Die israelischen Streitkräfte töteten am Sonntag 45 Palästinenser in Gaza und schränkten die Hilfslieferungen weiter ein. Das war der bisher blutigste Tag seit Bekanntgabe des „Friedensabkommens“ vor zehn Tagen.
Seit der Bekanntgabe des „Waffenstillstandsabkommens“ wurden bei 80 verschiedenen Verstößen gegen dessen Bedingungen 97 Palästinenser durch israelische Soldaten getötet. Zudem wurden 230 Menschen bei diesen Angriffen verwundet.
Die anhaltenden israelischen Massaker und die wiederholte, bewusste Einschränkung der Lebensmittellieferungen machen deutlich, dass das „Friedensabkommen“ nichts weiter als ein Deckmantel für den anhaltenden Völkermord war. Regierungen im Nahen Osten und Europa sowie alle großen Medien feierten es als Durchbruch und großen Schritt in Richtung Frieden. Tatsächlich ist es nichts dergleichen. Die israelische Besetzung des Gazastreifens wird dadurch lediglich zementiert und verewigt. Außerdem liefert es die diplomatische Rückendeckung für Israels tägliche Massaker und das vorsätzliche massenhafte Aushungern der Bevölkerung.
Das „Waffenstillstandsabkommen“ führte zwar zur Freilassung aller verbliebenen Geiseln, die sich noch in der Gewalt der Hamas befanden, sieht aber die dauerhafte israelische Besetzung von über 50 Prozent der Enklave vor. Das hat die Bedingungen geschaffen, unter denen Israel die Bevölkerung von Gaza weiterhin ungestraft massakrieren und aushungern kann, nur dass es jetzt unter dem Deckmantel der „Diplomatie“ geschieht.
Die Israelischen Verteidigungskräfte (IDF) bestätigten, dass sie am Sonntag Dutzende von Angriffen im gesamten Gazastreifen durchgeführt haben. Weiter erklärten sie, dabei hätten sie „unter Einsatz von über 120 Stück Munition... sechs Kilometer unterirdische terroristische Infrastruktur angegriffen und zerstört“.
Am Samstag erklärte Israel, der Grenzübergang Rafah zwischen dem Gazastreifen und Ägyten bleibe geschlossen, obwohl mit seiner Wiederöffnung gerechnet worden war. Israel hat nur halb so viel Nahrungsmittel in den Gazastreifen gelassen, wie es in dem Abkommen versprochen hatte. Am Sonntag erklärten die IDF, dass alle Lebensmittellieferungen in den Gazastreifen eingestellt würden, machten dann aber einen Rückzieher.
Israelische Regierungsvertreter behaupteten öffentlich, die Angriffe auf Gaza seien eine Reaktion auf Angriffe der Hamas auf israelische Truppen, bei denen zwei israelische Soldaten getötet wurden. Doch der Reporter Ryan Grim von Drop Site News erklärte, er wisse aus einer US-Quelle, dass die toten israelischen Soldaten bei Abrissoperationen in Rafah durch einen Blindgänger getötet worden seien.
Grimm berichtete: „Ich erfuhr aus einer vertrauten Quelle, dass das Weiße Haus und das Pentagon schon kurz nach der Explosion in Rafah wussten, dass bei dem Vorfall ein Bulldozer von israelischen Siedlern über einen Blindgänger gefahren ist. Das widerspricht Netanjahus Behauptung, die Hamas sei aus Tunneln aufgetaucht.“
Präsident Trump erklärte, dass der „Waffenstillstand“ trotz der israelischen Massaker weiterhin in Kraft sei. Er erklärte: „Wir wollen sicherstellen, dass es mit der Hamas sehr friedlich zugeht... Es wird hart durchgegriffen.“ Für Trump sind ein „Waffenstillstand“ und die anhaltenden Massaker an Palästinensern kein Widerspruch in sich.
Die Hamas reagierte auf die israelischen Massaker mit der Ankündigung, sich an den „Waffenstillstand“ halten zu wollen: „Wir bekräftigen unser uneingeschränktes Eintreten für die Umsetzung von allem, was vereinbart wurde, wozu vor allem der Waffenstillstand in allen Teilen des Gazastreifens gehört.“
Die israelische Regierung agitiert derweil offen für eine Ausweitung des Völkermords. Sicherheitsminister Itamar Ben-Gvir rief Israel auf, Gaza „mit voller Kraft“ anzugreifen, und Finanzminister Bezalel Smotrich forderte „Krieg!“.
Seit dem ersten Golfkrieg 1990–1991 führen die Vereinigten Staaten ununterbrochen Krieg. Gestützt auf ein marxistisches Verständnis der Widersprüche des US- und des Weltimperialismus analysiert David North die Militärinterventionen und geopolitischen Krisen der letzten 30 Jahre.
Innerhalb von zwei Jahren hat der Völkermord in Gaza mehr als 65.000 Todesopfer gefordert. Mehr als ein Zehntel der Bevölkerung wurde getötet oder verwundet. Die tatsächliche Zahl der Todesopfer wird auf deutlich mehr geschätzt.
Im August hatte die von der UN unterstützte Integrated Food Security Phase Classification (IPC) offiziell eine Hungersnot in Gaza-Stadt erklärt und festgestellt:„Diese Hungersnot ist vollständig menschengemacht.“ Der Bericht fügte hinzu: „Nach 22 Monaten unablässigen Konflikts sind mehr als eine halbe Million Menschen im Gazastreifen mit katastrophalen Bedingungen konfrontiert, die von Hunger, Elend und Tod geprägt sind.“
Obwohl Israel versprochen hat, die Lebensmittellieferungen in den Gazastreifen auszuweiten, setzt Israel weiterhin Hunger bewusst ein. Die Pressestelle der Regierung von Gaza erklärte: „Wir stellen fest, dass die Mengen, die hereingelassen wurden, weiterhin sehr beschränkt sind und nur einen Tropfen auf den heißen Stein im Vergleich zu dem darstellen, was dringend gebraucht wird. Sie decken nicht einmal die humanitären Mindestanforderungen und den Lebensunterhaltsbedarf von mehr als 2,4 Millionen Menschen im Gazastreifen.“
Die Unicef-Sprecherin Tess Ingram rief Israel in einer Erklärung dazu auf, „sofort alle Grenzübergänge zu öffnen. Sie müssen alle Hilfsgüter in vollem Umfang sowie kommerzielle Waren in den Gazastreifen lassen. ... Alleine im Juli und August wurde bei 28.000 Kindern Unterernährung diagnostiziert, und seither sind Tausende dazugekommen. Deshalb müssen wir sicherstellen, dass nicht nur Nahrungsmitteln, sondern auch Behandlungen von Unterernährung ins Land kommen.“
Mindestens 463 Menschen, darunter 157 Kinder, sind in Gaza an Hunger oder Unterernährung gestorben, und fast ein Viertel aller Kinder leidet an akuter Unterernährung.
Das israelische Militär hat den größten Teil Gazas zerstört, 90 Prozent aller Wohngebäude sind beschädigt oder zerstört. Die Infrastruktur für medizinische und sanitäre Versorgung sowie die Lebensmittelverteilung der Enklave wurden weitgehend zerstört.
