Subu Vedam, 43 Jahre lang zu Unrecht inhaftiert, soll abgeschoben werden

Der Fall von Subramanyam „Subu“ Vedam wäre kaum zu glauben, würden wir nicht unter der im Entstehen begriffenen faschistischen Diktatur von Donald Trump leben. 43 Jahre lang ertrug Vedam die Brutalität eines Hochsicherheitsgefängnisses in Pennsylvania, wo er zu Unrecht für ein Verbrechen inhaftiert war, das er nicht begangen hatte. Nachdem die Anwälte des Pennsylvania Innocence Project neue Beweise für seine Unschuld gefunden hatten, wurde seine Verurteilung aufgehoben und alle Anklagen gegen ihn fallen gelassen.

Doch nur wenige Augenblicke nach seiner Entlassung am 3. Oktober aus der staatlichen Justizvollzugsanstalt Huntingdon wurde der 64-jährige Mann indischer Abstammung von der US-amerikanischen Einwanderungs- und Zollbehörde (ICE) unter Berufung auf eine „frühere Abschiebungsanordnung“ aus den 1980er Jahren, also vor seiner unrechtmäßigen Verurteilung wegen Mordes, aufgegriffen und verhaftet. Er wurde sofort in das Moshannon Valley Processing Center verlegt, wo ihm die Abschiebung nach Indien droht - ein Land, das er praktisch nicht kennt.

Vedams Leidensweg - von unrechtmäßiger Inhaftierung über Entlastung und Freilassung bis hin zur Abschiebehaft - verdeutlicht die Überschneidungen zwischen einem ungerechten Justizwesen und gestapoähnlicher Einwanderungsbehörden. Sein Schicksal wird von seiner Familie zu Recht als „schreckliches Unrecht“ bezeichnet.

Subramanyam "Subu” Vedam mit einem Familienmitglied [Photo: freesubu.org]

Subu Vedam wurde 1983 zu lebenslanger Haft ohne Bewährung verurteilt, weil ihm fälschlich unterstellt wurde, 1980 seinen Freund, den 19-jährigen Thomas Kinser, erschossen zu haben. Während seines jahrzehntelangen Gefängnisaufenthalts beteuerte er stets seine Unschuld und lehnte aufgrund seines „starken Wunsches, seinen Namen reinzuwaschen“, mehrere Strafmilderungsangebote ab, denn dafür hätte er „Reue“ zeigen müssen.

Im Jahr 2022 entdeckten Anwälte, die mit dem Innocence Project zusammenarbeiten, neue Beweise, die ein entscheidendes Fehlverhalten der Staatsanwaltschaft in dem Fall aufdeckten. Zu den Beweisen, die den Verteidigern rechtswidrig vorenthalten wurden, gehörte auch ein FBI-Bericht, aus dem hervorging, dass das Opfer nicht durch die Kugeln aus der Waffe getötet wurde, welche die Staatsanwälte mit Vedam in Verbindung zu bringen versuchten. Insbesondere waren die Abmessungen der Einschusslöcher in den verdeckten Beweisen zu klein, um aus der Kaliber-.25-Waffe zu stammen, von der die Staatsanwaltschaft behauptet hatte, sie sei bei dem Mord verwendet worden.

Am 28. August 2025 entschied der Richter des Centre County Court of Common Pleas, Jonathan D. Grine, zu Vedams Gunsten und stellte fest, dass die unterschlagenen Beweise eine Verletzung seines verfassungsmäßigen Rechts auf ein ordnungsgemäßes Verfahren darstellten. Mit dem Urteil wurde die Verurteilung offiziell aufgehoben. Der Bezirksstaatsanwalt von Centre County, Bernie Cantorna, wies am 2. Oktober 2025 formell alle Anklagepunkte zurück. Damit ist Vedam der am längsten zu Unrecht verurteilte Gefangene in der Geschichte Pennsylvanias. Mit insgesamt 43 Jahren hinter Gittern ist er auch einer der am längsten zu Unrecht Verurteilten in den Vereinigten Staaten.

Vedams Abschiebeanordnung war mit einer Verurteilung wegen Drogenkonsums in jungen Jahren verknüpft, da er im Alter von 19 Jahren vorsätzlich LSD verbreitet haben soll. Während er seine lebenslängliche Haftstrafe verbüßte, ruhte die Anordnung und er konnte sich nicht gegen seine Abschiebung wehren.

Die US-Einwanderungsbehörde ICE beschreibt Vedam als „Berufsverbrecher mit einem Vorstrafenregister, das bis ins Jahr 1980 zurückreicht“ und als „verurteilten Händler von Betäubungsmitteln“ und erklärt, dass Personen mit bestehenden Abschiebungsanordnungen bei der Vollstreckung Priorität haben. Die Behauptung, Vedam sei ein Berufsverbrecher, ist absurd, da er während dieser angeblichen „Karriere“ hinter Gittern im Staatsgefängnis saß

Die Behauptung, dass die ICE „die Schlimmsten der Schlimmen“ ins Visier nimmt, wird durch Vedams Handlungen während seiner Zeit im Gefängnis widerlegt, wo er sich dem Dienst an seinen Mitgefangenen verschrieben hat.

  • Er erhielt mehr als 51 Belobigungen für seinen freiwilligen Dienst.
  • Vedam half bei der Gründung und Leitung des Literacy Council und des Family Literacy Project für Häftlinge, wobei er Mittel vom National Institute of Corrections erhielt, und half zahlreichen Häftlingen, ihren Highschool-Abschluss zu machen.
  • Er hat sich selbst Spanisch beigebracht, damit er mehr Menschen das Lesen beibringen kann.
  • Er organisierte von Insassen gesponserte Spendenaktionen für die Resozialisierung jugendlicher Straftäter, wie z. B. einen jährlichen Lauf.
  • Vedam fungierte als inoffizieller Gesundheitsberater, der von seinem Schwager, einem Arzt, verständliche Erklärungen zu allgemeinen Gesundheitsproblemen der Insassen wie Diabetes, Fettleibigkeit und Arthritis einholte und sie beriet.

Trotz extremer Einschränkungen hat Vedam bedeutende akademische Leistungen erbracht. Er schloss drei Studiengänge im Fernstudium mit magna cum laude ab, darunter einen Master of Business Administration (MBA) mit Bestnote. Er ist der erste Insasse des staatlichen Gefängnissystems seit über 150 Jahren, der während seiner Inhaftierung einen Hochschulabschluss erlangt hat. Seine Interessen umfassen globale Ereignisse, Wirtschaft und Wissenschaft.

Ein Sprecher der Familie merkte an, dass Vedams Inhaftierung durch die ICE sie völlig unvorbereitet traf, da seine gesamte Familie - einschließlich seiner Schwester und Nichten - US-Bürger sind und all seine familiären Beziehungen hier und in Kanada bestehen. Vedams Familie und seine Unterstützer haben eine große Protestaktion gestartet, um seine Freilassung zu fordern und auf die Grausamkeit seiner derzeitigen Inhaftierung und der drohenden Abschiebung hinzuweisen.

Seine Nichte, Zoe Miller Vedam, betonte die verheerenden Auswirkungen der Abschiebung: „Er verließ Indien, als er neun Monate alt war ... Er war seit über 44 Jahren nicht mehr dort ... ihn auf die andere Seite der Welt zu schicken, an einen Ort, den er nicht kennt, weit weg von allen, die ihn lieben, würde diese Ungerechtigkeit nur noch vergrößern.“

Saraswathi Vedam, Vedams Schwester, hob sein Engagement hervor und betonte, dass er seine unrechtmäßige Inhaftierung in einen „Dienst an Mitmenschen“ verwandelt habe.

Vedam war ein ständiger US-Bürger, der als Säugling in die USA kam. Die Anwältin Ava Benach argumentiert, dass Vedam ohne die ungerechtfertigte Verurteilung wegen Mordes „wahrscheinlich schon vor Jahrzehnten erfolgreich das Abschiebungsverfahren zu seinen Gunsten beendet hätte“, und sie weist die Beschreibung des ICE als „Berufsverbrecher“ entschieden zurück.

Vedams ungerechtfertigte Verurteilung ist symptomatisch für den willkürlichen und rachsüchtigen Charakter des amerikanischen Justizsystems. Insgesamt haben die 2.795 vom Nationalen Register für Entlastungen seit 1989 als zu Unrecht Verurteilten mehr als 25.000 Jahre für Verbrechen verbüßt, die sie nicht begangen haben, wobei der durchschnittliche Lebenszeitverlust für einen nicht-begangenen Mord 14,1 Jahre beträgt.

Seit der Oberste Gerichtshof der USA 1976 die Todesstrafe wieder eingeführt hat, wurden nach Angaben von Death Penalty Information 201 zum Tode verurteilte inhaftierte Personen entlastet. Dazu gehören auch Personen, die zu Unrecht verurteilt und später von sämtlichen Vorwürfen freigesprochen wurden.

Zu den häufigsten Gründen für einen verspäteten Freispruch gehören behördliches Fehlverhalten (z. B. das Verschweigen von Beweisen durch Staatsanwälte, wie im Fall von Vedam geschehen), falsche Zeugenaussagen, Meineid und falsche oder diskreditierte forensische Beweise (z. B. Analyse von Bisswunden, fehlerhafte Haaranalyse und „Junk Science“-Aussagen).

Während Vedam die Abschiebung droht, setzt die Maschinerie des staatlich sanktionierten Todes ihr grausames Werk fort. Innerhalb von vier Tagen, beginnend am 14. Oktober, sollen vier Menschen in vier Staaten durch die Giftspritze hingerichtet werden, darunter Lance C. Shockley (Missouri) und Samuel Lee Smithers (Florida), beide am 14. Oktober, Charles Ray Crawford (Mississippi) am 15. Oktober und Richard Djert (Arizona) am 17. Oktober.

Rob Roberson sollte am 16. Oktober in Texas hingerichtet werden, doch das texanische Berufungsgericht gewährte ihm einen Aufschub und verwies seinen Fall zurück an das Bezirksgericht, um zu entscheiden, ob seine Verurteilung wegen des Mordes an seiner zweijährigen Tochter, die auf einer entkräfteten Aussage über das „Schüttelsyndrom“ beruhte, eine weitere Überprüfung verdient. Der texanische Gouverneur Greg Abbott und sein Generalstaatsanwalt Ken Paxton sind beide glühende Befürworter der Todesstrafe und der Trumpschen Abschiebe-Rasterfahndung.

In Florida, einem von nur zwei US-Bundesstaaten, die dem Gouverneur die alleinige Befugnis zur Festlegung von Hinrichtungsterminen geben, hat der Republikaner Ron DeSantis in diesem Jahr bisher 13 Hinrichtungen angeordnet, mehr als jeder andere Gouverneur in Florida je zuvor. Insgesamt haben die USA im Jahr 2025 bisher 35 Todestraktinsassen hingerichtet und sind auf dem besten Weg, 43 staatlich sanktionierte Tötungen durchzuführen - die höchste Zahl seit mehr als einem Jahrzehnt.

Die Befürwortung der Todesstrafe in der Bevölkerung hat stetig abgenommen seit Mitte der 1990er Jahre, als noch etwa 78 Prozent der Amerikaner sie befürworteten. Im Jahr 2018 sank die Unterstützung auf etwa 54 Prozent, und im Zeitraum 2023-2025 lag die Unterstützung bei 53 Prozent. Diese wachsende Opposition ist vor allem auf die sich verändernden moralischen Ansichten über die Todesstrafe, die Besorgnis über die Fairness der Justiz, willkürliche Todesurteile und ungerechtfertigte Verurteilungen zurückzuführen.

Im Gegensatz dazu versucht die Trump-Regierung, die staatliche Tötungsmaschinerie anzukurbeln. Am Tag des Beginns seiner zweiten Amtszeit unterzeichnete Trump eine weitreichende Durchführungsverordnung zu Hinrichtungen, die darauf abzielt, die Todesstrafe auf Bundesebene wieder einzuführen und auszuweiten. Die Anordnung weist den Generalstaatsanwalt an, die Todesstrafe in allen Fällen anzustreben, in denen sie rechtlich zulässig ist, insbesondere bei Verbrechen wie Mord an Polizeibeamten und Kapitalverbrechen, die von Einwanderern ohne Papiere begangen werden.

Die Entlastung von Subu Vedam und die sofortige Ingewahrsamnahme durch die ICE zum Zwecke der Abschiebung sind ein Hinweis auf eine Art von „Vergeltungsjustiz“, welche die Trump-Regierung zu kultivieren versucht. Obwohl Vedam von seiner Straftat freigesprochen wurde, ist er zur Zielscheibe einer einwanderungsfeindlichen Hysterie geworden, die nicht nur gegen Personen wie ihn gerichtet ist, sondern auch als verfassungswidrige Grundlage für die Entsendung von Truppen der Nationalgarde in Städte wie Los Angeles, Chicago und Portland zur Bekämpfung von angeblichem „inländischem Terrorismus“ und gewalttätigen Unruhen dient.

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