Macklemore, der Rapper von „Hind‘s Hall“, im medialen Fadenkreuz

Der Artikel „Ein bisschen Israel-Bashing und dann einfach weiterfeiern“ von Sebastian Hammelehle im Spiegel war Mitauslöser einer breit angelegten Hetzkampagne gegen den Rapper Macklemore. Der Spiegel-Text vom 21. Juli 2025 ist kein journalistischer Beitrag, sondern ein durchsichtiges Propagandastück, um sämtliche Kritik an der zionistischen Besatzungspolitik als „antisemitisch“ zu delegitimieren.

Er dient dazu, das offizielle Narrativ der deutschen Imperialisten zu stärken, die den Genozid in Gaza bedingungslos unterstützen. Hammelehles Text ist ein Paradebeispiel für die heuchlerische, politisch motivierte Hetze des deutschen Establishments gegen all jene, die sich der barbarischen Vernichtung der palästinensischen Bevölkerung entgegenstellen.

Die Kampagne führte sofort zu einem konzertierten medialen Schulterschluss: Von Cicero über die Jüdische Allgemeine, die Welt und Evangelisch.de bis hin zu offiziellen Stellen – sie alle stilisierten Macklemores Widerstand zur Gefahr. So äußerte sich der niedersächsische Beauftragte gegen Antisemitismus, Gerhard Wegner, im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd) kritisch über die mehrminütige Rede Macklemores beim Deichbrand-Festival (hier ein kurzer Ausschnitt): „Im Tonfall war es gemäßigt, aber insgesamt war es eine große propalästinensische Demonstration und eine einseitige Unterstützung der Hamas.“

Das bleibe „vom Deichbrand-Festival hängen, das ist sehr schade“. Wegner warf Macklemore vor, Israel „scharf kritisiert“ und dem Staat Kolonialismus sowie einen Völkermord in Gaza vorgeworfen zu haben. Damit suggeriert Wegner, der Genozid finde nicht wirklich statt. Dies ist eine durchsichtige Methode, um von den realen Verbrechen abzulenken und die Debatte im Keim zu ersticken.

Ein Macklemore-Konzert im Jahr 2024 [Photo: Macklemore]

Wer ist Macklemore?

Am 19. Juni 1983 erblickte Benjamin Hammond Haggerty, der unter dem Künstlernamen Macklemore international bekannt wurde, in Seattle, Washington (USA), das Licht der Welt. Er ist ein Grammy-prämierter US-amerikanischer Rapper und Songwriter, der sich durch seine oft sozialkritischen und selbstreflexiven Texte von einem Großteil des kommerziellen Hip-Hops abhebt.

Macklemores musikalische Reise begann früh. Bereits im Alter von 14 Jahren begann er, Songtexte zu verfassen, und war in seiner Jugend von der Musik des Underground-Hip-Hops der Ost- und Westküste beeinflusst, wobei er insbesondere die Werke von Gruppen wie Wu-Tang Clan, Nas und Talib Kweli schätzte. Im Jahr 2000 veröffentlichte er als „Professor Macklemore” die EP Open Your Eyes. Nach weiteren unabhängigen Veröffentlichungen, darunter sein Debütalbum The Language of My World (2005) und das Album The Unplanned Mixtape (2009), erlangte er ab 2011 größere Bekanntheit als Teil des Duos Macklemore & Ryan Lewis.

Zusammen mit seinem langjährigen Produzenten und musikalischen Partner Ryan Lewis schuf er eine Reihe von Hits, die nicht nur kommerziell erfolgreich waren, sondern auch gesellschaftliche Themen aufgriffen. Ihr Durchbruch gelang 2012 mit dem Album The Heist, dass vier Grammys gewann, darunter in den Kategorien „Best New Artist” und „Best Rap Album”. Es folgten Songs wie „Thrift Shop” (eine Hymne auf Second-Hand-Mode, die sich bewusst vom konsumorientierten Rap absetzte), „Can’t Hold Us” und „Same Love” (eine Hymne für die gleichgeschlechtlichen Ehe). Spätere Soloalben wie „Gemini” (2017) und „Ben” (2023) zeigen seine fortgesetzte Auseinandersetzung mit persönlichen Themen wie Sucht und Genesung.

Was Macklemore in den letzten zwei Jahren jedoch besonders auszeichnet und ihn ins Fadenkreuz der bürgerlichen Medien rückt, ist seine unmissverständliche und mutige Haltung gegen den imperialistischen Krieg und den Genozid in Gaza. Seine jüngsten Werke – beginnend mit dem viralen Hit „Hind’s Hall“ im Mai 2024, gefolgt von „Hind’s Hall 2“ im September 2024 und zuletzt „Fucked Up“ im Februar 2025 – sind zu Hymnen des weltweiten Protests gegen das völkermörderische Vorgehen Israels und die Komplizenschaft der imperialistischen Mächte geworden.

Das Lied „Hind’s Hall“ ist nach der sechsjährigen Palästinenserin Hind Rajab benannt, die im Gazastreifen von israelischen Streitkräften ermordet wurde. Der Titel bezieht sich auch auf die vielen Studentenproteste, die ihren Camps an den Universitäten oft diesen Namen gaben. Macklemore scheute sich nicht, die US-Regierung direkt als Mitschuldige an dem historischen Verbrechen des Genozids zu brandmarken.

In dem Lied „Fucked Up“ erweitert Macklemore seine Kritik und stellt Verbindungen zwischen der Kolonisierung Palästinas und den umfassenderen Prozessen des zerfallenden Kapitalismus und Imperialismus her. Er zeigt auf, wie die Verwüstung Palästinas mit dem inländischen Terror von Einwanderungsbehörden (ICE), Internetzensur, Naturkatastrophen (wie den Waldbränden in Los Angeles), Inflation und der Bereicherung der Finanzoligarchie zusammenhängen.

Das Video beginnt mit einem Zitat des amerikanischen Sozialisten Eugene V. Debs, der einst verkündete: „Das heroischste Wort in allen Sprachen ist ‚Revolution‘.“ Dieser Verweis auf Debs, einen Pionier des sozialistischen Kampfs gegen Imperialismus, ist von Bedeutung und ein klares Signal. Macklemore prangert darin die Ungleichheit und die imperialistischen Verbrechen an: „The world’s on fire ... Colonizing Gaza from the White House Lawn.” [Die Welt steht in Flammen ... Die Kolonisierung Gazas vom Rasen des Weißen Hauses aus.]

"Hind's Hall", Macklemore [Photo: Macklemore]

Zensur durch Diffamierung: Wie die Medien bewusst Tatsachen verdrehen!

Der organisierte Angriff der deutschen Medien basiert auf zwei zentralen Lügen und Verdrehungen:

  • Die Verdrehung der Parole „Vom Fluss zum Meer“: Die Leitmedien übernehmen die Behauptung der deutschen Justiz, die Parole sei ein „Motto all derer, die Israel auslöschen wollen“. Für viele Palästinenser und ihre Unterstützer ist sie jedoch ein Aufruf zu Freiheit und Gleichheit in einem säkularen Staat für alle seine Bewohner.
  • Die Medien instrumentalisieren einen Vorfall aus dem Jahr 2014: Macklemore trat damals inkognito mit Perücke, Bart und Plastiknase auf. Er entschuldigte sich umgehend und erklärte in einem vom Guardian zitierten Statement, dass er kein jüdisches Stereotyp imitieren, sondern sich lediglich verkleiden wollte. Dennoch wird dieser Vorfall von den deutschen Medien bewusst als Beweis für seine „antisemitische Gesinnung“ dargestellt, obwohl selbst der damalige Direktor der pro-zionistischen Anti-Defamation League (ADL), Abe Foxman, Macklemores Entschuldigung ausdrücklich akzeptiert hatte.

Die Angriffe auf Macklemore in Deutschland sind keine isolierte Erscheinung, sondern Teil einer globalen und koordinierten Kampagne der herrschenden Klasse. Sie begann im Mai 2024, als sein Song „Hind’s Hall” massenhaft von Social-Media-Plattformen entfernt und zensiert wurde. Im September 2024 wurde sein Auftritt beim Neon City Festival in Las Vegas willkürlich abgesagt, nachdem er bei einer Pro-Palästina-Demonstration in Seattle die US-Regierung offen verurteilt hatte.

Die Angriffe zeigen, dass die herrschende Klasse in Deutschland und den USA mit denselben Methoden und Lügen arbeitet, um jegliche Kritik an der imperialistischen Kriegsagenda zu unterdrücken. Bezeichnend ist die Art und Weise, wie die bürgerlichen Medien Macklemores politische Entwicklung seit 2023 als „dahindümpelnde Karriere“ abtun. Diese Herabwürdigung dient einzig dem Zweck, die Ernsthaftigkeit und Legitimität seiner Kritik am israelischen Genozid in Gaza zu untergraben

Macklemore mit Fans, 2024

Politische Schwächen und die Bedeutung von Macklemores Widerstand

Macklemores politisches Auftreten hat sich zwar entwickelt, ist aber nicht frei von Widersprüchen. Diese müssen kritisch beleuchtet werden, um eine historisch klare Einordnung zu ermöglichen. In der Vergangenheit war er ein prominenter Unterstützer der Demokratischen Partei und agierte als Sprecher für die Drogenpolitik der Obama-Regierung. Er feierte auch Bidens Wahlsieg über Trump im Jahr 2020.

Bis heute liegt seine politische Schwäche in der Unfähigkeit, das Leiden der Palästinenser mit seiner grundlegenden Ursache – dem kapitalistischen System und Imperialismus – in Verbindung zu bringen. Diese Unklarheit zeigt sich in seiner Bezugnahme auf „weiße Vorherrschaft“ im Lied „Hind’s Hall“. Er suggeriert, dass die Unterstützung der USA für die Ukraine im Krieg gegen Russland in erster Linie auf der (weißen) Hautfarbe der Ukrainer beruhe. Dies verzerrt die Situation jedoch vollständig.

Der von den USA und sämtlichen imperialistischen Mächten unterstützte Krieg in der Ukraine, mit dem potentiellen Einsatz von Atomwaffen die gesamte Menschheit bedroht, sowie der Genozid in Gaza und der sich zuspitzende Konflikt mit China sind Teile eines umfassenden, von den USA geführten neuen Weltkriegs zur Sicherung der globalen Hegemonie. Diese Kriege werden jedoch nicht aus rassistischen Motiven, sondern aufgrund der Profitinteressen der Finanzoligarchie geführt.

Dennoch ist Macklemores Positionierung mutig und politisch bedeutsam. In „Hind’s Hall“ richtet sich die schärfste Kritik an die Musikindustrie selbst und ihre prominentesten Vertreter, die zum Genozid schweigen:

The music industry’s quiet, complicit in their platform of silence /
 What happened to the artists, what you got to say? /
If I was on a label, you could drop me today (…)

(Die Musikindustrie schweigt, mitschuldig an der Plattform des Schweigens / Was ist mit den Künstlern passiert, was habt ihr zu sagen? / Wäre ich bei einem Label, könntet ihr mich heute fallen lassen …)

Macklemores Haltung zeichnet sich durch ihren Mut und ihre Prinzipientreue aus. Seine Kritik ist ein indirekter, aber starker Aufruf an die Arbeiterklasse und die Jugend, der auch als solcher verstanden und unterstützt wird. Seine Lieder drücken das wachsende Bewusstsein darüber aus, dass die systematischen Angriffe auf den Lebensstandard der Arbeiter und die barbarischen Kriege zwei Seiten derselben Medaille sind. Er stellt damit einen deutlichen Gegensatz zu den moralischen Bankrotterklärungen vieler anderer bekannter Rapper dar.

Snoop Dogg, Rick Ross und Soulja Boy traten bei einem inoffiziellen Event im Rahmen der zweiten Amtseinführung von Donald Trump auf: dem sogenannten „Crypto Ball” am 17. Januar 2025. Kanye West promotet regelmäßig Hitler in den sozialen Medien. Und der hochgelobte Kendrick Lamar, der sich als „sozial bewusster“ Künstler inszeniert, hat in seiner Super-Bowl-Performance, die so gestaltet war, dass jeder sehen konnte, was er wollte, oder anderswo, keine kohärente Kritik am Genozid geäußert.

Abgesehen von Macklemore und dem puertoricanischen Rapper Residente prangern nur wenige Hip-Hop-Künstler die Gräueltaten Israels, der USA und anderer imperialistischer Mächte so vehement und konstant an.

Im Gegensatz dazu hat sich Chuck D, der mit der explizit politischen Band Public Enemy einst „Fight the Power“ rappte, als „globaler Musikbotschafter“ vom US-Außenministerium instrumentalisieren lassen. Er schloss sich einer Initiative an, die direkt auf den Kaltkriegsprogrammen der CIA basiert und US-imperialistische Interessen fördert.

Selbst Antony Blinken, der bis zum Hals in Blut steckt, wird von den Medien unwidersprochen als „Freund“ von Chuck D bezeichnet. Im Juni 2024, also acht Monate nach Beginn des von Blinken und dem Weißen Haus geleiteten Massenmords in Gaza, erschien der Rapper bei einer vom Kriegsverbrecher ausgerichteten Veranstaltung im Außenministerium.

So ist die selektive und rufschädigende Berichterstattung der bürgerlichen Medien kein Zufall, sondern Teil einer bewussten Politik der Verschleierung und Vertuschung, um die Unterstützung für den Genozid aufrechtzuerhalten, der untrennbar mit dem globalen Krieg des Kapitals verbunden ist, und um den wachsenden Widerstand in der Arbeiterjugend zu unterdrücken.

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