Griechische Hafenarbeiter blockieren den Transport von 21 Tonnen Munition nach Israel

Am Donnerstagabend protestierten griechische Hafenarbeiter stundenlang am Hafen von Piräus und stoppten eine Waffenlieferung nach Israel.

Nachdem sie herausgefunden hatten, dass ein Container auf einem Lastwagen tonnenweise Munition enthielt, die auf ein Schiff nach Haifa verladen werden sollte, versammelten sich Dutzende Arbeiter am Tor von Piräus und stoppten das Fahrzeug auf einer öffentlichen Straße, die zum Hafen führt.

Der Container war per Lkw aus Nordmazedonien gebracht worden und enthielt 21 Tonnen Munition. Er sollte an Bord eines unter der Flagge der Marshallinseln fahrenden Schiffes nach Israel verladen werden.

Protestierende Hafenarbeiter in Piräus halten ein Transparent mit der Aufschrift „Freiheit für Palästina – die Nato ist der Mörder – die ganze Welt weiß es.“ [Photo: ENEDEP/Facebook]

Auf der Website tradewinds heißt es: „Das einzige Schiff, das derzeit in den Docks des Hafens liegt, ist die Vega Coligny (Baujahr 2023), die unter der Flagge der Marshallinseln fährt und von Evergreen Line gechartert wurde. Unter dem Transport von Levant Service läuft das Schiff die israelischen Häfen Haifa und Ashdod an.“

Die Gewerkschaft der Containerumschlagarbeiter (ENEDEP) organisierte die Protestaktion am Piraeus Container Terminal (PCT), eine Tochtergesellschaft der COSCO Shipping Ports Limited, die sich im Besitz des chinesischen Staats befindet. Der Hafen am Saronischen Golf an der Westküste der Ägäis ist der größte in Griechenland und einer der wichtigsten in Europa.

Ein Vertreter von PCT erklärte, dass das Unternehmen als Betreiber von Hafenanlagen „und gemäß dem Konzessionsvertrag vertraglich verpflichtet ist, die Fracht passieren zu lassen. Die betreffende Fracht wurde von Demonstranten auf einer öffentlichen Straße und vor den Eingangstoren des Terminals blockiert.“

Als sie den Lkw stoppten, riefen die Hafenarbeiter Losungen wie „Freiheit für Palästina“ und „Kein Land und kein Wasser für die Mörder der Völker der Welt“. Auf den Container wurden die Worte gesprüht: „Mörder, raus aus dem Hafen.“

Ein Video des Protests von Sky News kann hier angesehen werden.

Die stalinistische Gewerkschaft PAME (Arbeiterkampffront) postete auf ihrem X-Account eine Erklärung, in der es heißt: „Nachdem die Arbeiter von Piräus die ganze Nacht den israelischen Container blockiert haben, ist das Schiff ‚Marla BULL‘ OHNE die Waffen abgefahren.“ Die „Marla Bull“ gehört dem israelischen Unternehmen ZIM Integrated Shipping Services.

Der Hafen von Piräus ist seit langem eine Hochburg der stalinistischen Kommunistischen Partei Griechenlands (KKE) und der ihr angeschlossenen Gewerkschaften. Die KKE tritt gegen den Völkermord Israels an den Palästinensern auf. Der Vorsitzende der ENEDEP Markos Bekris ist ein hochrangiger Gewerkschaftsbürokrat. Er ist Mitglied im Vorstand des Allgemeinen Griechischen Gewerkschaftsbundes (GSEE) des privaten Sektors und des PAME-Vorstands. In diesem Jahr kandidierte Bekris für die KKE bei den Wahlen zum Europäischen Parlament.

Bevor sie die Munitionslieferung stoppte, hatte die Gewerkschaft ENEDEP auf ihrer Facebook-Seite erklärt: „Es ist an der Zeit, laut auszurufen, dass wir nicht zulassen, dass der Hafen von Piräus zu einem Sprungbrett für den Krieg wird... Wir kämpfen für den Frieden... Nein zur Beteiligung Griechenlands am Krieg!“

Balkan Insight, die Nachrichtenseite des Balkan Investigative Reporting Network (BIRN), schreibt: „Das Arbeiterzentrum von Piräus, die Metallgewerkschaft von Attika und die Schiffbauindustrie Griechenlands, die Gewerkschaft der Schiffsbauer, Arbeiter, Jugendliche und andere Organisationen in Piräus haben sich an der Aktion beteiligt, um den Transport zu stoppen.“

Während die Arbeiter die Verschiffung von Munition, die für das Abschlachten von Palästinensern bestimmt war, erfolgreich verhindert haben, holen die Hafenbehörden zum Gegenschlag aus. Reuters berichtete am Freitag: „Der Lastwagen mit der Ladung verbleibt bei den Hafenbehörden, und es wurde eine Untersuchung des Vorfalls eingeleitet. Gegen einen Gewerkschaftsführer wurde ein Haftbefehl erlassen, sagte ein Vertreter der Küstenwache. Der Container hatte eine gültige Transitgenehmigung, so ein anderer Vertreter.“

Gegenüber BIRN sagte ein Sprecher der griechischen Küstenwache: „Das Fahrzeug [mit den Patronen] wurde an die Hafenbehörde von Keratsini übergeben, die eine vorläufige Untersuchung durchführt.“

Der Protest der Hafenarbeiter von Piräus zeigt, dass nur die koordinierte Aktion von Arbeitern auf der ganzen Welt das systematische Massaker an den Palästinensern verhindern kann, das Israel mit Unterstützung aller imperialistischen Großmächte verübt. Im Juni hatten EDENEP-Mitglieder in Piräus ein weiteres Schiff, die MSC Altair, daran gehindert, den Hafen anzulaufen, nachdem sie festgestellt hatten, dass es Militärmaterial nach Israel transportierte.

Arbeiter in Griechenland haben auch Waffentransporte für den Krieg der Nato gegen Russland in der Ukraine behindert. Im April 2022 weigerten sich Hafenarbeiter in Thessaloniki, Nato-Ausrüstung für den Weitertransport in die Ukraine zu verladen.

Die palästinensischen Gewerkschaften haben solche Maßnahmen bereits zu Beginn der israelischen Invasion vor über einem Jahr gefordert. Doch abgesehen von einigen wenigen Aktionen, die hauptsächlich von Arbeitern selbst organisiert wurden, zum Beispiel von Hafenarbeitern in Barcelona im November 2023, hat die internationale Gewerkschaftsbürokratie keinen Finger gerührt, um den Transport von Waffen und Material für Israels Kriegsmaschinerie zu stoppen.

Die mutige und prinzipielle Haltung der griechischen Hafenarbeiter zeigt die zunehmende Radikalisierung der Arbeiterklasse angesichts der Verschärfung der mörderischen Angriffe Israels.

Weitere Aktionen gegen den Gaza-Krieg müssen von Arbeitern in ganz Europa und auf internationaler Ebene organisiert werden, und zwar über die Köpfe der Gewerkschaftsführungen hinweg. Angesichts der Organisationsstärke der KKE in den griechischen Häfen und der Position der Gewerkschaften in den strategisch wichtigen Häfen Europas hätten weitaus mehr Aktionen organisiert werden können, die dem israelischen Völkermord einen massiven Schlag versetzt hätten.

Diesen Monat stellte das Stockholmer Friedensforschungsinstitut (SIPRI) fest: „In den letzten zehn Jahren hat Israel seine Waffeneinfuhren stark erhöht. SIPRI schätzt, dass Israel im Zeitraum von fünf Jahren 2019 bis 2023 der weltweit 15. größte Importeur von Großwaffen war, mit einem Anteil von 2,1 Prozent an den weltweiten Waffenimporten. Im Zeitraum 2009 bis 2013 lag Israel erst auf Platz 47.“

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