Am Montag begannen Bagger mit dem Abriss des Ostflügels im Weißen Haus, um ein Monstrum zu bauen, das die faschistische Präsidentschaft von Donald Trump symbolisiert: ein 200 Millionen Dollar teurer, 90.000 Quadratmeter großer „Ballsaal des Weißen Hauses“, finanziert von Trumps milliardenschweren Spendern.
Der Abriss des Ostflügels markiert einen grotesken Meilenstein im Verfall der amerikanischen Demokratie. Der Sitz der amerikanischen Präsidentschaft wird so umgebaut, dass seine Architektur die oligarchische Herrschaft repräsentiert. Nach den Entwürfen der Regierung soll der neue Saal in Gold getaucht sein: mit Kronleuchtern, vergoldeten korinthischen Säulen, Kassettendecken, Marmorböden – ein Monument des Reichtums, der Gier und der kulturellen Vulgarität.
Der Ostflügel war seit seiner Errichtung während der Amtszeit von Franklin Delano Roosevelt der beliebteste Teil der Residenz des amerikanischen Präsidenten. Jahrzehntelang war er für öffentliche Führungen zugänglich. Besucher, häufig Schulkinder, konnten ohne Voranmeldung kommen. Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 traten neue Sicherheitsmaßnahmen wie eine Voranmeldung in Kraft, wodurch die Besucherzahl sank. Dennoch besichtigten im letzten Jahr eine halbe Million Besucher den Ostflügel.
Nun wird der bisher am besten zugängliche Teil des Weißen Hauses der Finanzoligarchie übergeben. Der neue Ballsaal, so prahlte Trump am Dienstag, wird Platz für 1.000 Personen bieten – fünfmal so viel wie der East Room – und damit noch größere Bankette für die Superreichen ermöglichen. Trump soll sich darüber beschwert haben, dass der derzeitige Raum zu „klein“ für die Spendendinner sei, die er für seine milliardenschweren Freunde veranstaltet, für die Gangster und Oligarchen, die sowohl die Republikanische Partei als auch Trump persönlich finanzieren.
Im Weißen Haus, das zum Teil von Sklaven erbaut wurde, wohnten unter anderem John Adams, Thomas Jefferson, Abraham Lincoln und Ulysses Grant – alles Präsidenten, die mit den demokratischen Traditionen der amerikanischen Revolution und dem Kampf gegen die Sklaverei und die Reaktion im Bürgerkrieg identifiziert werden. Jetzt wird der Ostflügel in einen Teil von Trumps Versailles verwandelt – ein Palast für die Oligarchie, der auf den Trümmern der amerikanischen Demokratie errichtet wird.
In den Jahrzehnten vor der Französischen Revolution wurde Versailles zum Synonym für Korruption, aristokratischen Luxus und Verfall. Trumps Projekt beschwört denselben Geist herauf. Es ist der Versuch einer sterbenden Gesellschaftsordnung, ihre Macht durch vergoldeten Überfluss zu verewigen.
Dieses „Versailles am Potomac River“ wird der Veranstaltungsort für Galas der High Society, Treffen mit Milliardären und Feierlichkeiten des Militärs sein. Es verkörpert die Regierung von, durch und für die Reichen. Die Verfechter der Regierung behaupten, dass es wegen „privater Spenden“ keinen Skandal geben würde, aber genau das ist das Wesen der Korruption: Reiche Privatpersonen erkaufen sich Zugang zu öffentlicher Macht.
Trump prahlte diese Woche damit, dass es „keine Bebauungsauflagen“ gebe und er „alles tun“ könne, was er wolle. „Das ist das Weiße Haus“, habe man ihm gesagt. „Sie sind der Präsident der Vereinigten Staaten, Sie können tun, was Sie wollen.“
Trump vertritt wie Ludwig XIV., der Erbauer von Versailles, das Credo „L’etat, c’est moi“ – „Der Staat bin ich.“ Im bürokratischen Jargon des aktuellen Bauprojekts wird das auf Englisch als „unitary executive“ bezeichnet.
Washington D.C. ist seit 1800 die Hauptstadt der USA. Die Planer der Hauptstadt, die die Feuerprobe der amerikanischen Revolution durchlaufen hatten, platzierten das Kapitol, den Sitz der Legislative, bewusst auf dem höchsten verfügbaren Hügel, damit es die Residenz der Exekutive, das Weiße Haus, überragen würde.
Trumps Vorhaben für Washington umfassen noch weitere Elemente faschistischen Größenwahns. Berichten zufolge plant er den Bau eines riesigen Bogens in der Nähe des Arlington National Cemetery, der ebenfalls durch Spenden von Oligarchen und Unternehmen finanziert werden soll. Bei einem Treffen mit mehreren Dutzend milliardenschweren Hintermännern in der vergangenen Woche hielt er ein Modell des Bogens mit einer goldenen Freiheitsstatue an der Spitze hoch und erklärte: „Er wird sehr schön werden, ich denke, er wird fantastisch.“
Diese Pläne offenbaren natürlich Züge des geistigen Verfalls und der Selbstverherrlichung. Der Bogen wird bereits sarkastisch als „Arc de Trump“ bezeichnet, in Anspielung auf den Arc de Triomphe, der auf Befehl Napoleons in Paris erbaut wurde. Aber auch Hitler hatte solche Vorstellungen. Er arbeitete mit Albert Speer an Plänen für den Bau eines Triumphbogens in Berlin, der mehr als doppelt so hoch sein sollte wie das französische Monument. Der Zusammenbruch des Dritten Reiches beendete dieses Vorhaben.
Die Zerstörung des Ostflügels für den Bau eines Palastsaals symbolisiert einen umfassenderen Prozess – die systematische Auslöschung der demokratischen Ideale, auf denen die Vereinigten Staaten gegründet wurden. Dies fällt zusammen mit Trumps Plänen, das Aufstandsgesetz (Insurrection Act) anzuwenden, das Militär im Inland einzusetzen, die Opposition zu kriminalisieren und seine Familie und seinen engsten Kreis in Machtpositionen zu bringen. Die „Renovierung“ des Weißen Hauses ist untrennbar mit dem Umbau des Staates nach diktatorischen Vorbildern verbunden.
Doch diese Entwicklungen sind keineswegs ein Ausdruck von Stärke, sondern offenbaren Schwäche und Angst. Die amerikanische Oligarchie – gefangen in sozialer Ungleichheit, finanziellem Parasitismus und endlosen Kriegen – kann nicht länger mit demokratischen Mitteln regieren. Stattdessen muss sie sich auf vergoldete Paläste, Propaganda und rohe Gewalt verlassen, um ihre bröckelnde Legitimität aufrechtzuerhalten. Trumps Ballsaal wird nicht aus Vertrauen in die Zukunft gebaut, sondern aus Angst vor den Massen.
Ein Sprecher des Weißen Hauses reagierte auf die massiven „No Kings“-Proteste vom 18. Oktober, an denen mehr als sieben Millionen Menschen teilnahmen, mit kategorischer Abwehr: „Wen interessiert’s?“ Trump selbst bezeichnete die Proteste als „Witz“ und beschrieb sie als „sehr klein, sehr ineffektiv“, während er die Demonstranten als „durchgeknallt“ diffamierte.
Aber selbst diese Regierung muss stillschweigend anerkennen, dass die Wut in der Bevölkerung zunimmt. Am Montag wies das Finanzministerium – dessen Hauptsitz neben dem Weißen Haus liegt und einen freien Blick auf den Abriss des Ostflügels bietet – seine Mitarbeiter an, keine Fotos des Projekts in den sozialen Medien zu veröffentlichen, was mit Sicherheitsbedenken begründet wurde. Doch die Gefahr geht nicht von einem ausländischen Feind aus, sondern vom „inneren Feind“, wie Trump es ausdrücken würde.
Trump und seine faschistischen Berater mögen blind sein, aber die Finanzoligarchie als Ganzes spürt diese Gefahr. Während Milliardäre 200 Millionen Dollar für einen riesigen Anbau des Weißen Hauses ausgeben, sind 154.000 Schulkinder in New York obdachlos, fast 65.000 von ihnen leben in Notunterkünften.
So wie Versailles für das Ancien Régime stand, so wird auch Trumps Umbau des Weißen Hauses für eine degenerierte herrschende Klasse stehen, deren Zeit abläuft und die mit einer sozialen Revolution konfrontiert ist, die ihren Platz in der großen historischen Linie der Französischen Revolution von 1789 und der Russischen Revolution von 1917 einnehmen wird.
