Wir rufen alle Ford-Arbeiter auf, sich mit dem Ford-Aktionskomitee in Verbindung zu setzen, um einen Kampf zur Verteidigung des Kölner Stammwerks vorzubereiten. Ein zweites Saarlouis darf nicht zugelassen werden. Schreibt uns eine Whatsapp-Nachricht an folgende Nummer: +491633378340 oder registriert Euch im Formular am Ende dieses Artikels.
Es ist ein Sterben auf Raten. Zwei Wochen ist es her, dass IG Metall und Betriebsrat bei Ford in Köln per Urabstimmung durchgesetzt haben, dass 2900 Arbeitsplätze abgebaut werden. Am Dienstag hat der Konzern der Belegschaft angekündigt, die Produktion ab Januar von zwei auf nur noch eine Schicht zu reduzieren. Dadurch sollen noch in diesem Jahr weitere 1000 Arbeitsplätze eingespart werden.
Als Grund für den Ein-Schicht-Betrieb nannte die Geschäftsführung bei einer Betriebsversammlung schlechte Verkaufszahlen ihrer Elektro-Modelle Capri und Explorer, die in Köln gebaut werden. Der Konzern hatte zwei Milliarden Euro in die Umrüstung des Werks auf die E-Mobilität investiert. Während IG Metall und Betriebsrat in Saarlouis das Ford-Werk abgewickelt haben, sollte die Investition in Köln und die damit verbundene „gesicherte Zukunft“ des Werks die dortige Belegschaft ruhig halten.
Nun ist der gesamte Standort bedroht. Der von der IGM geführte Betriebsrat kündigte „Verhandlungen“ mit der Geschäftsführung an, in denen die Bedingungen und Mechanismen des jetzigen Abbaus ausgearbeitet werden. IG Metall und Betriebsrat haben in den letzten Jahren ein Arbeitsplatzabbauprogramm nach dem anderen ausgearbeitet. Stets hatten sie behauptet, damit seien die Wettbewerbsfähigkeit und das Überleben Fords in Deutschland gesichert – bis zur nächsten Runde. Von einst über 20.000 Beschäftigten in Köln sind aktuell noch rund 11.500 übrig, mit dem jetzt angekündigten Abbau sollen es schon bald nur noch 7000 sein. Jede Vereinbarung von Betriebsrat und IG Metall bringt die Werksschließung ein Stück näher.
Nachdem in Köln Tausende Arbeitsplätze in der Produktion bis 2019 vernichtet wurden, betrafen die folgenden Rationalisierungs- und Abbau-Runden vor allem die Verwaltung sowie die Forschung und Entwicklung. Jetzt ist wieder die Produktion von den Sparplänen betroffen. Diese Aufspaltung der Belegschaft ist ganz im Interesse der IGM- und Betriebsratsfunktionäre. Erst Anfang des Monats hatten sie einen Sozialtarifvertrag durchgesetzt, der 2900 Beschäftigten in anderen Bereichen als der Produktion den Job kostet.
Weil aus der vorangegangenen Abbau-Runde 660 Arbeitsplätze noch nicht per „freiwilliger“ Abfindung oder Renteneintritt abgebaut werden konnten, hatten IG Metall und Betriebsrat dem Konzern nun ausdrücklich betriebsbedingte Kündigungen offengelassen. Mit einem perfiden dreistufigen Prozess sollen die Beschäftigten aus dem Betrieb vertrieben werden. Wer das erste Abfindungsangebot ablehnt, erhält ein zweites, niedrigeres, das nur 75 % des ersten Angebots beträgt. Wer auch das ablehnt, wird betriebsbedingt gekündigt.
„Mit diesen perfiden Mafia-Methoden soll die Belegschaft gespalten werden“, schrieben wir in unserem Aufruf gegen den Sozialtarifvertrag. Wir warnten auch vor der Reduzierung auf den Ein-Schicht-Betrieb. Die „Gesamtlösung“, von der IGM und Betriebsrat spreche, sei die Grundlage für die schrittweise Stilllegung des Werks. „Erst kürzlich hat die Geschäftsleitung angekündigt, die zweite Schicht im Werk zu streichen. Der Ein-Schichtbetrieb wird dann als Rechtfertigung für die nächste Runde des Jobmassakers dienen, weil er aus Konzernsicht unprofitabel ist.“
Es drängt sich auf, dass bei Ford in den USA schon längst beschlossen wurde, sich aus der Produktion in Europa weitestgehend zurückzuziehen. Die „America First“-Politik von US-Präsident Donald Trump wird mögliche Zweifel an dieser Entscheidung, wenn es sie überhaupt gibt, endgültig beseitigen.
Zahlreiche Werke in Europa hat Ford bereits in den letzten zwölf Jahren geschlossen oder verkauft, in Großbritannien (Southampton, 2013, und Bridgend, 2019), Belgien (Genk, 2014), Frankreich (Blanquefort, 2019), Slowakei (Kechnec, 2019) und in Russland (Nabereschnyje Tschelny, St. Petersburg und Elabuga, 2019 bis 2022). Die Produktion des Focus in Saarlouis endet in zwei Monaten, übrig bleiben dort dann noch 1000 Arbeitsplätze bis längstens 2032. Die Zukunft des Ford-Werks im spanischen Almussafes (Valencia), das den Bieterwettbewerb gegen Saarlouis „gewonnen“ hatte, ist ebenfalls ungewiss. Aktuell wird dort nur das Modell Kuga produziert, der Produktionsstart neuer E- oder Hybrid-Modelle ist von 2025 auf 2027 verschoben worden. Von den 9300 Beschäftigten vor drei Jahren sind nur noch weniger als ein Drittel übriggeblieben.
In der Türkei und in Rumänien hat Ford die Fahrzeugproduktion in das Joint Venture Ford Otosan mit dem türkischen Industriekonzern Koç Holding ausgelagert. Beide halten 41 Prozent der Anteile. Ford Otosan produziert in vier Werken in der Türkei die Transporter-Modelle. Im Werk in Craiova (Rumänien) werden zusätzlich Verbrenner- und Elektro-Fahrzeuge des Modells Puma gebaut.
Die Löhne in Craiova betragen weniger als ein Drittel der Löhne in Deutschland und Spanien, in der Türkei sind sie noch niedriger. Es liegt auf der Hand, dass Arbeitsplätze in Köln oder Almussafes nur verteidigt werden können, wenn sich die europäischen Belegschaften zusammenschließen, um dann Kontakt zu den amerikanischen und weltweiten Kolleginnen und Kollegen aufzunehmen.
Doch die Funktionäre der IG Metall und des Betriebsrats denken nicht daran. „Der Ford-Standort Köln braucht ein neues Konzept“, erklärt Vertrauenskörperleiter David Lüdtke gegenüber dem WDR. Die E-Modelle seien zwar gute Autos, aber einfach zu teuer für den Markt.
Die ersten Kosten, die Ford senken wird, um Autos kostengünstiger zu bauen, sind die Personalkosten. Ein „neues Konzept“ für Autos, die sich nur wenige leisten können, bedeutet daher ein „Kosteneinsparkonzept“. Der Betriebsrat wird ein solches entwickeln und der Geschäftsleitung in den kommenden Verhandlungen vorstellen. Der Betriebsrat müsse sich beraten, „mit welchen Forderungen wir in diese Verhandlungen gehen“, wie es Lüdtke formulierte. Die Verteidigung der Arbeitsplätze hat die IG Metall von vornherein ausgeschlossen.
Dabei hatte die Kölner Belegschaft Anfang des Jahres bewiesen, dass sie für die Arbeitsplätze kämpfen will. Über 93 % der Mitglieder hatten sich für einen Streik ausgesprochen. Doch die IG Metall, die nur widerwillig die Urabstimmung über einen Streik aufgrund von Forderungen der Belegschaft organisiert hatte, blies den Streik schon nach 24 Stunden wieder ab, um in so genannte Verhandlungen mit dem Management einzutreten, in denen dann der berüchtigte Sozialtarifvertrag ausgearbeitet wurde.
Die IGM hatte ihre Mitglieder in der anschießenden Abstimmung aufgerufen, den Abbau von weiteren 2900 Arbeitsplätzen abzusegnen und den Streik nicht wiederaufzunehmen. „Leider kann eine tragfähige Zukunftsstrategie nicht durch einen Streik erzwungen werden“, behauptete Lüdtke.
„Ein Betriebsübergang oder gar eine Schließung ganzer Bereiche lässt sich durch Streiks nicht verhindern“, ergänzte die IGM-Bevollmächtige von Köln/Leverkusen, Kerstin Klein und warnte davor, den Sozialtarifvertrag abzulehnen: „Eine Nachverhandlung nur einzelner Punkte ist ausgeschlossen. Weitere Verhandlungen und Streiks könnten deshalb am Ende zu deutlich schlechteren Bedingungen führen.“
IG Metall und Betriebsrat haben dabei ihre Mitglieder über einen Vertrag abstimmen lassen, der ihnen vorenthalten wurde und in dem die meisten Details noch gar nicht festgeschrieben sind, sondern weiterhin von der Gewerkschaft mit dem Management abgestimmt werden. Als die IG Metall mit 93,5 Prozent Zustimmung zum Sozialtarifvertrag das Ergebnis erhielt, das sie anstrebte, jubelte sie: „Ein Sicherheitsnetz für alle!“ Das Sicherheitsnetz hatte keine zwei Wochen Bestand.
Es kann kaum deutlicher werden: Die Arbeitsplätze und das gesamte Werk, das die Lebensgrundlage für viele Tausende Menschen darstellt, sind nur gegen den IGM-Apparat und seinen Betriebsrat zu verteidigen. Ihnen muss das Mandat für jede weitere Verhandlung entzogen werden. Der Sozialtarifvertrag und all seine Untertarifverträge müssen offengelegt werden. Auf dieser Grundlage müssen sich Beschäftigte, die kämpfen wollen, unabhängig im Ford-Aktionskomitee organisieren.
Ford ist ein internationaler Konzern mit 171.000 Kolleginnen und Kollegen in Werken auf vier Kontinenten. Zu ihnen muss Kontakt aufgenommen werden – in Deutschland, Europa und weltweit. Das gilt auch für Kolleginnen und Kollegen anderer Unternehmen der Auto-, Zuliefer- und Stahlindustrie usw., die vor den gleichen Problemen stehen.
Eine solche internationale Strategie und Zusammenarbeit ist notwendig, um sich der Erpressung durch Management und Betriebsrat zu widersetzen. Es ist eine Perspektive, die von den gemeinsamen Interessen aller Arbeitenden weltweit ausgeht und sich der Logik des kapitalistischen Profitsystems widersetzt, das die Gewerkschafts- und Betriebsratsfunktionäre mit Zähnen und Klauen verteidigen.
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