Am Freitag vergangener Woche kündigte die Einzelhandelskette Target in den USA an, 1.800 Arbeitsplätze abzubauen. Das Arbeitsplatzmassaker in den USA und weltweit setzt sich fort.
Das Unternehmen rechtfertigte den Schritt als notwendige Reaktion auf den jahrelangen Rückgang der Umsätze und Aktienkurse im Vergleich zu Walmart und anderen großen Konkurrenten. In Anspielung auf den Zusammenbruch zweier anderer Einzelhandelskonzerne fragte ein Beschäftigter im Forum The Layoff: „Ist das unser Kmart-/Sears-Moment?“
Ein weiterer Beschäftigter schrieb:
Das ist hier zwar keine Fabrik, aber wir wurden einfach wie Wegwerfteile behandelt. Die Bezeichnung „Fachkraft“ schützt nicht vor Beschäftigung „nach Ermessen“, was nur eine nettere Art ist zu sagen: „Sie können jederzeit aus jedem Grund entlassen werden“... Wir sind keine „Personalzahlen“, die gestrichen werden können. Wir sind diejenigen, die das Unternehmen aufgebaut haben, und es ist an der Zeit, dass wir unsere Stärke unter Beweis stellen.
Den Entlassungen bei Target ging eine Serie umfangreicher Stellenstreichungen in der Autoindustrie voraus, bedingt durch schlechte Verkaufszahlen bei Elektrofahrzeugen. General Motors kündigte 200 Entlassungen in der Konstruktionsabteilung an, und das Elektrofahrzeug-Startup Rivian entlässt 600 Beschäftigte. Arbeiter berichten außerdem, dass Ford sein Rouge Electric Vehicle Center schließen und die Produktion des Elektroautos F-150 Lightning aussetzen will. In einem Werk in New York City, das Ford mit Aluminium beliefert, kam es letzten Monat zu einem Brand, der das Unternehmen vermutlich bis zu zwei Milliarden Dollar kosten wird.
Weitere Entlassungen, die in letzter Zeit angekündigt wurden, sind:
- 1.200 Stellen beim Kabelnetzbetreiber Charter
- 1.400 Stellen oder vier Prozent der Belegschaft beim Chiphersteller Applied Materials
- 600 Stellen in der Risikosparte von Meta, der Muttergesellschaft von Facebook; als Grund für die Streichungen wurden „erhebliche Fortschritte in unserem Herangehen an Risikomanagement und Compliance“ angegeben
- 100 Stellen in der Cloud Computing-Sparte von Google
- 200 Stellen bei Texas Instruments, weil das Unternehmen eine Produktionslinie in Dallas schließt
- Hunderte von Entlassungen bei großen Universitäten in den gesamten USA. Laut Forbes sind die Gründe u.a. „Rückgang der Einschreibungen, Folgen der diversen Mittelkürzungen der Trump-Regierung auf Bundesebene und steigende Kosten durch die Inflation“.
- 153 Stellen an den öffentlichen Schulen von Montclair, einem von unzähligen Schulbezirken in ganz Amerika, denen durch die Kürzungen erst unter Biden und dann unter Trump das Geld ausgeht.
Diese Entlassungswelle ist Bestandteil eines umfassenden Kriegs gegen die Arbeiterklasse und einer Umverteilung des Reichtums nach oben, zur Wall Street und zum militärisch-industriellen Komplex. Amazon kündigte Anfang letzter Woche die Entlassung von 15 Prozent der Beschäftigten seiner globalen Personalabteilung an. Die New York Times berichtete über Pläne des Unternehmens, durch Automatisierung in den nächsten acht Jahren auf die Neueinstellung von 600.000 Beschäftigten zu verzichten. In den US-Regierungsbehörden wurden Anfang des Monats 4.000 Stellen abgebaut. Trump nutzt den anhaltenden Shutdown der Regierung als Vorwand, um Sozialprogramme zu kürzen und seine persönliche Kontrolle über die Exekutive zu konsolidieren.
Letzte Woche standen Hunderte von beurlaubten Bundesbeschäftigten an Lebensmittel-Ausgabestellen Schlange, da der Shutdown – die Schließung der Bundesbehörden, weil sich der Kongress nicht auf den nächsten Haushalt einigen kann – seit mehr als drei Wochen andauert. Federal News Network sprach mit Beschäftigten des Energieministeriums, die Anfang des Jahres im Zuge der Kürzungen entlassen, dann wieder eingestellt und jetzt erneut entlassen wurden. Einer von ihnen, der seine erste Kündigung erhalten hatte, als er wegen eines stressbedingten Zusammenbruchs im Krankenhaus lag, erklärte: „Ich durchlebe den Alptraum des ersten Personalabbaus erneut.“
Die Gelder für Lebensmittelmarken sollen erst Ende Oktober auslaufen, doch auch ohne Shutdown wurden dem Supplemental Nutrition Assistance Program (SNAP) 180 Milliarden Dollar gekürzt. Um den Kreis der Leistungsberechtigten zu verringern, sollen nächsten Monat umfangreiche zusätzliche Voraussetzungen in Kraft treten.
Das Ausmaß der Entlassungen ist ohne Beispiel in den letzten Jahren. Laut dem Outplacement-Unternehmen Challenger, Gray & haben dieses Jahr so viele US-Arbeitgeber Stellenabbau angekündigt wie zuletzt im Jahr 2020. Ein wichtiger Faktor dabei ist das Arbeitsplatzmassaker innerhalb der Bundesbehörden.
Im Jahr 2025 wurden bis September 946.426 Stellen abgebaut, „55 Prozent mehr als die 609.242 Stellenstreichungen, die in den ersten drei Quartalen des letzten Jahres angekündigt wurden, und 24 Prozent mehr als die Gesamtzahl für das Jahr 2024 in Höhe von 761.358“. Weiter heißt es: „Die Gesamtzahl seit Jahresbeginn 2025 ist die fünfthöchste in den 36 Jahren, die Challenger gemeldet hat.“
Die Arbeitslosigkeit ist seit Anfang 2023 kontinuierlich von 3,4 Prozent auf 4,3 Prozent gestiegen. Die Zahlen vom September wurden noch nicht veröffentlicht – ironischerweise weil die Beschäftigten des Bureau of Labor Statistics (BLS) beurlaubt wurden. Doch selbst die offiziellen Zahlen sind zu niedrig angesetzt. Anfang des Jahres musste das BLS seine Beschäftigungszahlen für das Jahr 2024 stark nach unten korrigieren und fast eine Million zuvor gemeldete Stellen streichen.
An der Wall Street geht derweil die Spekulationsorgie weiter. Der Dow Jones Industrial Average ist seit seinem scharfen Absturz im April, als Trump eine umfassende Erhöhung seiner Zölle angekündigt hatte, um über 9.000 Punkte gestiegen.
Das Land steht am Rande einer Rezession, die durch die zügellosen Spekulationen und das Gewinnstreben der Konzerne ausgelöst wurde. Die Kosten dieser Rezession werden vollständig der Arbeiterklasse aufgebürdet. Letzten Monat erklärte der Finanzdienstleister UBS in einer Schätzung, die Wahrscheinlichkeit einer Rezession in den USA bis Ende des Jahres liege bei bis zu 93 Prozent. Laut einer Analyse eines Ökonomen von Moody's befinden sich 22 der 50 US-Bundesstaaten, einschließlich des District of Columbia, bereits in der Rezession. Der letzte Bundesstaat, der dieser Liste hinzugefügt wurde, ist Michigan, traditionell das Zentrum der US-Autoindustrie. ABC News sprach mit Ökonomen, laut denen der Shutdown der Bundesbehörden der entscheidende Faktor sein könnte, der die ganze US-Wirtschaft in die Rezession stürzt.
Die herrschende Klasse will diesen Abschwung nutzen, um die Wirtschaft umfassend umzustrukturieren. Durch Massenentlassungen, Lohnsenkungen, den Abbau von Zusatzleistungen, die Eliminierung weniger profitabler Produktionszweige und die Automatisierung von Millionen von Arbeitsplätzen wird versucht, die Ausbeutung zu verschärfen und die Gewinne der Unternehmen zu schützen.
Politisch drückt sich die Vorherrschaft der Finanzoligarchie in Trumps Diktaturbestrebungen aus, die von Tech-Milliardären wie Jeff Bezos, Elon Musk, Mark Zuckerberg und Sam Altman unterstützt werden. Innerhalb der Regierung werden Pläne diskutiert, die Nationalgarde und die Einwanderungsbehörde ICE in Abstimmung mit Unternehmensvorständen, darunter dem Vorstandschef von Union Pacific, in Großstädte zu entsenden. Trump behauptete auf seinem Truth-Social-Account, er habe die geplanten Einsätze in San Francisco abgesagt, weil „Freunde von mir, die in der Gegend wohnen, gestern Abend angerufen haben“.
Am Freitag veröffentlichte Trump zahlreiche Posts, in denen er seine Zollpolitik propagierte und einen abrupten Abbruch der Verhandlungen mit Kanada ankündigte. Er behauptete, Ford und GM hätten ihm persönlich gedankt, weil sie wegen der Zölle „einen großen Anstieg“ beim Verkauf ihrer Lkws verzeichneten. Er schrieb weiter: „DIE VEREINIGTEN STAATEN SIND WIEDER REICH, MÄCHTIG UND ES HERRSCHT NATIONALE SICHERHEIT, ALLES WEGEN DEN ZÖLLEN!“
Doch Zölle wirken wie eine regressive Steuer, die die Importeure und letztlich die Verbraucher durch höhere Preise bezahlen. Ihre Auswirkungen fangen gerade erst an, sich bemerkbar zu machen: Die Inflation ist seit April um 0,7 Prozentpunkte auf drei Prozent gestiegen.
Die einzige fortschrittliche Antwort auf diesen eskalierenden Angriff ist der Aufbau einer von den Gewerkschaftsbürokratien und der Demokratischen Partei unabhängigen Bewegung der Arbeiterklasse. Der Kampf zur Verteidigung von Arbeitsplätzen und Löhnen muss mit dem Kampf gegen Diktatur und Krieg verbunden werden.
Die Arbeiter müssen ihre demokratischen und sozialen Rechte durch einen Kampf gegen die Wirtschaftsoligarchie verteidigen, deren wirtschaftliche Interessen hinter dem Aufstieg des Faschismus stehen. Dies erfordert die Enteignung der Milliardäre und Großkonzerne sowie die Umgestaltung des wirtschaftlichen Lebens mit dem Ziel, den Bedürfnissen der Gesellschaft und nicht dem private Gewinnstreben gerecht zu werden.
