160. Der Konflikt zwischen Trotzkismus und Revisionismus eskalierte in einer Zeit wachsender Instabilität der globalen Wirtschaft und Politik. Nirgendwo war der Graben, der die SLL von den Pablisten trennte, deutlicher sichtbar als in ihrer Fähigkeit, die widersprüchliche Erscheinung des Nachkriegsbooms zu durchschauen und die systemische Krise vorauszusehen, die den Kapitalismus zwischen 1968 und 1975 erfassen sollte.
161. Wie die SLL erklärte, zeigte die „Dollar-Krise“ am Ende der 1960er Jahre den grundlegenden Widerspruch, der in der Vereinbarung von Bretton Woods angelegt war: zwischen der globalen Expansion von Produktion, Handel, und Investitionen einerseits und den Währungssystemen andererseits, die noch auf dem Nationalstaat beruhten. Eine Zeitlang war es der überwältigenden wirtschaftlichen Übermacht der USA gelungen, diesen Widerspruch unter Kontrolle zu halten, indem der Dollar als globale Leitwährung gehandelt wurde. Aber der Dollar wurde durch seine Konkurrenten immer stärker herausgefordert, und als sich seine weltweite Position verschlechterte, sahen sich die USA mit einem chronisch wachsenden Zahlungsbilanzdefizit konfrontiert. Es war diese ökonomische Krise, die hinter dem Krieg des US-Imperialismus in Vietnam stand und die die Triebkraft hinter der Entwicklung größerer Klassenkämpfe darstellte. Der Aufbau revolutionärer Parteien musste sich auf dieses Verständnis gründen. Die SLL betonte in einer Erklärung vom 1. Januar 1968:
„Das gegenwärtige Stadium dieser Krise kann nicht auf rein ökonomische Faktoren zurückgeführt werden. Die Offensive der Arbeiterklasse in ganz Europa und Nordamerika ist jetzt der entscheidende Faktor, der die kapitalistische Klasse daran hindert, einen vorübergehenden Ausweg aus ihrer Weltkrise zu finden.“[62]
162. Diese Erklärung nahm eine Entwicklung vorweg, in der es zu explosiven Situationen kam, wie seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs nicht mehr. Das Wechselspiel zwischen ökonomischen Widersprüchen und Kämpfen der Arbeiterklasse brachte in einem Land nach dem anderen politischen Aufruhr hervor, und linke und sozialistische Bewegungen erhielten neuen Zustrom. Anfang 1968 erlitten die USA in Vietnam einen schweren militärischen und politischen Rückschlag, und im selben Jahr führte der Mord an Martin Luther King zu Ghetto-Aufständen im Lande. Der Ausbruch des französischen Generalstreiks im Mai stellte die Ergreifung der Macht durch die Arbeiterklasse auf die Tagesordnung. In dieser Situation erwies sich die stalinistische Kommunistische Partei Frankreichs als Retter von Präsident Charles de Gaulle und des kapitalistischen Staats.
163. Bemühungen, die Dollarkrise zu meistern, scheiterten wiederholt, und am 15. August 1971 beendete US-Präsident Richard Nixon die Bindung des Dollars an den Goldstandard und zerstörte so die Grundfesten des Nachkriegssystems. Der Kriegsausbruch im Nahen Osten im Oktober 1973 führte zu einer Vervierfachung des Ölpreises durch die Organisation Öl exportierender Länder (OPEC) und löste die schlimmste Rezession seit der Großen Depression aus. Im April 1974 brach die faschistische Diktatur Salazars in Portugal zusammen. Es folgte der Sturz der griechischen Militärjunta im Juli. Im August wurde US-Präsident Nixon zum Rücktritt gezwungen, nachdem der Watergate-Skandal und die Enthüllung militärischer Aktionen seiner Administration in Kambodscha zu einem Amtsenthebungsverfahren geführt hatten. Im April 1975 drangen vietnamesische Befreiungskräfte nach dem endgültigen Sieg über die USA in Indochina nach Saigon vor.
164. Dass die Bourgeoisie in der Lage war, diese Herausforderung ihrer Herrschaft zu überleben, verdankte sie ausschließlich dem Verrat der Stalinisten und Sozialdemokraten, denen die Pablisten in entscheidender Weise zur Seite sprangen. In dieser ganzen Zeit erwies sich der Eintritt der LSSP in die Bandaranaike-Regierung in Ceylon nur als übelster Ausdruck des pablistischen Opportunismus.
Newsletter, 6. Januar 1968 [aus dem Englischen]