegt, lautet:
Die Verurteilung von „organisatorischen Praktiken“ ist das Markenzeichen des Revisionismus. Abtrünnige werfen den Trotzkisten häufig „stalinistische“ Praktiken vor, so wie die Menschewiki nach 1903 Lenins organisatorische Praktiken als „Blanquismus“ oder „Jakobinismus“ angeprangert hatten.
All diese Titulierungen zeugen vom Hass derer, die sie verwenden, auf jegliche revolutionäre Disziplin und organisatorische Loyalität, die auf großen politischen Prinzipien beruht.[37]
Im Weiteren geht der Artikel detailliert auf die zerstörerischen Aktivitäten von Wohlforth/Fields im Jahr nach Fields' Aufstieg in die Parteiführung ein. Er widerlegt die Lüge Wohlforths, er und Fields seien durch eine „Säuberung“ aus der Führung der Workers League entfernt worden.
Der achte Artikel, „Joseph Hansens Komplize“, ist eine Antwort auf den Vorwurf Wohlforths, „Sicherheit und die Vierte Internationale“ sei eine „Verleumdungskampagne gegen Joseph Hansen“. Er fasst die wichtigsten Ergebnisse der Untersuchung zum damaligen Zeitpunkt zusammen und fordert Wohlforth auf, einige kritische Fragen zu beantworten.
Der letzte Abschnitt, „Whither Wohlforth?“ (Wohin geht Wohlforth?), fasst die wichtigsten Punkte der Artikelserie und die allgemeinere Bedeutung von Wohlforths Rücktritt zusammen. Er zitiert Passagen aus einem der letzten Dokumente von Wohlforth, in dem er ganz eindeutig ein nationalistisches Konzept der Vierten Internationale vertritt und gleichzeitig die Rolle Trotzkis herabsetzt.
North stellt dann einen treffenden Vergleich an zwischen Wohlforth und Jay Lovestone, der in den 1920er und 1930er Jahren ein berüchtigter Karrierist in der Kommunistischen Partei Amerikas war und später eine führende Rolle in der AFL-CIO-Bürokratie spielte: Lovestone war Mentor ihres Präsidenten George Meany und Komplize der CIA.
North schreibt:
Bei Wohlforth finden sich alle Eigenschaften eines Lovestone im Anfangsstadium: völliger Mangel an politischen Prinzipien, überschießender Subjektivismus und Karrierismus, Feindseligkeit gegenüber dem Marxismus und dem bolschewistischen demokratischen Zentralismus, unverhohlene Ablehnung des Internationalismus, fehlender Respekt gegenüber der Geschichte der marxistischen Bewegung, Unterwürfigkeit gegenüber der Gewerkschaftsbürokratie und dem kapitalistischen Staat und ein bitterer Hass auf die Arbeiterklasse.[38]
Die Serie endet mit dieser vorausschauenden Schlussfolgerung:
Wir sagen kategorisch, dass Wohlforths Rechtsruck keineswegs abgeschlossen ist. Dieser Mann kennt keine Grenzen. Wohin seine Reise noch gehen wird, müssen wir nicht vorhersagen. Nur so viel: Sein weiterer Weg wird von den Bedürfnissen der herrschenden Klasse und der Geschwindigkeit bestimmt sein, mit der sich die Krise entwickelt.
Der Kampf gegen Wohlforth ist ein Meilenstein im Aufbau der Kräfte des Internationalen Komitees der Vierten Internationale in den Vereinigten Staaten. Seine politische Entlarvung hat nicht nur die Workers League immens gestärkt, sondern auch das theoretische Fundament für den Aufbau der revolutionären Massenpartei in den Vereinigten Staaten gelegt.
Der Heldenempfang, den die Revisionisten Wohlforth bereitet haben, stört uns nicht im Geringsten. Soll er seinen Ehrenplatz neben den GPU-Komplizen Hansen und Novack in der Führung der Socialist Workers Party einnehmen. Da gehört er hin!
Aber in der Workers League hat der Kampf gegen Wohlforth die Kader der revolutionären Partei im unstillbaren Hass auf den Revisionismus gestählt. Dieser Kampf hat uns wichtige politische Lehren geliefert, um die bedeutenden neuen Kräfte von Arbeitern, Jugendlichen und Studierenden auszubilden, die zu Tausenden in die revolutionäre Partei eintreten werden.
Abschließend stellen wir mit großer Zuversicht fest, dass der Kampf gegen den Revisionismus, den die Workers League in Solidarität mit dem Internationalen Komitee der Vierten Internationale führt, das höchste Stadium der Vorbereitung der Arbeiterklasse in den Vereinigten Staaten und international auf die sozialistische Weltrevolution darstellt.[39]
Die folgenden Monate und Jahre bestätigten die Richtigkeit des Gesagten. Wohlforth rückte immer weiter nach rechts, und die Kader der Workers League intensivierten ihre theoretische, politische und historische Ausbildung und ihren Kampf für den Trotzkismus in der Arbeiterklasse.
Die unterschiedlichen Wege der Workers League und Wohlforths
Nach dem Erscheinen von „The Fourth International and the Renegade Wohlforth“ machte die Workers League weitere bedeutende politische und theoretische Fortschritte und griff in viele Arbeitskämpfe ein. Tom wird darauf näher eingehen. Gleichzeitig brachten die Nachforschungen im Rahmen von „Sicherheit und die Vierte Internationale“ neue Erkenntnisse und deckten das Netzwerk von GPU- und FBI-Agenten auf, das die trotzkistische Bewegung unterwandert hatte. Darüber wird Eric berichten.
Trotz der vernichtenden Enthüllungen der IKVI-Untersuchung fuhr Wohlforth fort, die Bewegung wegen ihrer gewissenhaften Einstellung zur Sicherheit zu verleumden. Er schrieb die Einleitung zur SWP-Broschüre „Healy's Big Lie“ (Healys große Lüge) vom Dezember 1976. Dann beteiligte er sich am 14. Januar 1977 an der berüchtigten „Plattform der Schande“ in London, bei der sich Vertreter der pablistischen Internationale ein Stelldichein gaben. Ein wichtiger Artikel darüber, auf den ich aus Zeitgründen nicht eingehen kann, ist auch in Band 7 enthalten und trägt den Titel „Wohlforth auf der Plattform der Schande“.
Es ist bezeichnend, dass Wohlforth nur wenige Monate nach seiner Teilnahme an der Plattform der Schande Jack Barnes im Privaten ermunterte, angesichts der überwältigenden Beweise, die das IK gegen Sylvia Caldwell gesammelt hatte, zuzugeben, dass sie eine Agentin war. Dieser Brief ist ebenfalls in Band 7 enthalten.
Im selben Jahr, am 16. Oktober 1977, wurde Tom Henehan von zwei Auftragskillern in New York City ermordet. Der Mord geschah nur wenige Monate, nachdem Hansen angekündigt hatte, die Fortsetzung der Untersuchung „Sicherheit und die Vierte Internationale“ werde „tödliche Konsequenzen' haben.
Trotz dieses politischen Attentats und der nicht enden wollenden Verleumdungen der revisionistischen Presse wich die Workers League keinen Millimeter zurück. Die Partei wandte sich mit einer aggressiven Kampagne an die Arbeiterklasse und forderte eine Untersuchung von Toms Ermordung und die Verhaftung der Schützen. Gleichzeitig griff die Workers League verstärkt in den Klassenkampf ein und schärfte ihre politische Analyse.
Ausgehend von diesen Erfahrungen und der Entwicklung der Partei nach Wohlforths Rücktritt verfasste die Workers League ihre Perspektivresolution von 1978, die im Juni 1979 ergänzt und fertiggestellt wurde. Dieses Dokument mit dem Titel „The World Economic-Political Crisis and the Death Agony of US Imperialism“ (Die wirtschaftliche und politische Weltkrise und der Todeskampf des US-Imperialismus) war die bedeutendste theoretische und politische Entwicklung des gesamten IKVI in den 1970er Jahren. Mike Banda war nach der Lektüre des Dokuments tief beeindruckt und sprach von einer „außergewöhnlichen Entwicklung der Perspektive des IK“. Genosse Tom wird ausführlich auf dieses Dokument eingehen.
Ich möchte noch einmal betonen, dass der Bruch mit Wohlforth einen Wendepunkt im IKVI markierte. Von da an wurde die Ausrichtung der WRP immer nationalistischer und opportunistischer, während sich die Workers League immer stärker der Arbeiterklasse und den historischen Traditionen des Trotzkismus zuwandte.
Während der Diskussionen um die Perspektivresolution von 1978 und ihrer endgültigen Fassung erkannte die Führung der Workers League die Degeneration der WRP immer klarer. Das Verhalten von WRP-Führern auf gemeinsamen Treffen, ihre unkritische Unterstützung für bürgerlich-nationalistische Figuren in der Presse und Healys zunehmende Mystifizierung der Dialektik waren erste Alarmzeichen, die in den kommenden Jahren deutlicher sichtbar wurden.
Dies spitzte sich schließlich mit Genosse North‘ Kritik an Healys „Studies in Dialectics“ und auf dem Treffen mit den WRP-Führern im Oktober 1982 zu und gipfelte in der Spaltung von 1985–1986, dem Thema der letzten Vorträge.
Was Wohlforth angeht, so hatte er nach wenigen Jahren die SWP bereits wieder verlassen und war zum rabiaten Antikommunisten geworden. Bald schloss sich der Kreis. Wohlforth kehrte zu den Shachtmanisten zurück und hielt 1984 Vorträge bei den Democratic Socialists of America unter Michael Harrington. Später war er Mitautor eines Buches mit dem Titel „On the Edge“ (Am Rande [der Gesellschaft]), in dem er die Workers League und die WRP als politische Sekten verleumdete. Das gehört offensichtlich nach wie vor zum Standardrepertoire der DSA-Mitglieder, wie das Interview mit der Aktivistin der Demokratischen Partei und DSA-Führerin Daraka Larimore-Hall zeigt.
Wie Burnham, Shachtman, Cochran und andere Renegaten des Trotzkismus ging auch Wohlforth schließlich direkt in das Lager des US-Imperialismus über. In den 1990er Jahren schrieb er einen berüchtigten Artikel, „Give War a Chance“ (Gebt dem Krieg eine Chance), in dem er argumentierte, dass Sozialisten nicht jede westliche Militärintervention ablehnen sollten. Zusammen mit vielen anderen Ex-Linken unterstützte er die amerikanischen Bombenangriffe auf dem Balkan, angeblich um die „Menschenrechte“ zu verteidigen. Dies wurde zur wichtigsten Propaganda, mit der die nicht enden wollenden Kriege des 21. Jahrhunderts gerechtfertigt wurden, was besonders hemmungslos im Krieg der USA und der Nato gegen Russland in der Ukraine zum Ausdruck kommt.
Im Vorwort zu Band 7, das am 22. Mai 1984 verfasst wurde, kommentierte Genosse North Wohlforths Vorträge bei der DSA und seinen zunehmend rechten politischen Kurs:
Die Bedeutung dieses Schritts geht weit über Wohlforth hinaus. Die treibende Kraft hinter seiner Entwicklung ist die objektive Krise des Weltkapitalismus, und sein demütigendes persönliches Schicksal enthält eine tiefgründige Lehre über die Bedeutung der Dialektik, die Wohlforth zwar nicht erkannt hat, die aber dennoch – wie Trotzki einst in Bezug auf Burnham betonte – Einfluss auf ihn ausübt.[40]
Die Lehren aus dem Bruch mit Wohlforth sind für die heutige Arbeit des IKVI von großer Bedeutung und unsere Kader in jedem Land müssen sie sich aneignen. Das letzte Wort dazu ist noch nicht gesprochen, und es bleibt noch viel zu tun, um die bemerkenswerte Geschichte der Workers League und des IKVI in dieser Zeit zu dokumentieren. Ausgehend von dieser Schulungswoche müssen wir ein Archiv über die Geschichte der Workers League und jeder Sektion des IKVI in den 1970er und 1980er Jahren aufbauen, das die Erfahrungen der Mitglieder dieser Generation von Parteiführern und die Bilanz unserer Partei an diesem entscheidenden Wendepunkt im Kampf für den Trotzkismus dokumentiert.
TEIL II:
Die Workers League und die Hinwendung zur Arbeiterklasse,
1974–1978
Die Vertiefung des Kampfs gegen den Revisionismus, ein Ergebnis der Wohlforth-Affäre, darf keinesfalls als Abkehr von der Arbeit in der Arbeiterklasse verstanden werden. Sie bildete einen integralen, entscheidenden Teil des Ganzen. Mit Lenin können wir sagen: Es kann keine revolutionäre Bewegung ohne revolutionäre Theorie geben. Genosse North schreibt in „Das Erbe, das wir verteidigen“ angesichts der Erkenntnisse aus der Wohlforth-Affäre:
Im Lichte von Wohlforths Verrat eignete sich die gesamte Partei die gewaltigen historischen Implikationen der Spaltung von 1953 und des folgenden Kampfs gegen die Socialist Workers Party an. Mit diesen gestärkten Grundfesten wandte sich die Partei tatkräftiger denn je zuvor dem Kampf zu, als Teil der Weltpartei der sozialistischen Revolution in den Vereinigten Staaten eine marxistische Avantgardepartei der Arbeiterklasse aufzubauen.[41]
Die Resolution der Workers League von 1978, „Die wirtschaftliche und politische Weltkrise und der Todeskampf des US-Imperialismus“, drückt es so aus:
Die Grundlage für eine revolutionäre Praxis, die unerlässliche Basis für jede wirkliche Orientierung auf die Arbeiterklasse vom Standpunkt des Kampfes um die Macht muss eine gründliche Aneignung aller historischen Erfahrungen des Internationalen Komitees seit 1953 sein. Die Ausbildung eines trotzkistischen Kaders ist nur möglich, wenn man darum ringt, jeden einzelnen Aspekt der politischen Arbeit der Partei auf die historischen Errungenschaften des Internationalen Komitees zu gründen, die im Kampf gegen den Revisionismus gewonnen wurden.[42]
Die Arbeit der Workers League in den Jahren 1974–1978 belegt, dass die Partei bei ihrem Eingreifen in der Arbeiterklasse in allen Bereichen Fortschritte gemacht hat. Im Mittelpunkt dieses Vortrags steht die bereits erwähnte Perspektivresolution von 1978, die den Abschluss dieser Periode bildet und eine qualitative Entwicklung in der politischen Arbeit der Workers League darstellt. Sie fasst die gesamte Entwicklung der Workers League in diesen Jahren zusammen, ihre Ausrichtung auf die Arbeiterklasse und Ausarbeitung einer Strategie der sozialistischen Revolution eingeschlossen. Die vorbereitende Arbeit während dieser Jahre hat das Fundament geschaffen, auf dem die Workers League in den 1980er Jahren den Kampf gegen die Workers Revolutionary Party führen konnte.
Ein wichtiges Anliegen dieses Vortrags ist es, den Genossinnen und Genossen das Bulletin vorzustellen. Die Zeitung erschien zuerst als vervielfältigtes Mitteilungsblatt im Jahr 1964, als Bulletin of International Socialism, als das Amerikanische Komitee für die Vierte Internationale gegründet wurde. Im September 1966, zwei Monate vor der Gründung der Workers League im November 1966, erschien sie erstmals als Druckausgabe.
Das Bulletin wurde bis 1993 weitergeführt und dann, auch im Zuge einer verstärkten Zusammenarbeit des gesamten IKVI, vom International Workers Bulletin abgelöst, das direkter Vorgänger der World Socialist Web Site war. Von 1974 bis 1987 erschien das Bulletin zweimal wöchentlich, danach wöchentlich. Es enthielt auch eine spanischsprachige Seite, Prensa Obrera. Inzwischen haben wir einen Teil dieser Ausgaben digitalisiert. Die Jahre 1964-1973 sind auf marxists.org zu finden.[43] Die Partei möchte dem Kader bald die vollständige Sammlung zur Verfügung stellen.
Die Seiten des Bulletin bieten einzigartiges Archivmaterial zu den zahlreichen Arbeitskämpfen dieser Zeit. Die Workers League schien überall gleichzeitig zu sein, denn sie berichtete oft über große Streiks, die gleichzeitig in verschiedenen Regionen des Landes stattfanden. Darüber hinaus schrieb sie ständig über internationale Ereignisse, marxistische Theorie, Geschichte, Kultur und Wissenschaft. Doch das Bulletin berichtete nicht nur über die Arbeiterklasse. Die Partei intervenierte in der Arbeiterklasse. Wie Marx in seinen Thesen über Feuerbach erklärte, kann man die Welt nur verstehen, wenn man darum kämpft, sie zu verändern. Und ohne das Bulletin zu kennen, kann man auch die Ereignisse dieser Zeit nicht verstehen. Das ist wohl der Grund, warum die Historiker der amerikanischen Arbeiterbewegung so wenig Gehaltvolles über diese Zeit zu sagen haben.
Die Forderung nach einer Labor Party
Die Lektüre des Bulletin belegt, dass die Workers League beharrlich für eine revolutionäre Strategie in der Arbeiterklasse kämpfte. Die Forderung nach einer Arbeiterpartei, die ein Schwerpunkt dieses Vortrags ist, war der Dreh- und Angelpunkt dieser Strategie der Machteroberung.
Die Forderung nach einer Arbeiterpartei hatte seit den späten 1930er Jahren und Trotzkis Diskussionen mit Cannon und der SWP-Führung in Coyoacan fundamentale Bedeutung für die amerikanische trotzkistische Bewegung. Trotzkis Analyse der Amerikanischen Revolution, die bis dahin die fortschrittlichste war, ergab sich aus seiner historischen Analyse des Kapitalismus als Weltsystem, nicht aus den spezifischen amerikanischen Bedingungen. Trotzki sah voraus, dass der rapide Niedergang des amerikanischen Kapitalismus im Laufe der Großen Depression die Arbeiter auf den Weg des politischen Kampfes drängen würde. Wie es in der Perspektivresolution von 1978 heißt, war für Trotzki „die Forderung nach einer Arbeiterpartei nicht einfach eine von vielen Forderungen, die die Partei vorbrachte. Sie war der Eckpfeiler der Strategie für die soziale Revolution in den Vereinigten Staaten.“[44]
Als es in der Nachkriegszeit erste Anzeichen einer Restabilisierung des Kapitalismus gab, nahm Cannon Teile von Trotzkis Analyse in seine bedeutsamen „Amerikanischen Thesen“ von 1946 auf. Doch im Laufe der 1950er Jahre entfernte sich die SWP von der Forderung nach einer Arbeiterpartei. Bereits 1954, nur ein Jahr nach dem Offenen Brief, war Cannon zu der Auffassung gelangt, dass eine Arbeiterpartei durch die spontane Bewegung der Arbeiterklasse entstehen würde, die einen Teil der Gewerkschaftsbürokratie irgendwie dazu zwingen würde, sie ins Leben zu rufen. Nach ihrer Gründung würde die Arbeiterpartei dann der SWP das gewünschte Betätigungsfeld bieten. Diese Sichtweise beschränkte die trotzkistische Bewegung darauf, abzuwarten. Anfang der 1960er Jahre, als sich die SWP dem Pablismus in die Arme warf, hatte sie die Forderung nach einer Arbeiterpartei ganz aufgegeben.
Zwischen 1964 und 1966 korrespondierte das noch junge Amerikanische Komitee für die Vierte Internationale intensiv mit der SLL-Führung und begann unter ihrer Anleitung, die Diskussionen über die Arbeiterpartei wieder aufzunehmen. Das fand einen starken Ausdruck im Gründungsdokument der Workers League, in dem es heißt:
In diesem Stadium der Entwicklung der amerikanischen Arbeiterklasse muss unsere zentrale Übergangsforderung die Schaffung einer Arbeiterpartei sein, einer Partei der amerikanischen Arbeiterklasse.
Wir müssen der Arbeiterklasse aufzeigen, dass sie notwendigerweise über einzelne ökonomische Kämpfe hinausgehen und einen grundlegenden politischen Kampf gegen die herrschende Klasse und ihre politischen Instrumente aufnehmen muss. Die Forderung nach einer Labor Party wird daher für unsere gesamte Arbeit in den Vereinigten Staaten die vereinheitlichende Forderung sein. Sie muss in unserer gesamten Propaganda und Agitation allgegenwärtig sein: in der Arbeiterjugend, den Gewerkschaften, bei Minderheiten, in der Kriegsfrage (...)
Der Anstoß für die Arbeiterpartei kann zwar von außerhalb der Gewerkschaftsbewegung kommen, die Bewegung muss aber eine Basis innerhalb der organisierten Arbeiterbewegung aufbauen, damit aus ihr eine ernstzunehmende Kraft werden kann. Außerdem werden solche Bewegungen, wenn sie nicht darum kämpfen, eine Bewegung der ganzen Klasse zu werden, zwangsläufig alles verlieren, was sie an Klassenprogrammatik erreicht haben, da sie zwischen den bestehenden kapitalistischen Parteien manövrieren, anstatt für deren Verdrängung zu kämpfen.[45]
Hier müssen wir die entscheidende Rolle der SLL für die Orientierung der jungen, mit dem IKVI sympathisierenden amerikanischen Sektion betonen. Gerry Healys Grußworte an den Gründungskongress der Workers League klingen heute so kraftvoll wie 1966:
Die Arbeiterklasse in den Vereinigten Staaten ist die mächtigste Arbeiterklasse der Welt, und in dieser Klasse müsst ihr eure Partei aufbauen. Das gehört zu den wichtigsten Prinzipien des Marxismus, und es gilt mit besonderer Dringlichkeit für die Verhältnisse in den Vereinigten Staaten. Nicht Black Power oder die Dutzende von Friedens- und Bürgerrechtsbewegungen, die im ganzen Land entstanden sind, werden die Hauptfragen unserer Zeit lösen, sondern die Arbeiterklasse, geführt von einer revolutionären Partei.[46]
Die Forderung nach einer Arbeiterpartei darf nicht als clevere Taktik verstanden werden. Sie war eine Strategie für die Macht. Wie Genosse North in „The Workers League and the Founding of the Socialist Equality Party“ schreibt, beinhaltete die Forderung nach einer Arbeiterpartei „eine eindeutige strategische Vorstellung von der Entwicklung der amerikanischen Arbeiterklasse“ – und, das sei hinzugefügt, in einer gänzlich anderen Zeit.
Im Jahr 1966, als die Workers League die Forderung nach einer Arbeiterpartei wieder aufgriff, besaßen die Gewerkschaften noch große Autorität in der Arbeiterklasse. Das war nur 20 Jahre nach der großen Streikwelle von 1945–1946 und nur 30 Jahre nach den explosiven Arbeitskämpfen von 1934–1938. In den Bergwerken, Hafenanlagen und Fabriken arbeiteten noch immer Veteranen dieser Ereignisse Seite an Seite mit ihren Söhnen und Töchtern. Die großen Kämpfe der Vergangenheit und die großen Errungenschaften der Arbeiterklasse waren noch in lebendiger Erinnerung. Um noch einmal den Genossen North zu zitieren: Es war eine Zeit, in der
das zentrale strategische Problem, mit dem die trotzkistische Bewegung (…) konfrontiert war, die aktive und kämpferische Verbundenheit der fortgeschrittensten Teile der Arbeiterklasse zu den stalinistischen und sozialdemokratischen Massenparteien und Gewerkschaften war. Die politische Aktivität unserer Sektionen ging daher trotz Unterschieden in der Taktik davon aus, dass eine große neue Umorientierung der Arbeiterklasse in der Form einer Radikalisierung der klassenbewusstesten und politisch aktivsten Elemente in den Reihen dieser Organisationen vor sich gehen werde. Aus dieser Bewegung, in der die Sektionen des Internationalen Komitees eine katalytische Rolle als die kompromisslosesten Gegner der Sozialdemokratie und des Stalinismus spielen würden, könnte sich dann die wirkliche Möglichkeit entwickeln, revolutionäre Massenparteien aufzubauen.
Unsere Taktik basierte auf dieser Vorstellung. Diese strategische Ausrichtung stand im diametralen Gegensatz zu der der Pablisten, die ihre Organisationen auf die bürokratischen Führer ausrichteten, denen sie ein revolutionäres Potenzial zuschrieben. Wir versuchten gewissermaßen, diese Massenbewegungen von unten zu revolutionieren, während sie versuchten, über die Bürokratien von oben Einfluss zu nehmen.[47]
Interventionen in der Arbeiterklasse:
TUALP und die Kohlebergwerke
Als Reaktion auf die intensiven Streiks in den Jahren 1969 bis 1971 und insbesondere auf die deutliche Lohnerhöhung für die Stahlarbeiter, die allein durch die Androhung eines Streiks durchgesetzt werden konnte, verhängte Nixon 1971 einen 90-tägigen Lohnstopp und setzte eine Lohnkommission ein, der auch der AFL-CIO-Präsident George Meany angehörte. Die Workers League startete eine erfolgreiche Kampagne in der Arbeiterklasse, in der sie Meany aufforderte, den Ausschuss zu verlassen. Unsere Broschüre von 1972, „The Case for a Labor Party“[48], die zunächst im Bulletin erschien, verkaufte sich 75.000 Mal.
Ein weiteres wichtiges Pamphlet aus dieser Zeit ist Genosse Davids „Where Wallace Really Stands“[49], in dem er argumentiert, dass der Aufbau einer Arbeiterpartei der richtige Weg ist, um den Einfluss des Rechtspopulisten Wallace unter Industriearbeitern zu bekämpfen. Diese Pamphlete legten das Fundament für die Gründung der Trade Union Alliance for a Labor Party (TUALP). Ein sehr wichtiger Arbeitergenosse, der für die Workers League gewonnen wurde, nachdem er das Wallace-Pamphlet gelesen hatte, war Jim Lawrence, ein GM-Arbeiter in Dayton, Ohio. Hier ist ein Ausschnitt aus einem Interview mit Jim.
Der Anstoß zu „The Case for a Labor Party“ (Das Argument für eine Arbeiterpartei) war die Intervention der SLL und von Healy gegen Wohlforths Bestreben, diese Forderung fallenzulassen oder sie mit anderen praktischen Aktivitäten zu verquicken, wie z. B. mit seiner Kampagne zu den Gefangenen. In dem Pamphlet heißt es:
Wir rufen die Arbeiterbewegung dazu auf, [einen Arbeiterkongress] abzuhalten und eine solche Partei aufzubauen. Aber wir verlassen uns dabei nicht auf die derzeitigen Gewerkschaftsbürokratien. Notwendig ist ein Bruch mit allen Kompromissen mit dem Kapitalismus, der eine Gewerkschaftsbürokratie hervorgebracht hat, die weit von den Mitgliedern entfernt ist. Diese Bürokratie lebt mehr wie die Bosse als wie die Arbeiter. Die Gewerkschaftsbürokratie wird sich diesem Bruch bis zum Äußersten widersetzen. Wir müssen daher eine neue Führung in den Gewerkschaften aufbauen, um diese Aufgabe zu erfüllen. Als ersten Schritt rufen wir alle Gewerkschaftsmitglieder, die eine Arbeiterpartei befürworten, dazu auf, sich in den Gewerkschaften zu einer Organisation zusammenzuschließen, die für eine solche Partei kämpft.[50]
Die Gründungskonferenz der TUALP, an der „Arbeiter aus praktisch allen wichtigen Industriezweigen teilnahmen“, fand im Herbst 1972 in Chicago statt.[51] Es gab ein starkes Eingreifen unter Arbeitern, um die TUALP aufzubauen. Beispielsweise zirkulierten Mitgliedern der Gewerkschaft IAM eine Petition zur Unterstützung der Konferenz. Genossen führten viele Interviews mit Arbeitern, die die Konferenzen von 1975 unterstützten. Hier ein Interview des Bulletin mit der berühmten britischen Schauspielerin Julie Christie:
Eine zweite Konferenz fand im Februar 1973 in St. Louis statt. Die größte TUALP-Konferenz, an der mehr als 325 Delegierte teilnahmen, fand am 12. und 13. April 1975 in Detroit statt. Am 20. April 1975 folgte ein TUALP-Treffen in Los Angeles mit 65 Delegierten, die u. a. Hafenarbeiter, Schauspieler und Automobilarbeiter vertraten. Auf den beiden Konferenzen 1975 waren alle wichtigen amerikanischen Industriezweige und mehr als ein Dutzend Gewerkschaften vertreten. Über die Resolution, die auf der TUALP-Konferenz in Detroit verabschiedet wurde, berichtete das Bulletin:
Die 325 Gewerkschafter, Arbeitslose und Jugendliche von der Ostküste und aus dem Mittleren Westen verpflichteten sich, die Workers League und ihren industriellen Arm, die TUALP, auf der Grundlage sozialistischer Politik aufzubauen und das Grundrecht der Arbeiterklasse auf Arbeit und einen angemessenen Lebensstandard zu verteidigen. Die Konferenz rief alle Gewerkschafter und Arbeiter auf, für einen Generalstreik zu kämpfen, um die Regierung Ford–Rockefeller aus dem Amt zu drängen, und für den Aufbau einer Arbeiterpartei einzutreten (...)[52]
Die theoretischen und organisatorischen Entwicklungen, die sich in der Forderung nach einer Arbeiterpartei und in der TUALP widerspiegeln, ergaben sich aus der internationalen Perspektive der Partei und aus dem ständigen Kampf in vielen Teilen der amerikanischen Arbeiterklasse. Man könnte unzählige Interventionen der Workers League als Beispiele anführen. Wie unser Vortrag zeigt, ist die Berichterstattung im Bulletin über die Kämpfe der Arbeiter - Interviews, Fotos, Interventionen der Partei – sehr umfangreich. Sie dient uns auch heute noch als Vorbild. Ich will mich hier aber auf das wichtigste Beispiel konzentrieren: die Kohleindustrie. Im weiteren Verlauf des Berichts werden wir eine Auswahl aus unserer Berichterstattung im Bulletin in Form von Dias präsentieren.
Die Bergarbeiter waren seit vielen Jahrzehnten, schon seit den 1890er Jahren, immer der kämpferischste Teil der Arbeiterklasse. In den 1920er und 1930er Jahren tobten in vielen Bundesstaaten die so genannten „Grubenkriege“ zwischen den United Mine Workers (UMW) und den Betreibern der Minen, aber auch zwischen rebellierenden Bergarbeitern und der UMW.
Der Sozialismus hatte in den Kohlerevieren historischen Einfluss, selbst in angeblich „rückständigen“ Gegenden wie im Süden von Illinois und in West Virginia. Nach dem Zweiten Weltkrieg ging es mit dem Industriezweig bergab. Das Problem war, wie der langjährige UMW-Vorsitzende John L. Lewis es einmal ausdrückte, dass es zu viele Bergleute und zu viele Bergwerke gab. Aber der wirtschaftliche Aufschwung in den 1960er Jahren und die Ölschocks der 1970er Jahre ließen die Nachfrage nach Steinkohle wieder steigen.
Die Kohlefelder zogen in den 1970er Jahren eine Generation junger Arbeiter an, darunter viele Vietnamkriegsveteranen. Im Laufe dieses Jahrzehnts setzten sich die Bergarbeiter wieder an die Spitze der Arbeiterklasse. Jahr für Jahr kam es zu Hunderten von spontanen Streiks. Die jungen Bergarbeiter spürten ihre Macht und widersetzten sich immer wieder den Verträgen, die von der korrupten UMW-Bürokratie ausgehandelt wurden.
David North, der damalige Gewerkschaftsredakteur des Bulletin, führte Anfang der 1970er Jahre die Offensive in den Kohlerevieren an. Die Workers League intervenierte 1973 und 1974 in die explosiven Kämpfe der Bergarbeiter in Harlan County (Kentucky). Im Laufe des Jahrzehnts erschienen im Bulletin Hunderte von Artikeln und zahllose Interviews mit Bergarbeitern aus West Virginia, Virginia, Kentucky, Ohio, Pennsylvania und Illinois.
Als Reporter maßgeblich beteiligt an dieser Arbeit war ein junger und mutiger Genosse namens Tom Henehan. Liest man seine Berichte aus den Kohlerevieren Mitte der 1970er Jahre, kann man den großen Verlust ermessen, den das IKVI durch seine politisch motivierte Ermordung verloren hat. In einer Würdigung des Genossen Tom zum Jahrestag seiner Ermordung heißt es:
Seine Arbeit unter den Bergarbeitern sorgte für frischen politischen Wind. Bei seinen häufigen Reisen in die Kohlereviere von West Virginia, Kentucky, Ohio und Pennsylvania hinterließ er einen unauslöschlichen Eindruck bei Hunderten von Bergarbeitern, die der Überzeugung und Entschlossenheit, mit der er für die Politik der Partei kämpfte, Respekt zollten.[53]
Die Intensivierung der Arbeit in den Kohlegruben im Jahr 1974 fand praktisch zeitgleich mit Wohlforths Fahnenflucht statt. Wohlforth seinerseits hatte die Bergarbeiter abgeschrieben. In einem Gespräch erzählte Genosse David mir und Evan, dass Wohlforth die Arbeit in den Appalachen geringschätzte und David „Streifzüge durch die Kohlereviere“ vorwarf. Tatsächlich hielt Wohlforth den Kampf unter den Bergarbeitern für Zeitverschwendung, wie er im November 1974 schrieb:
Durch die Eigentümlichkeiten des Bergbaus in den USA sind wir sehr stark in unseren Möglichkeiten beschränkt, im Sinne der Partei in den dortigen Kämpfen einzugreifen. Die Bergwerke sind in einem kulturell rückständigen Landstrich gelegen, weit entfernt von irgendwelchen Großstädten. Im jetzigen Stadium der Entwicklung der amerikanischen Arbeiterklasse ist es nicht möglich, in den kleinen Städten der ländlichen Bergbaugebiete Parteizellen von Bedeutung aufzubauen.[54]
Und das inmitten des größten Ausbruchs von Bergarbeiterkämpfen seit Jahrzehnten!
Ein weiteres Element von Wohlforths Kritik verdient besondere Aufmerksamkeit angesichts dessen, dass die Pseudolinke vor kurzem Shawn Fain von der UAW und Sean O'Brien von den Teamstern als „Reformer“ angepriesen hat. Wohlforth warf der Workers League seinerzeit vor, den vermeintlich fortschrittlicheren Vorsitzenden der UMW, Arnold Miller, zu stark zu kritisieren. „Miller stand an der Spitze einer Massenbewegung von Bergleuten gegen die korrupte Führung von Boyle“, schrieb er. Er vertrat den Standpunkt, dass die Workers League, indem sie Miller entlarvte, sich mit dem ehemaligen UMW-Präsidenten Boyle gemein mache, der 1969 für die Ermordung seines gewerkschaftlichen Rivalen Jock Yablonski verantwortlich war.
Darauf reagierte die Workers League mit ihrer Schrift „Was Wohlforth wegtreibt“:
Miller führte die Bewegung nicht an, sondern er setzte sich an ihre Spitze, um sie der Regierung in die Arme zu leiten. Wir sind einer Meinung mit Trotzki, der erklärte, dass die Führung der amerikanischen Gewerkschaften „nicht so sehr das Proletariat als vielmehr die Bourgeoisie widerspiegelt“. Wir richten uns nicht auf Miller oder Boyle aus, sondern auf die Zehntausende von Bergleuten, die zum Kampf gezwungen werden, um ihr Grundrecht zu verteidigen.[55]
Wohlforth vertrat die gleiche Position wie das gesamte radikale Milieu der Mittelschicht, das im Gewerkschaftsapparat für sich nach einem „Platz“ Ausschau hielt, indem es sich vermeintlichen Reformern andiente. Das Ergebnis davon ein halbes Jahrhundert später ist, dass die radikalen Kleinbürger von gestern die Bürokraten von heute sind. Das sehen wir bei Labor Notes und Teamsters for a Democratic Union, aber auch bei Wohlforths ehemaliger Partnerin Nancy Fields, die nach ihrem Austritt aus der Workers League und später aus der SWP schnell in den Exekutivrat der AFL-CIO aufstieg.
Die Perspektivresolution von 1978: „The World Economic-Political Crisis and the Death Agony of US Imperialism“
Die Workers League erkannte schon früh die Gegenoffensive der herrschenden Klasse, die sich Mitte der 1970er Jahre abzeichnete, und warnte die Arbeiter beharrlich vor deren Implikationen. Das war lange vor Thatcher und Reagan. Wie Trotzki schon sehr viel früher vorausgesagt hatte, würde der Niedergang des amerikanischen Kapitalismus die Arbeiter mit der objektiven Notwendigkeit konfrontieren, den Weg des politischen Kampfes einzuschlagen.
Am 12. Juli 1974 schrieb das Bulletin in einer Erklärung mit dem Titel „Die Labor Party und die amerikanische Arbeiterklasse“ in großer Voraussicht:
[Die] Lohnoffensive ist zwar als Ausdruck der Bewegung der Arbeiterklasse äußerst wichtig, fördert aber die Illusion, dass militante Streiks ausreichen, um den Angriffen der Kapitalisten zu begegnen. Doch diese Streiks werden die Wirtschaftskrise verschärfen, weil sich die Arbeiter gegen jeden Versuch wehren, ihren Lebensstandard zu senken. Dieser Widerstand zwingt die Kapitalisten, ihre Angriffe zu verstärken und tatsächlich zu versuchen, die Gewerkschaften und die grundlegenden Rechte der Arbeiter zu zerstören.[56]
Die Workers League hatte die globale Krise des Kapitalismus gründlich analysiert. Die Niederlage der USA in Vietnam und Nixons Rücktritt nach der Watergate-Affäre bedeuteten nicht, warnte sie, dass die herrschende Klasse in den USA nicht zurückschlagen würde. Das Bulletin erklärte, dass die Massenarbeitslosigkeit benutzt werde, um die Arbeiterklasse zu bekämpfen. Es deckte den Einsatz konterrevolutionärer Gewalt auf der ganzen Welt auf.
Das Bulletin war stark sensibilisiert hinsichtlich der Spionageaktivitäten der Regierung in der Arbeiterklasse, gerade auch durch „Sicherheit und die Vierte Internationale“, worüber Genosse Eric sprechen wird. Es lenkte die Aufmerksamkeit der Arbeiter auf die wachsende Zahl von Angriffen auf Streikposten Mitte der 1970er Jahre und auf die Zunahme von Polizeigewalt gegen Arbeiter und Jugendliche. Beispiele dafür gibt es viele. Auf ein besonders wichtiges, die Kampagne für Gary Tyler, will ich eingehen.
Wie die Genossen durch die jüngsten Berichte über Gary Tyler in der WSWS sehen konnten, war die Verteidigung dieses Jugendlichen, der von einem bösartig rassistischen und arbeiterfeindlichen Justizsystem angeklagt und inhaftiert wurde, eine Kampagne von immenser Bedeutung in der Geschichte unserer Partei. Sie umfasste zwei Konferenzen in Detroit und Harlem im Jahr 1976, an denen insgesamt 700 Arbeiter und Jugendliche teilnahmen. Die Kampagne richtete die Young Socialists, die Jugendorganisation der Workers League, auf die Arbeiterklasse aus. Die YS sammelte über 100.000 Unterschriften zur Verteidigung Tylers und gewann die Unterstützung von Gewerkschaften, die Millionen von Arbeitern vertreten. Die Broschüre „The Frameup of Gary Tyler“ (Die Verschwörung gegen Gary Tyler) wurde zehntausende Male verkauft.[57]
Durch die Gary Tyler-Kampagne lernte die Workers League Ed Winn kennen, einen Arbeiter bei den New Yorker Verkehrsbetrieben. Ed wurde in den Jim Crow-Südstaaten geboren und wuchs dort auf. Genosse Fred Mazelis bemerkte in einem Essay zu Winns 25. Todestag, dass auch hier Henehan „die Schlüsselrolle dabei spielte, Ed Winn für die Workers League zu gewinnen“. Winn trat der Workers League Anfang 1976 bei.
Nach dem Mord an Henehan gewann Winn die Unterstützung tausender Beschäftigter der New Yorker Verkehrsbetriebe dafür, die Mörder vor Gericht zu bringen. Im Dezember 1977 wurde Winn in den Vorstand der TWU-Ortsverbandes Local 100 in New York gewählt, für ein Programm, das für den Aufbau einer Arbeiterpartei auf der Grundlage sozialistischer Politik eintrat. Während des Streiks der New Yorker Verkehrsarbeiter 1980 spielte Winn beim Widerstand gegen die Versuche der TWU-Bürokratie, den Kampf zu verraten, eine wichtige Rolle.
Vor dem Hintergrund der an Schärfe gewinnenden Gegenoffensive der herrschenden Klasse entwickelte die Workers League die Forderung nach einer Arbeiterpartei weiter und gab ihr schärfere Konturen. Sie grenzte sich besser gegen reformistische Vorstellungen ab und lehnte es ausdrücklich ab, den Aufbau der Labor Party den Gewerkschaften zu überlassen. Wie Genosse North schreibt:
[Die] Partei versuchte, die Beziehung zwischen dem Kampf für die Labor Party und der Entwicklung der Workers League als revolutionäre Partei genauer zu definieren. Wir hatten erkannt, dass die Gefahr bestand, der Kampf für die Schaffung der revolutionären Partei könnte durch die Forderung nach einer Labor Party mit politisch unklarem Charakter verwischt werden. Wir erkannten, dass ständig die Gefahr bestand, dass die eigenständigen Aufgaben der revolutionären Bewegung in der allgemeinen Forderung nach der Gründung einer weiteren Arbeiterpartei aus dem Blick geraten könnten. Außerdem barg die Art und Weise, wie die Forderung nach der Labor Party als eine an die Gewerkschaftsbürokratie gerichtete „Forderung“ formuliert wurde, die Gefahr in sich, die Workers League den Manövern dieser Bürokratie unterzuordnen.[58]
Die Entwicklung des Perspektivdokuments von 1978 wurde durch die Perspektivresolutionen vom November 1975 und Januar 1977 vorweggenommen. In der Resolution von 1975 hieß es:
Die Workers League kämpft für die Labor Party vom Standpunkt des Kampfes um die Macht und des Aufbaus der revolutionären Massenpartei. Die Labor Party ist ein notwendiger erster Schritt, den die Arbeiterklasse zur Vorbereitung des Kampfes um die Macht tun muss. Aber die Labor Party darf niemals eine Art Allheilmittel und Ersatz für die revolutionäre Partei sein.[59]
Die Perspektivresolution von 1977 drückt es so aus:
Wenn wir betonen, dass die Kampagne für die Labor Party verstärkt vorangetrieben werden muss, dürfen die Genossen nie vergessen, dass die entscheidende Frage der Aufbau der Workers League und ihre Umwandlung in eine revolutionäre Massenpartei ist. Nur von diesem Standpunkt aus kämpfen wir für die Labor Party.[60]
Der Bergarbeiterstreik von 1977–1978 war ein Wendepunkt in der Beziehung der Partei zur Arbeiterklasse und in der Entwicklung der Forderung nach einer Labor Party. Der 111-tägige Kampf, der am 6. Dezember 1977 begann und am 19. März 1978 endete, war eine Demonstration der kolossalen Macht der Arbeiterklasse. Die Bergleute widersetzten sich Präsident Jimmy Carter, der auf der Basis des Taft-Hartley-Gesetzes die Wiederaufnahme der Arbeit anordnete. „Taft kann die Kohle schürfen, Hartley kann sie nach oben schaffen, und Carter kann sie wegschaffen“, sagten die Bergleute. Oder: „Carter hat’s befohlen. Jetzt soll er hierher nach Kentucky kommen und das auch durchsetzen.“
Der Einfluss der Workers League war immens. Die Veröffentlichung eines durchgesickerten Vertragsentwurfs durch das Bulletin führte dazu, dass ein versuchter Ausverkauf durch die UMW während des Streiks vereitelt wurde. Es wird berichtet, dass Jimmy Carter am nächsten Tag verärgert mit dem Bulletin im Oval Office wedelte und fragte: „Wer sind diese Typen?“ Der erfolgreiche Widerstand der Bergarbeiter gegen Carter und die Revolutionen und der Fall der Regierungen in den US-Klientelstaaten im Iran und in Nicaragua führten zum Scheitern seiner Regierung. Die herrschende Klasse hatte das Vertrauen in Carter verloren.
Aber obwohl die Bergarbeiter Carter besiegten, gewannen sie ihren Kampf nicht. Die UMW setzte einen Abschluss durch, der viele Konzessionen beinhaltete, und verwandelte so einen möglichen Sieg in eine Niederlage.
Die intensive Intervention der Partei gipfelte im April 1978 in der Broschüre „Lessons of the Miners Strike“ (Lehren aus dem Streik der Bergarbeiter). Sie sprach eine deutliche Warnung an die Arbeiterklasse aus, die sich als äußerst zutreffend erwies:
Die wichtigste Lehre aus dem Bergarbeiterstreik ist die Notwendigkeit des Aufbaus einer revolutionären Führung innerhalb der Arbeiterklasse. Der Bergarbeiterstreik markiert das unwiderrufliche Ende der Periode des Klassenkompromisses, der auf dem Boom basierte, und den Beginn einer Periode der explosivsten Klassenkämpfe. (...) Er liefert den Beweis, dass der Lebensstandard, die Gewerkschaftsrechte, die medizinischen Leistungen und die Renten – alles Errungenschaften der Arbeiterbewegung seit den 1930er Jahren – heute nur durch die Zerstörung des Systems selbst verteidigt werden können. Im Kern bedeutet dies, dass die Arbeiterklasse um die Macht kämpfen muss. (...) Doch ohne den Aufbau und die Ausbildung einer revolutionären Führung in der Arbeiterklasse kann in diesem Kampf kein einziger Schritt vorwärts getan werden.[61]
Die Einschätzung der Workers League der Veränderungen in den Klassenbeziehungen auf globaler Ebene, die sie in ihrer Analyse des Bergarbeiterstreiks vornahm, legte den Grundstein für eine wichtige Weiterentwicklung der Forderung nach einer Labor Party in der Resolution „The World Economic-Political Crisis and the Death Agony of US Imperialism“ (Die wirtschaftliche und politische Weltkrise und der Todeskampf des US-Imperialismus) von 1978, die das Politische Komitee am 7. November 1978 vorlegte.
Das Dokument beginnt mit einer detaillierten Analyse der Weltwirtschaftskrise. Die Genossen Nick und Max haben sich bereits mit dieser Frage beschäftigt. Es genügt zu sagen, dass die Workers League ihre gesamte politische Arbeit auf eine objektive Einschätzung der amerikanischen und Weltwirtschaft in einer von Umbrüchen geprägten Situation stützt. Diese Analyse trug dazu bei, eine Grundlage für die Analyse des Korporatismus und der Gewerkschaftsbürokratien in den 1980er zu schaffen und die Globalisierung in den 1990er Jahren zu verstehen. Erlaubt mir, die Präambel des Dokuments zu zitieren:
Das kapitalistische Weltsystem steht am Rande der größten wirtschaftlichen und politischen Katastrophe seiner Geschichte. In den sieben Jahren seit dem Zusammenbruch des Bretton-Woods-Abkommens hat die internationale Bourgeoisie praktisch all ihre finanziellen Ressourcen sowie die Kreditmechanismen erschöpft, auf die sie sich seit dem 15. August 1971 gestützt hat, um den wirtschaftlichen Zusammenbruch abzuwenden.[62]
Es folgt eine historische Analyse, „Aufstieg und Fall der Dollar-Republik“. Sie erklärt die Entstehung des amerikanischen Kapitalismus in einer früheren Periode, vor dem Hintergrund der starken Anzeichen seines Niedergangs und Verfalls in den 1970er Jahren. Dieses Werk bildet nach wie vor eine Grundlage für unsere Arbeit zur amerikanischen Geschichte. Das Dokument entlarvt den Bankrott der Theorie von der Ausnahmestellung Amerikas – das pragmatische Verständnis der amerikanischen Geschichte, dass das „Schlaraffenland“ immun gegen die Gesetze der Geschichte sei. Es stellt fest:
Die Geschichte der Arbeiterklasse kann nur in ihrer dialektischen Beziehung zum Wachstum der Produktivkräfte des amerikanischen Kapitalismus verstanden werden. Aber die Vereinigten Staaten können nur vom Standpunkt der Geschichte des europäischen Kapitalismus und des Wachstums des Weltmarkts aus verstanden werden. Wenn es so etwas wie eine „Ausnahmestellung“ oder „Eigentümlichkeit“ Amerikas gibt, dann dies: Die Gesetze der Entwicklung des Weltkapitalismus haben ihre Wirkung in diesem Land am vollständigsten entfaltet und ihren höchsten Ausdruck gefunden.[63]
Das Dokument erklärt, dass die Vereinigten Staaten, die einst ein Bollwerk der „Ordnung“ waren, zum Zentrum der Krise des Kapitalismus geworden sind.
Die Arbeiterklasse ist an einem historischen Wendepunkt angelangt. Vierzig Jahre lang konnte sie durch gewerkschaftliche Kämpfe Gewinne erzielen und ihre Rechte verteidigen. Doch aus der Wucht der Krise folgt nun, dass die militanten gewerkschaftlichen Kämpfe der Vergangenheit allein, auch wenn sie unverzichtbar sind, heute völlig unzureichend sind, um die Angriffe der herrschenden Klasse zu stoppen. Die Krise wird das Bewusstsein von Millionen Menschen stark verändern. Das Amerika, das sie vielleicht als „das Land der unbegrenzten Möglichkeiten“ gesehen haben, werden sie als „das Land des unbegrenzten Leidens“ erleben.[64]
Weiter heißt es, dass es bei der Forderung nach einer Labor Party nicht um die Schaffung einer Wahlkampfmaschine oder einer reformistischen Organisation im Stil der britischen Labour Party geht, sondern um eine Machtstrategie, die auf einer internationalen sozialistischen Perspektive beruht. Das Dokument wies jede Vorstellung zurück, die den Aufbau der Labor Party der spontanen Bewegung der Massen oder vermeintlich fortschrittlichen Fraktionen der Bürokratie überließ.
Die Weltkrise und die Weltrevolution sind die treibende Kraft dafür, dass die Arbeiterklasse als unabhängige Klasse in den politischen Klassenkampf eintritt. Die Entstehung einer Arbeitermassenpartei wird das historische Bindeglied zwischen den Kämpfen der amerikanischen Arbeiterklasse und dem neuen Stadium der Weltrevolution sein (...)
Die Workers League besteht darauf, dass die Labor Party im Zentrum der revolutionären Strategie in den Vereinigten Staaten steht. (...) Aber wir machen hier einen entscheidenden Vorbehalt geltend: Ausgangspunkt des Kampfs für die Labor Party und untrennbar mit ihm verbunden ist der Kampf für den Aufbau der Workers League als revolutionäre Führung der Arbeiterklasse. Die Labor Party wird nicht spontan entstehen (...)
Den Kampf für die Labor Party vom aktiven Kampf für revolutionäre Führung innerhalb der Arbeiterklasse zu trennen, stellt eindeutig eine Form von Opportunismus und Verrat dar. Die bekannte Formel, dass eine Arbeiterpartei benötigt wird, um die Arbeiterklasse „reif“ für revolutionäre Ideen zu machen, basiert auf einer kleinbürgerlichen Skepsis gegenüber der Rolle sowohl der Arbeiterklasse als auch der revolutionären Partei. Diese Sichtweise impliziert, dass die Arbeiterklasse erst die Schule des Reformismus der Arbeiterpartei absolvieren muss, bevor sie für ein revolutionäres Programm mobilisiert werden kann. In der Praxis bedeutet diese Position, sich der Gewerkschaftsbürokratie zu unterwerfen. Außerdem wird der Partei nur eine Nebenrolle zugestanden, weil die Entwicklung der Labor Party als etwas angesehen wird, das mit dem Kampf der Partei und der Ausbildung der Kader zu Marxisten nichts zu tun hat.
Die Form des Kampfs für die Labor Party ist entscheidend, um den Marxismus in die amerikanische Arbeiterklasse zu bringen. Das bedeutet, der wesentliche Inhalt dieses Kampfs ist die Ausbildung revolutionärer marxistischer Kader aus der Arbeiterklasse, der Jugend, unter den Studenten und in allen Schichten, die bereit sind, gegen den Kapitalismus zu kämpfen (...) Die Labor Party selbst – als die Übergangsform, durch die die spontane Bewegung der Massen auf dem Weg zur Machteroberung gehen wird – wird das historische Nebenprodukt des Kampfs für den Marxismus sein, den die Workers League führt.[65]
Das Dokument macht dann diese tiefgründige Feststellung, die Trotzkis Aussage aus dem Übergangsprogramm bekräftigt, dass die Krise der Menschheit vor allem auf das Problem der Führung hinausläuft:
[D]ie Frage der Labor Party ist nicht nur ein Problem der Arbeiterklasse allgemein. Sie ist grundsätzlich ein Problem des Bewusstseins der revolutionären Avantgarde. Die Arbeiterklasse hat sich deshalb noch nicht aus dem Würgegriff der Bourgeoisie befreit, weil es noch keine revolutionäre Führung gibt, die reif genug und ideologisch im Marxismus verankert ist, um die spontane Bewegung der Arbeiterklasse bewusst in revolutionäre Bahnen zu lenken. Die Workers League – und nur die Workers League – baut diese Führung auf.[66]
Die Perspektivresolution von 1978 stellte eine qualitative Weiterentwicklung der Forderung nach einer Labor Party dar. Im Gegensatz zu Cannons Resolution von 1954 gestand sie der Gewerkschaftsbürokratie keinerlei Rolle zu, sondern wies der revolutionären Avantgarde die entscheidende Verantwortung für die Verwirklichung dieser Forderung zu. Das Dokument von 1978 plädierte eindringlich für einen Aufstand der einfachen Gewerkschaftsmitglieder, ja einem regelrechten Bürgerkrieg gegen die Gewerkschaftsbürokratie. In diesem Sinne legte es den Grundstein für unsere heutige Haltung zu den Gewerkschaften.
Der Abschnitt des Dokuments, „Die historische Kontinuität des Trotzkismus als Grundlage der Kaderausbildung und des Kampfs gegen den Pragmatismus“, ist eine wichtige Lektüre. Er beginnt mit diesem inhaltsreichen Absatz, der auf der Sommerschule 2015 ausführlich diskutiert wurde:
Es kann keine bewusste Hinwendung zur Arbeiterklasse geben, ohne dass man bewusst dafür eintritt, die historische Kontinuität zwischen den heutigen Kämpfen der Arbeiterklasse und der revolutionären Partei als Einheit von Gegensätzen zu bewahren, wie auch den gesamten Gehalt der objektiven historischen Erfahrung der Klasse und der Entwicklung des Bolschewismus. Nur wenn man sich bemüht, die gesamte Arbeit der Partei auf die historischen Errungenschaften des Kampfs gegen den Revisionismus und auf das gewaltige politische und theoretische Kapital zu gründen, das Trotzki der Vierten Internationale hinterlassen hat, kann man in der Partei und damit in der Arbeiterklasse selbst ernsthaft gegen den Pragmatismus kämpfen. Sobald der Kampf gegen Pragmatismus vom direkten historischen Zusammenhang getrennt wird, der zwischen der täglichen Praxis der Kader und dem gesamten Schatz an historischen Erfahrungen der trotzkistischen Bewegung besteht, verkommt dieser Kampf zu verbalen Gefechten. Genauer gesagt, er wird selbst zu einer Form von Pragmatismus.[67]
Diesen ganzen Teil des Dokuments über die Ursprünge und Merkmale des Pragmatismus müssen sich alle Genossen gründlich aneignen. Das gilt ganz besonders in den USA, wo der Pragmatismus nach wie vor die offizielle Ideologie der Bourgeoisie ist. Unter den wichtigen Abschnitten findet sich auch folgende Passage:
Als Wohlforth, ohne jede Erklärung, mehr als ein Jahrzehnt politischer Geschichte über Bord warf, handelte er einfach nach der Auffassung des bekannten Pragmatikers Henry Ford, der das Wesen seiner Weltanschauung einmal mit den Worten erklärte: „Geschichte ist Quatsch!“ Die Gründe für die Vorherrschaft des Pragmatismus als nationale Ideologie sind in den besonderen Merkmalen der historischen Entwicklung der Vereinigten Staaten zu suchen. Trotzki erklärte: „In keinem anderen Land hat es eine solche Ablehnung des Klassenkampfes gegeben wie im Land der ‚unbegrenzten Möglichkeiten'. Die Leugnung der sozialen Widersprüche als treibende Kraft der Entwicklung führte zur Leugnung der Dialektik als Logik der Widersprüche im Bereich des theoretischen Denkens“ (…)
Jetzt ermöglichen die objektiven Bedingungen eine endgültige Abrechnung mit der pragmatischen Denkweise, deren Bankrott jeden Tag offensichtlicher wird. Die Verwandlung des „Landes der unbegrenzten Möglichkeiten“ in das „Land des unbegrenzten Leidens“ wird immense Möglichkeiten für die Entwicklung des Marxismus hervorbringen. Wir können Trotzki noch einmal paraphrasieren: Die Akzeptanz der gesellschaftlichen Widersprüche als treibende Kraft der Entwicklung wird dazu führen, dass die Dialektik als Logik der Widersprüche im Bereich des theoretischen Denkens akzeptiert wird. Aber der Kampf gegen den Pragmatismus muss jeden Tag bewusst in der Partei geführt werden. Das Wesentliche dieses Kampfes ist die Ausbildung der Kader auf der Grundlage der historischen Kontinuität des Trotzkismus (...)[68]
Dieser Abschnitt des Dokuments endet mit einem entschiedenen Resümee, das sich die Kader des IKVI einprägen müssen.
Aber die Kader der revolutionären Partei müssen darin geschult werden, die Weltkrise auf dem höchsten Niveau der historisch erarbeiteten Praxis der trotzkistischen Weltbewegung, des Internationalen Komitees sinnlich wahrzunehmen. Mit anderen Worten: Die Entwicklung der Krise und des Klassenkampfes kann nur durch die objektive, kollektive, historisch bestätigte und wissenschaftliche Praxis der Partei verstanden werden.[69]
Die Perspektivresolution von 1978 stellt einen Meilenstein in der Entwicklung der Workers League und des IKVI nach Wohlforths Rücktritt dar. Sie wird auch das Thema künftiger Vorträge sein. Jeder Abschnitt dieser Resolution ist äußerst inhaltsreich und verdient, sorgfältig studiert zu werden.
Fazit
Carters Demütigung durch die Bergarbeiter in den Jahren 1977–1978 sorgte für das Ende seiner Regierung und ebnete Reagan den Weg. Doch bevor er aus dem Amt schied, sorgte Carter in Zusammenarbeit mit der UAW-Bürokratie dafür, dass der Chrysler-Konzern durch die Verarmung der Belegschaft gerettet wurde. UAW-Chef Douglas Fraser wurde dafür mit einem Sitz im Aufsichtsrat des Unternehmens belohnt.
Ebenfalls 1978 ernannte Carter den Chef der Chase Manhattan Bank, Paul Volcker, zum Leiter der US-Notenbank Federal Reserve. Volcker erhöhte die Zinssätze auf über 20 Prozent und sorgte für die höchste Arbeitslosigkeit seit der Großen Depression. O-Ton Volcker: „Der Lebensstandard des durchschnittlichen Amerikaners muss sinken.“[70]
Gegen die soziale Verwüstung, die ganze Städte und alte Hochburgen der Arbeiterklasse wie Detroit, Chicago, St. Louis, Buffalo, Pittsburgh und viele mehr herunterwirtschaftete, leisteten die Gewerkschaften keinen Widerstand. Und 1980 klügelte Carter einen Plan aus, wie PATCO, eine kleinere Fluglotsen-Gewerkschaft, zu zerschlagen sei.
1981 zerschlug Reagan die PATCO dann endgültig. Die Workers League griff massiv in den Kampf ein und stellte sich an die Spitze der Verteidigungskampagne für inhaftierte Fluglotsen. Einer von ihnen war der Fluglotse Ron May, der Mitglied der Partei wurde. Es wäre stark untertrieben zu behaupten, dass die AFL-CIO-Bürokratie nichts unternahm, um die PATCO zu unterstützen, obwohl ihr Reagan mit seinem Vorgehen den Klassenkrieg erklärt hatte.
Die Gewerkschaftsbürokratie kollaborierte aktiv mit der Reagan-Regierung gegen die PATCO. Die AFL-CIO, die Teamsters, die International Association of Machinists und die Gewerkschaften der Piloten und Flugbegleiter wiesen ihre Mitglieder an, die Streikposten der Fluglotsen zu überschreiten. Die Niederlage der PATCO war der Auftakt zu einer Reihe von vernichtenden Niederlagen im Laufe der 1980er Jahre, die alle dem gleichen Muster folgten: Phelps Dodge, Greyhound, Continental Airlines, AT Massey Coal, Pan American, Hormel, TWA, International Paper, Pittston Coal. Die Liste ließe sich fortsetzen.
Eine grundlegende, qualitative Veränderung vollzog sich. Das Ausmaß des Verrats, den die Gewerkschaften übten, indem sie an den Angriffen auf „ihre“ Mitglieder mitwirkten, ließ sich nicht mehr mit den persönlichen Eigenschaften der Gewerkschaftsführer – Gier, Beschränktheit, Unaufrichtigkeit – erklären, wiewohl sie diese Eigenschaften in den 1980er Jahren offen und ungeniert zur Schau trugen.
Hier meldete eine soziale Schicht ihre Ansprüche an, deren materielle Interessen objektiv nicht mehr mit denen der Arbeiter übereinstimmten, die sie vorgeblich vertrat. Unter dem Druck der Globalisierung verwandelten sich die Gewerkschaften in lupenreine Instrumente des Managements, und ihr Vermögen wuchs mit steigender Ausbeutung der Arbeiter.
Unsere Betrachtung der Forderung nach einer Labor Party endet vor dieser Zeit. Dennoch lässt sich an der vorangegangenen Diskussion ablesen, wie die Partei zu der Position gelangte, dass die Bildung einer Labor Party aus den Gewerkschaften heraus nicht mehr zur Debatte stand. Die starke Veränderung der Beziehung der Gewerkschaften zu den Arbeitern im Laufe der 1980er und frühen 1990er Jahre – die parallel zur Restauration des Kapitalismus durch die größte aller Arbeiterbürokratien, den stalinistischen Staat stattfand – schloss diese Möglichkeit aus.
Die Workers League gewann in dieser Zeit eine Reihe wichtiger Arbeiterinnen und Arbeiter für das Banner des Trotzkismus, darunter Ed Winn und Jim Lawrence. Sie besaß wirklichen Einfluss auf ganze Teile der Arbeiterklasse, wie ihr Eingreifen in den Bergarbeiterstreik 1977–1978 zeigt. Aber die objektive Lage war nicht günstig. Unter den Arbeitern herrschte zwar ein Gefühl der kämpferischen Solidarität, aber nicht viele verstanden die Notwendigkeit, den Kampf mit einer sozialistischen Politik anzuleiten. Jahrzehnte antikommunistischer Propaganda hatten ihren Tribut gefordert. Die amerikanischen Arbeiter waren nicht auf das gewaltige Ausmaß des Verrats der AFL-CIO in den 1980er Jahren vorbereitet. Die Verwirrung, die die Pablisten und andere Revisionisten unter den Arbeitern und Jugendlichen stifteten, tat ein Übriges.
Dennoch wurden in dieser Zeit entscheidende Grundlagen für die folgenden Jahre gelegt. Der Workers League konnte dank ihrer intensiven Beschäftigung mit der Geschichte des IKVI und ihrer Hinwendung zur Arbeiterklasse im Zuge der Wohlforth-Affäre aus den vernichtenden Niederlagen der 1980er Jahre und der Verwandlung der Gewerkschaften Lehren ziehen. Vor allem eröffneten der Niedergang der alten Massenorganisationen (der Gewerkschaften, der Sozialdemokratie und der stalinistischen Staaten) und die Globalisierung der wirtschaftlichen Produktion neue revolutionäre Möglichkeiten.
Umgekehrt reagierte die WRP auf das Verebben der Massenbewegung der britischen Arbeiterklasse nach 1974, indem sie sich immer verzweifelter an die alten Organisationen klammerte, die vollständigen Schiffbruch erlitten: die Labour Party, die nationalen Bewegungen der Dritten Welt und die sowjetische Bürokratie. Anstatt eine objektive Analyse der Periode vorzunehmen und sich mit den historischen und theoretischen Errungenschaften des Trotzkismus neu zu wappnen, wiederholte die WRP ihr Mantra von der „unbesiegten Stärke der Arbeiterklasse“.
Die WRP-Führer konnten den Revisionismus nicht offensiv bekämpfen, denn dann hätten sie den wachsenden Einfluss des Revisionismus in ihren eigenen Reihen, auch in der Führung, anerkennen müssen. Wie David North in „Das Erbe“ feststellt, „[K]ein einziger Führer der WRP [schrieb] auch nur einen einzigen Artikel, um die Theorie und Politik von Wohlforths Verrat zu analysieren (....) Diese theoretische Gleichgültigkeit widerspiegelte die bereits längst stattfindende Abwendung der WRP von ihrem früheren Kampf gegen den Revisionismus.“
North stellte dann den tiefgreifenden Kampf gegen den Revisionismus, den die Workers League in der Wohlforth-Affäre führte, den bürokratischen Methoden der WRP beim Ausschluss von Alan Thornett gegenüber (ein Thema, das ein anderer Vortrag behandeln wird). David schloss mit den Worten:
Für die Workers League war der Kampf gegen Wohlforth ein entscheidender Abschnitt in ihrer politischen Entwicklung als trotzkistische Partei, die fähig ist, sich in den Kämpfen der amerikanischen Arbeiterklasse zu verankern. Für die Workers Revolutionary Party erwies sich der Zank mit Thornett lediglich als Zwischenstation auf dem Weg in eine tiefe politische Krise, die schließlich zu ihrem Zusammenbruch führte.[71]
Die gesamte Erfahrung, von der Intervention der SLL zur Wiederbelebung der Forderung nach einer Labor Party über Wohlforths Flucht bis zur Hinwendung zur Arbeiterklasse, zeigt deutlich, wie wichtig das Internationale Komitee als Weltpartei der sozialistischen Revolution ist, und wie notwendig es ist, dass seine Kader die Geschichte der trotzkistischen Bewegung sorgfältig studieren und sich aneignen.
Abschließend möchte ich aus Davids Brief an Mike Banda vom 23. Januar 1984 zitieren:
Gleichgültig, wie vielversprechend bestimmte Entwicklungen innerhalb der nationalen Arbeit der Sektionen auch erscheinen mögen – wie unsere eigenen Erfahrungen in verschiedenen Gewerkschaftskämpfen – diese werden keine wirklichen Erfolge für die Sektionen hervorbringen, wenn unsere Arbeit nicht von einer wissenschaftlich ausgearbeiteten internationalen Perspektive angeleitet wird. Je mehr sich die Workers League der Arbeiterklasse zuwendet, desto mehr spüren wir die Notwendigkeit der engsten Zusammenarbeit mit unseren internationalen Genossen, um die Arbeit vorwärtszubringen.[72]
Auch heute, wo es so vielversprechende Entwicklungen in der Arbeit der nationalen Sektionen gibt, muss das IKVI dieser Herangehensweise treu bleiben.
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Ebd., S. 79
Ebd., S. 80
Ebd., S. 110
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David North, „Report to the Second National Congress of the Socialist Equality Party“, 8. Juli 2012. Dt. in: Die Frankfurter Schule, die Postmoderne und die Politik der Pseudolinken, Essen 2016, S. 292
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Ebd., 25
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