Wir veröffentlichen hier die Würdigung Genossin Helen Halyards durch Marianne Arens, Vorstandsmitglied der Sozialistischen Gleichheitspartei, an der Gedenkveranstaltung vom 3. Dezember der Socialist Equality Party (US) und des IKVI für Helen. Nach mehr als einem halben Jahrhundert als wichtiges SEP-Führungsmitglied war Helen am 28. November unerwartet verstorben.
Lieber David, liebe Sheila, Larry und Genossinnen und Genossen der Socialist Equality Party,
wir sind in großer Trauer hier zusammengekommen, um Helen Halyards zu gedenken. Ich spreche im Namen der Genossinnen und Genossen der Sozialistischen Gleichheitspartei in Deutschland, die sie kannten und sehr schätzten. Sie war nicht nur eine herausragende Trotzkistin, sie war auch ein feiner Mensch.
Peter Schwarz schrieb in seinem Kondolenzbrief: „Für viele von uns war sie das Gesicht des amerikanischen Sozialismus: die Verkörperung der Tatsache, dass Amerika nicht nur Imperialismus ist, sondern dass es auch eine kämpfende Arbeiterklasse in den USA gibt, die für eine sozialistische Perspektive empfänglich ist.“
So wie Patrick Martin sie in seinem Nachruf beschrieb, haben wir sie erlebt: immer klar, eindeutig und voller Kraft, Optimismus und auch großer Herzlichkeit. Sie überzeugte als Sozialistin nicht nur durch klare Worte, sondern auch durch das eigene Beispiel.
Ich lernte Helen Ende 1981 an der internationalen Schule in Parwich, Großbritannien, kennen und traf sie danach noch mehrere Male wieder. Im Frühjahr 1988 verbrachte ich vier Wochen in den USA, um Ed Winns Präsidentschaftswahlkampf zu unterstützen. Damals führte Helen ein Team an, das nach Pennsylvania und zu den Bergarbeitern in West Virginia fuhr, und ich war Teil dieses Teams. Zuvor war sie gerade aus Alabama gekommen, und ich glaube, das war die erste politische Intervention der Partei in den Südstaaten gewesen.
Ich erlebte sie als gradlinige und prinzipientreue Genossin, die nicht müde wurde, jüngeren Mitgliedern unsere Ziele zu erklären, und die auch in schwierigen Situationen ihren Sinn für Humor bewahrte. Von Helen lernte ich viel, vor allem über die engagierten und langjährigen Beziehungen unserer amerikanischen Sektion, der damaligen Workers League, zu der amerikanischen Arbeiterklasse.
Ich traf Helen auf internationalen Schulungen wieder, zum Beispiel 1997 in Australien, und auf anderen Parteiveranstaltungen. Im November 1991, als unsere Bewegung in Berlin die Internationale Arbeiterkonferenz gegen imperialistischen Krieg und Kolonialismus organisierte, gehörte sie zur amerikanischen Delegation. Die DDR war bereits Geschichte, und die Bürokratie in Moskau bereitete sich auf die Auflösung der Sowjetunion vor. Der US-Imperialismus hatte bereits den grausamen ersten Golfkrieg vom Zaun gebrochen. Unsere Konferenz war die starke Antwort des IKVI auf diese Entwicklung.
Helen gehörte zu den internationalen Führungspersönlichkeiten, die daran teilnahmen. Sie hatte großes Interesse an der Geschichte der deutschen Arbeiterklasse, ihren tragischen Erfahrungen, dem Verrat an ihr durch Sozialdemokratie und Stalinismus. Und all das war in Berlin noch zu spüren. Helen besuchte u.a. die Stelle am Landwehrkanal, an der Rosa Luxemburg ermordet worden war.
In der Erinnerung sind manchmal die kleinen Dinge wertvoll und unvergessen. Zum Ende der Konferenz kam ein kalter Wintereinbruch, ähnlich dem, den wir hier gerade erleben. Die Genossinnen und Genossen aus den südlichen Ländern, vor allem aus Sri Lanka, froren erbärmlich. Da schenkte Helen einer Genossin spontan ihre Baskenmütze, und später blieb diese Mütze bei mir liegen. Ich habe sie lange in Ehren gehalten und mich jedes Mal, wenn ich sie aufsetzte, an Helens Großzügigkeit erinnert. Großzügigkeit und Empathie – so wichtige Eigenschaften, die die herrschenden Klassen mit ihrer Kriegspolitik auszurotten versuchen.
Als Helen 1992 als Kandidatin der Workers League für das Amt des US-Präsidenten kandidierte, unternahm sie eine internationale Reise, um nicht nur die trotzkistische Partei in Amerika, sondern das Internationale Komitee als Ganzes aufzubauen. Im Rahmen ihrer Wahlkampagne besuchte sie Arbeiterinnen in einer Freihandelszone in Sri Lanka. Und sie besuchte auch Deutschland, das Ruhrgebiet, wo sie mit unseren Mitgliedern und mit Arbeitern diskutierte, die sich noch heute sehr gut an sie erinnern.
Als ich 2018 als Teil der deutschen Delegation am SEP-Parteitag teilnehmen konnte, hat Helen sich um uns gekümmert und es sich nicht nehmen lassen, Elli und mir Detroit zu zeigen, einschließlich des legendären Ortes, an dem die Motown-Musik entstanden war. Das war ein unvergessliches Erlebnis!
Helen ist viel zu früh von uns gegangen. Wir werden sie nie vergessen, und wir werden dafür sorgen, dass ihr Name für die Parteimitglieder und alle sozialistischen Arbeiter unvergessen bleibt.
Vielen Dank.