Elisabeth Zimmermann-Modler hat ihr gesamtes erwachsenes Leben dem Aufbau einer besseren, sozialistischen Gesellschaft gewidmet. Sie schloss sich 1975, im Alter von 19 Jahren, der deutschen Sektion des Internationalen Komitees der Vierten Internationale (IKVI) an und blieb zeit ihres Lebens ein aktives und führendes Mitglied. Am 28. November starb sie an den Folgen eines tragischen Unfalls in ihrer Wohnung in Duisburg.
Ihre deutschen und internationalen Genossen werden „Elli“, wie sie von allen genannt wurde, wegen der unermüdlichen Energie, mit der sie unter Arbeitern und Parteimitgliedern für den Marxismus warb, ihrer Prinzipienfestigkeit und ihrer menschlichen Wärme in Erinnerung behalten. Dutzende Kondolenzschreiben, die die Sozialistische Gleichheitspartei aus allen Teilen der Welt erreichten, bringen das zum Ausdruck.
„Der Kampf um den Aufbau des Internationalen Komitees der Vierten Internationale als Weltpartei der sozialistischen Revolution war ihr Alpha und Omega. Sie setzte auf Kameradschaft und verkörperte den sozialistischen Internationalismus in allem, was sie tat,“ schreibt Chris Marsden, der Nationale Sekretär der britischen Socialist Equality Party.
In anderen Schreiben heißt es: „Sie zeigte enorme Energie und Ernsthaftigkeit, als sie ihr Leben dem Aufbau der revolutionären Partei, unserer internationalen Partei, widmete, die die Arbeiterklasse an die Macht führen und das kapitalistische System stürzen wird.“ „Sie war zutiefst besorgt über die Lebensbedingungen der Arbeiterklasse, was sich in vielen ihrer Artikel widerspiegelte.“ Und: „Sie war stets bereit, sich an ausführlichen Diskussionen mit den Mitgliedern zu beteiligen, engagierte sich intensiv für die Klärung grundlegender Fragen des Programms und der Perspektive und tauschte Erfahrungen aus. Sie gehörte zu jener Generation, die sich nie als Teil einer nationalen Sektion, sondern als Teil einer Weltpartei verstanden hat.“
Elli war nicht nur eine Kämpferin für den Sozialismus in einer herausfordernden Zeit, ihr Leben war auch ein Spiegel dieser Zeit. Viele ihrer zeitweiligen Weggefährten waren dem politischen Druck nicht gewachsen, gegen den sie zu kämpfen hatten. Elli hielt stand, weil sie sich, gestützt auf die Geschichte des IKVI, immer wieder um ein marxistisches Verständnis der objektiven Krise des Kapitalismus bemühte, die den politischen Veränderungen der vergangenen 50 Jahre zugrunde lag.
1956-1974 – Kindheit und Jugend
Elli wuchs nicht auf der Sonnenseite des Lebens auf. Ihre Kindheit und Jugend waren von den unverheilten Wunden und Narben geprägt, die die Verbrechen und Kriege der Nazis in der deutschen Gesellschaft bis tief in die Familien hinein hinterlassen hatten, sowie von der dumpfen, rückständigen Kultur der Adenauer-Ära.
Als Elli am 10. November 1956 das Licht der Welt erblickte, war ihre Mutter Gerda Schmidt mit 17 Jahren noch ungewöhnlich jung. Sie kam aus Reichenberg (heute Tschechische Republik), hatte 1945 im Alter von sechs Jahren die Flucht nach Westen miterlebt und war anschließend in Nürnberg aufgewachsen. Gerdas Vater war von 1939 bis 1945 im Krieg und hat, wie Elli später berichtete, „niemals über seine mit Sicherheit traumatischen Erlebnisse während dieser Zeit gesprochen – weder über das, was er anderen angetan hat, noch über das, was er selbst erlitten hat“.
Ihren leiblichen Vater, einen katholischen Priester und Religionslehrer ihrer wesentlich jüngeren Mutter, lernte Elli erst mit 16 Jahren kennen. Sie entwickelte nie eine Beziehung zu ihm. Er hatte sich nicht zu seinem Kind bekannt und versucht, Gerda zur – damals völlig illegalen – Abtreibung zu bewegen. Gerda hatte sich geweigert, musste jedoch (um der Familie „keine Schande zu machen“) Nürnberg verlassen. Sie setzte ihre Ausbildung zur Lehrerin in Bad Reichenhall und Würzburg fort und gab das Baby Elli in eine Pflegefamilie in Salzburg, wo es die vier ersten Jahre mit drei weiteren angenommenen Kindern verbrachte. Die Mutter besuchte sie jedes Wochenende.
Drei weitere Jahre verbrachte Elli bei ihren Großeltern in Nürnberg in einer kleinen Zweizimmerwohnung. Erst 1964, nachdem ihre Mutter einen anderen Mann geheiratet und 1964 ihren Halbbruder Peter zur Welt gebracht hatte, nahm die kleine Familie nun endlich auch Elli mit auf. Wegen beruflicher Verbesserung des Vaters zog die Familie häufig um. In die Stuttgarter Zeit (um 1968/69) fiel Ellis Operation an der Wirbelsäule aufgrund einer Skoliose. Diese Erkrankung bereitete der Zwölfjährigen viele Schmerzen und Mühen – Gipsbetten, Krankenhausaufenthalt rund um die Operation und sechs Monate, in denen sie flach liegen musste. Trotz der vielen Fehlzeiten musste das wissbegierige und intelligente Kind kein Schuljahr wiederholen.
1971 zog die Familie nach Frankfurt, wo Elli neben der Schule als Schwesternhelferin im Krankenhaus jobbte. Sie begann, sich in der Stadt wohl zu fühlen und Freundschaften zu schließen. Doch die Familie zog weiter aufs Land, in das 200-Seelen-Dorf Michelbach im Hintertaunus, das kaum Kontakte zur Außenwelt – es gab damals weder Internet noch soziale Medien – und noch nicht einmal einen öffentlichen Verkehrsanschluss hatte. Für Elli war dies „eine Katastrophe“.
Trotzdem begann sie sich für politische Fragen zu interessieren. Sie las das Schauspiel „Der Stellvertreter“ von Rolf Hochhut, das sich mit der Kollaboration von Vatikan und Nazis beschäftigt, und trat aus der Kirche aus. Gemeinsam mit ihrer Mutter sah sie Filme von Rainer Werner Fassbinder, die den Finger in die Wunden der Nachkriegszeit legten.
1975 – Mitglied im BSA
Mit 18 Jahren wechselte Elli auf eigenen Wunsch nach Frankfurt, um ihr Abitur in der Stadt zu machen. Die Brandt-Regierung hatte in diesem Jahr die Volljährigkeit von 21 Jahren auf 18 herabgesetzt. Elli „war überglücklich, aus der Einsamkeit und Abgeschiedenheit des Hintertaunus zu entkommen“.
Sie zog in eine Stadt, in der es politisch brodelte. Frankfurt war neben Berlin das Zentrum der Studentenrevolte gewesen, die 1967/68 Hunderttausende auf die Beine brachte. Doch als Elli nach Frankfurt zog, befand sich die Studentenbewegung bereits in einem fortgeschrittenen Stadium des Zerfalls. Die gewaltige Welle von Arbeiterkämpfen, die ab 1968 ausgehend von Frankreich auch Deutschland, Großbritannien und große Teile Europas erfasste, hatte die kleinbürgerliche Protestbewegung gesprengt.
Ein Teil orientierte sich auf die SPD und stieg die Karriereleiter bis in höchste Regierungsämter hoch. Andere orientierten sich an der stalinistischen DKP oder am Maoismus und schlossen sich den sogenannten K-Gruppen an. Eine kleine Minderheit beschritt den Weg des individuellen Terrors, ermordete führende Politiker und Wirtschaftsführer und lieferten den Herrschenden den Vorwand für eine hysterische Staatsaufrüstung.
An den Universitäten hielten die antimarxistischen Theorien der Postmoderne Einzug. Umwelt- und Genderfragen verdrängten die Lippenbekenntnisse zum Sozialismus und proletarischen Klassenkampf. Im selben Jahr, in dem Elli nach Frankfurt zog, wurde der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) gegründet. Fünf Jahre später erfolgte die Gründung der Grünen. 1985 trat der frühere Straßenkämpfer und spätere deutsche Außenminister Joschka Fischer in Hessen als erster grüner Minister in eine Landesregierung ein.
Elli war eine der wenigen ihrer Generation, die sich von dieser Welle der Nachinnenwendung, der Ablehnung des Klassenkampfs zugunsten angeblich klassenübergreifender Menschheitsfragen und der Zurückweisung der Arbeiterklasse zugunsten der eigenen Karriere nicht mitreißen ließ. 1975 lernte sie den Bund Sozialistischer Arbeiter kennen, wie die deutsche Sektion des IKVI damals hieß, und wurde nach kurzer Zeit Mitglied.
Das war der wichtigste Schritt ihres Lebens. Gegen die zahlreichen stalinistischen, linksreformistischen und kleinbürgerlichen Protest- und Umweltgruppen, die damals in Frankfurt ihr Unwesen trieben, traf Elli eine bewusste Entscheidung für den Aufbau einer marxistischen Partei in der Arbeiterklasse. Von dieser Entscheidung rückte sie zeit ihres Lebens nicht mehr ab, und sie bereute sie auch nie.
Der BSA war die einzige Partei, die für den orthodoxen Marxismus eintrat – für die von Leo Trotzki gegen Stalin verteidigten Auffassung, dass die inneren Widersprüche des Weltkapitalismus unweigerlich zu revolutionären Krisen führen, die die Menschheit vor die Alternative Sozialismus oder Barbarei stellen, und dass die Lösung der Krise der Menschheit vom Aufbau einer revolutionären Führung der Arbeiterklasse abhängt.
Elli begegnete dem BSA erstmals am 1. Mai 1975, als ihr Helmut Arens, ein Gründungsmitglied der Partei, eine Ausgabe der Parteizeitung Der Funke verkaufte. Nur eine Woche später fuhr sie mit nach Essen und nahm an einer nationalen Demonstration und Versammlung des BSA gegen Arbeitslosigkeit und für den Aufbau der trotzkistischen Partei teil, an der sich mehrere hundert Arbeiter und Jugendliche beteiligten.
Elli besuchte nun regelmäßig die Treffen und „marxistischen Arbeitskreise“ im Jugendhaus Frankfurt-Mitte, beteiligte sich am Verkauf und Aufbau der Parteizeitung.
Ein Blick in die erste Ausgabe des Funken, die Elli am 1. Mai 1975 gekauft und gelesen hatte, zeigt exemplarisch, für welche politische Perspektive sie sich damals entschied. Der Internationalismus des BSA, seine Orientierung auf die Arbeiterklasse, seine Feindschaft gegen den Pablismus und Stalinismus und sein Bemühen, in der Arbeiterklasse und der Jugend eine revolutionäre Partei aufzubauen, finden auf den 12 Seiten einen klaren Ausdruck.
Die Ausgabe enthält eine große Reportage „VW-Arbeiter wollen kämpfen!“, Artikel zum Klassenkampf in Portugal, Indochina, Libanon und Italien, den Aufruf „Wir fordern das Recht auf Arbeit und Ausbildung!“ zur BSA-Demonstration vom 8. Mai, eine Rede Leo Trotzkis von 1924 zum 35. Jahrestag des Maifeiertags, den ersten Teil einer Serie „Der Pseudosozialismus der DKP“, den fünften Teil einer Besprechung der Buchreihe „Trotzkismus gegen Revisionismus“ unter dem Titel „Pablos ‚Selbstreform der Bürokratie‘“, eine Polemik gegen die pablistische GIM und den Spartakusbund und eine Anzeige für die wöchentliche Treffen und Marxistische Arbeitskreise des Sozialistischen Jugendbunds in 21 verschiedenen Städten und Stadtteilen.
1976 – 1985: Führungsverantwortung im BSA
Elli stürzte sich voll in die politische Arbeit. Sie verkaufte den Funken und ab September 1976 die Neue Arbeiterpresse an Fabriktoren, an Schulen und Hochschulen, in der Innenstadt und in Arbeitervierteln von Haus zu Haus und diskutierte mit hunderten, ja tausenden Arbeitern und Jugendlichen.
„Nebenher“ jobbte sie für den Lebensunterhalt, vollendete ihr Abitur an der Musterschule in Frankfurt und begann eine Ausbildung an der Kaufmännischen Fachschule. 1976 heiratete sie Wolfgang Zimmermann, der schon länger Mitglied des BSA war. Die Ehe war nicht von langem Bestand, schon 1977 trennten sich ihre Wege.
Elli arbeitete nun fast ständig für den BSA und wurde bald auch in den Vorstand der Partei gewählt. Sie nahm an fast allen, teils wochenlangen Euromärschen teil, die das IKVI zwischen 1977 und 1983 organisierte. Diesen kräftezehrenden Kampagnen opferte sie auch ihre Berufsausbildung.
Den Märschen, die von der britischen Workers Revolutionary Party initiiert wurden, lag ein opportunistisches Konzept zugrunde. Sie appellierten an die reformistischen und stalinistischen Apparate und sollten die nationalistischen Regime im Nahen Osten beeindrucken, zu denen die WRP hinter dem Rücken des IKVI enge Beziehungen aufbaute. Aber den meisten Teilnehmern war das nicht bewusst. Sie begrüßten, wie Elli, die Gelegenheit, mit Arbeitern in anderen europäischen Ländern zu diskutieren und Kontakte und Freundschaften zu internationalen Genossen anzuknüpfen. Einige Genossinnen und Genossen, die jetzt Kondolenzschreiben geschickt haben, kannten Elli schon aus jener Zeit.
In Deutschland spielte Elli eine wichtige Rolle bei der Arbeit unter Stahlarbeitern. Als diese im Winter 1978/79 sechs Wochen lang für die Einführung der 35-Stunden-Woche streikten, war Elli trotz eisiger Kälte von morgens bis in die Nacht an den Streikposten zu finden, wo sie die Neue Arbeiterpresse verkaufte, rasch das Vertrauen der Stahlarbeiter gewann und stundenlang mit ihnen diskutierte. Einmal nahmen Arbeiter sie auch mit ins Stahlwerk, um es ihr voller Stolz zu zeigen.
In dieser Zeit wurde Elli auch mit schwierigen Aufgaben betraut. Sie nahm in Paris an Veranstaltungen und Kampagnen mit dem Film „Von Zar zu Lenin“ teil. Sie erhielt den Auftrag, einen Ortsverband im Saarland aufzubauen, wo sie sich Arbeit und Wohnung suchen musste.
Die Stahl- und Kohleindustrie, die industrielle Lebensader des Saarlands, wurde damals systematisch zerschlagen, was auf heftigen Widerstand der Arbeiter stieß. Der Vorsitzende der Landes-SPD und Saarbrücker Oberbürgermeister Oskar Lafontaine verfolgte damals aufmerksam, was die Neue Arbeiterpresse schrieb. Lafontaine spielte eine Schlüsselrolle dabei, den Widerstand gegen den Kahlschlag zu neutralisieren. 1985 wurde er zum saarländischen Ministerpräsidenten gewählt und sorgte, dank seinen guten Beziehungen zur IG Metall, für die geräuschlose Abwicklung der Stahlindustrie. Das 1873 gegründete Stahlwerk Völklingen, vor dem Elli zahlreiche Ausgaben der Neuen Arbeiterpresse verkaufte, ist heute ein Industriedenkmal. Lafontaine wurde später Bundesvorsitzender der SPD, Bundesfinanzminister und Mitbegründer der Linkspartei und des Bündnisses Sahra Wagenknecht.
Elli nahm auch an mehreren internationalen Schulungen im marxistischen Zentrum der WRP in Parwich (Derbyshire, UK) teil. Auch hier knüpfte sie viele Freundschaften mit Genossinnen und Genossen aus aller Welt.
Sie trat regelmäßig als Rednerin auf den jährlichen Versammlungen des BSA am Jahrestag der Ermordung Leo Trotzkis auf. Sie sprach dort über die Untersuchung „Sicherheit und die Vierte Internationale“ und verurteilte den hinterhältigen Mord an Tom Henehan, einem jungen, führenden Mitglied der Workers League, das 1977 in New York von Berufskillern erschossen wurde. Der Mord sollte die Vorgängerin der heutigen Socialist Equality Party einschüchtern und von weiteren Untersuchungen abhalten. Doch, wie Elli sagte: „Keine Einschüchterungsversuche konnten die Kampagne für Sicherheit und die Vierte Internationale stoppen.“
Anfang der 1980er Jahre provozierte der Nato-Doppelbeschluss über die atomare Aufrüstung massive Proteste in der ganzen Bundesrepublik. Am 10. Oktober 1981 demonstrierten 300.000 Menschen im Bonner Hofgarten gegen die Kriegsgefahr. Die Ostermärsche hatten großen Zulauf. Der BSA trat dem bankrotten bürgerlichen Pazifismus entgegen und erklärte: „Wer die Abrüstung will, muss für den Sturz des Kapitalismus kämpfen, denn die Ursache des Kriegs ist das kapitalistische Profitsystem.“
Doch die Fußtruppe der Gewerkschaften, die stalinistische DKP und ihre Jugendorganisation SDAJ, taten ihr Möglichstes, um gemeinsam mit Sozialdemokraten und Kirchengruppen den BSA mundtot zu machen. Doch das gelang ihnen nicht. Elli erwies sich in diesem feindlichen Milieu als „Fels in der Brandung“, wie eine damalige Augenzeugin schreibt.
Im Februar 1984 leitete Elli eine Versammlung des BSA zur Verteidigung ausländischer Arbeiter gegen den Mannesmann-Konzern. Dieser bot in Duisburg-Hüttenheim ausländischen Arbeitern „Abfindungen“ an, wenn sie ihren Arbeitsplatz und das Land „freiwillig“ verlassen. „Wir machen diese Kampagne nicht aus humanitären Gründen“, sagte Elli auf der Versammlung, „sondern als Aufforderung zum Kampf gegen die massenhafte Vernichtung von Arbeitsplätzen und gegen die Abschiebeaktionen der Unternehmer und ihrer reaktionären Kohl-Regierung.“
Sie richtete ihr Feuer ausdrücklich auch gegen die Betriebsräte und Gewerkschaftsführer der IG Metall, die sich weigerten, die türkischen Arbeiter zu warnen und im Kampf um die Arbeitsplätze zu unterstützen. Elli bezeichnete dieses Verhalten als „enormen Schlag für die Arbeiterklasse insgesamt, weil es eine Spaltung und damit Schwächung ermöglicht. Die Grundlage für diesen Verrat ist die opportunistische Haltung dieser Führer, die sich an den Kapitalismus und das, was in diesem System möglich ist, anpassen.“ Worte, die bis heute nichts von ihrer Aktualität verloren haben!
Am 18. Juni 1983 lernte Elli bei einem Zeitungsverkauf der Neuen Arbeiterpresse Peter Modler, ihren künftigen Ehemann, kennen, einen Stahlarbeiter und Vertrauensmann bei Thyssen. Er wurde Ellis Liebe und Zuflucht und bot ihr fortan in schwierigen Lagen immer einen vertrauten Rückzugsort.
1985-1986 – Politische und theoretische Wiederbewaffnung des IKVI
Die opportunistische Degeneration der britischen Workers Revolutionary Party setzte den BSA in den 1970er und 80er Jahren zunehmend unter Druck. Die Euromärsche waren nur eine der Formen, mit denen die WRP die deutsche Sektion in eine opportunistische Richtung drängte. Das führte zu heftigen politischen und organisatorischen Krisen und zerstörte die Sektion beinahe.
Die britische Sektion und ihr Führer Gerry Healy genossen im BSA große Autorität. Sie beruhte auf dem Kampf, den Healy in den 1960er Jahren gegen den pablistischen Revisionismus geführt, und auf der Rolle, die er bei der Gründung des BSA im Jahr 1971 gespielt hatte. Doch im Laufe der 1970er Jahre schwenkte Healy auf den pablistischen Kurs ein, den er in den 1960er Jahren bekämpft hatte. Er knüpfte opportunistische Beziehungen zu Labour-Politikern, Stalinisten, Gewerkschaftsführern und bürgerlich-nationalistischen Herrschern im Nahen Osten an und setzte den BSA unter Druck, es ihm gleich zu tun.
Der BSA sträubte sich dagegen, war aber politisch zu unerfahren, um das Ausmaß von Healys Opportunismus zu verstehen und politisch und theoretisch zu bekämpfen. Das tat die amerikanische Workers League, die 1982 und 1984 unter der Führung von David North eine umfassende Kritik von Healys theoretischen Konzeptionen und der opportunistischen Degeneration der WRP vorlegte. Healy unterdrückte die Diskussion, drohte der Workers League mit Ausschluss und versuchte sie zu isolieren.
Diese Isolation wurde durchbrochen, als die WRP 1984 unter dem Druck der eigenen Krise implodierte und die Kritik der WL im gesamten IKVI offen diskutiert werden konnte. Der BSA stellte sich geschlossen hinter die Kritik, verteidigte das IKVI gegen die Angriffe der WRP-Renegaten und begann, die Mitgliedschaft systematisch in der Geschichte des IKVI und den Lehren aus der Spaltung zu erziehen.
Die Jahre des Bruchs mit der WRP waren im ganzen IKVI eine Zeit des intensiven Geschichtsstudiums und der internationalen Diskussionen, auf deren Grundlage die Weltpartei politisch und theoretisch neu bewaffnet wurde und einen großen Schritt vorwärts machte.
Trotz ihrer Hochachtung für Gerry Healy zögerte Elli nicht, sich auf die Seite des Internationalismus und des IKVIs zu stellen. Sie studierte die Dokumente der Spaltung und eignete sich die Lehren daraus an. Wann immer sie konnte, nahm Elli fortan an Kampagnen, Schulungen und Parteitagen in Deutschland, Großbritannien, den USA und selbst in Australien teil und half bei der politischen Erziehung. Insbesondere jüngere Mitglieder führte sie geduldig in die komplexen Fragen ein. Auf internationalen Konferenzen half sie oft auch als Übersetzerin.
„Die Tatsache, dass die Vierte Internationale überlebt hat, dass sie existiert und kämpft, ist der Beweis für die Richtigkeit ihres Programms und die politische Stärke ihrer Prinzipien,“ fasste Elli die Lehren aus der Spaltung am 16. Oktober 1988 auf einer Versammlung zum 50-jährigen Bestehen der Vierten Internationale zusammen.
Besonders enge Kontakte knüpfte Elli zu den britischen Genossen, die während der Spaltung mit der WRP das IKVI unterstützt und die heutige SEP gegründet hatten. Der BSA und die neue britische Sektion führten mehreren gemeinsame Sommerschulungen und Europawahlkampagnen durch. „Sie war stets dabei, als wir gemeinsam die Lehren durcharbeiteten und die einheitliche historische und internationalistische politische Perspektive des Trotzkismus erneuerten und weiterentwickelten, von der sich die WRP losgesagt und die sie auszulöschen versucht hatte,“ schreibt Chris Marsden in seiner Kondolenzbotschaft.
1987-88 – Arbeitskampf bei Krupp-Rheinhausen und Vertrauensfrau bei Siemens
Der Bruch mit der WRP beseitigte den politischen Druck, sich an die Gewerkschaftsbürokratie anzupassen. In der Perspektivresolution „Die kapitalistische Weltkrise und die Aufgaben der Vierten Internationale“ analysierte das IKVI 1988 die Veränderungen in der Weltwirtschaft, die der Krise der WRP zugrunde lagen. Die umfangreiche Resolution wies nach, dass die Globalisierung – die beispiellose Integration des Weltmarktes und Internationalisierung der Produktion – allen nationalen Programmen den Boden entzogen hatte.
Das galt sowohl für den „Sozialismus in einem Land“ der Stalinisten, die in den folgenden Jahren in Osteuropa, der Sowjetunion und China das gesellschaftliche Eigentum liquidierten, als auch für den Sozialreformismus der Gewerkschaften und der Sozialdemokratie. Es war nicht mehr möglich, im nationalen Rahmen soziale Kompromisse auszuhandeln, wenn die globalen Konzerne die Produktion problemlos in andere Länder verlagern konnten.
Die Gewerkschaften reagierten darauf, indem sie sich in Co-Manager und Betriebspolizisten der Konzerne verwandelten. Sie sorgten für die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen, indem sie selbst Sparpläne ausarbeiteten und gegen die Belegschaften durchsetzten. Dafür wurden sie fürstlich bezahlt.
Im Winter 1987-88 entbrannte in Duisburg, wo Elli wohnte, der letzte große Arbeitskampf vor der Wende. Der Krupp-Konzern kündigte die Schließung des Stahlwerks im Stadtteil Rheinhausen an, in dem noch 6.300 von einst 16.000 Beschäftigten arbeiteten, und stieß auf heftigen Widerstand. Er dauerte 164 Tage und endete in einer bitteren Niederlage.
Der BSA entlarvte damals systematisch die verräterische Rolle der IG Metall. Während die Funktionäre vor Ort radikale Phrasen spuckten und dabei von den Stalinisten der DKP, der MLPD und anderen Pseudolinken unterstützt wurden, stimmte der IGM-Vorstand in Frankfurt dem Abbau von 35.000 Arbeitsplätzen in der deutschen Stahlindustrie zu. Der BSA veröffentlichte damals die geheim gehaltene Vereinbarung. Unter der Moderation des sozialdemokratischen Ministerpräsidenten und späteren Bundespräsidenten Johannes Rau wurde der Arbeitskampf in Rheinhausen schließlich abgewürgt.
Obwohl sie tagsüber arbeiten musste, engagierte sich Elli mit voller Kraft, die Stahlarbeiter vor dem Ausverkauf zu warnen. Sie verkaufte die Neue Arbeiterpresse am Werkstor, auf der Straße und in den Wohnhäusern und griff auf Versammlungen ein. „Sie war von der ersten bis zur letzten Minute eines Einsatzes politisch konzentriert und diskutierte die politischen Fragen, die sich bei dem Kampf um Arbeitsplätze, die verräterische Rolle der IG Metall, der Sozialdemokratie, der Stalinisten und der MLPD stellten, auf höchstem politischem Niveau,“ schreibt ein Genosse, der damals eng mit ihr zusammenarbeitete.
Nach der Spaltung mit der WRP nahm Elli eine Arbeit als Sachbearbeiterin bei Siemens in Düsseldorf auf, die sie trotz anhaltender Rückenprobleme bis zur Rente dreieinhalb Jahrzehnte lang ausübte. Dort wurde sie bald zur Vertrauensfrau gewählt, und als solche engagierte sie sich in der IG Metall aktiv für die Perspektiven des BSA. Auf IGM-Vertreterversammlungen trat sie konsequent den Lügen und Ausflüchten der Gewerkschaftsfunktionäre entgegen.
So warnte sie im Juni 1989 vor dem Projekt des Europäischen Binnenmarktes, das die Bürokratie unterstützte. Sie bezeichnete den Europäische Binnenmarkt als „Instrument der mächtigsten europäischen Konzerne für den Handelskrieg gegen ihre amerikanischen und japanischen Rivalen auf dem Weltmarkt, sowie für den Klassenkrieg gegen die Arbeiterklasse in jedem einzelnen Land“. Es dürfe „nicht zugelassen werden, dass Belegschaften des gleichen Konzerns aus verschiedenen Ländern, Werken oder Abteilungen gegeneinander ausgespielt werden“.
Im September 1990 versuchte sie auf einer Versammlung der IG Metall einen Dringlichkeitsantrag zur Verteidigung des Irak gegen den Krieg der USA einzubringen, was die Bürokraten zur Weißglut trieb.
Im März 1992 wandte sich Elli in Düsseldorf gegen den Lohnverzicht, den die IG Metall mit Rücksicht auf die Einverleibung der DDR vereinbart hatte. Elli machte in einer mutigen Rede den ganzen IGM-Vorstand dafür verantwortlich und griff dessen Unterstützung der Massenentlassungen in Ostdeutschland an. „Insbesondere die enge Zusammenarbeit der Gewerkschaftsführer mit der Treuhandanstalt und der Kohl-Regierung bei Stilllegungen und Massenentlassungen in Ostdeutschland“ müsse zurückgewiesen werden, sagte sie.
1989-2019 – Gründung der SGP und Aufbau der WSWS
Als im Herbst 1989 Massenproteste gegen das Honecker-Regime in der DDR ausbrachen, griff der BSA energisch ein und schmuggelte erstmals Flugblätter über die Grenze. Er unterstützte die Opposition gegen das stalinistische Regime, wandte sich aber entschieden gegen die Einführung des Kapitalismus und eine Wiedervereinigung auf kapitalistischer Grundlage. Nach dem Fall der Mauer verkaufte der BSA zehntausende Exemplare der Neuen Arbeiterpresse und Bücher Trotzkis und beteiligte sich mit eigenen Kandidaten an der letzten Volkskammerwahl im März 1990.
Elli konnte sich an diesem Eingreifen aufgrund ihrer Arbeit bei Siemens nur beschränkt beteiligen. 1991 engagierte sie sich für Hanne Levien. Die ostdeutsche Arbeiterin war als Alleinerziehende mit zwei Kindern, eins davon schwerstbehindert, aus politischen Gründen fristlos entlassen worden. Im September 1991 schilderte Elli auf einer IG Metall-Vertreterversammlung in Düsseldorf den Fall, verteilte Flugblätter und sammelte Unterstützungsunterschriften.
Sozialdemokraten, Stalinisten und Gewerkschaften reagierten auf den Zusammenbruch der DDR und die Auflösung der Sowjetunion mit einem weiteren Rechtsruck. Sie unterstützten die bürgerliche Propaganda, dass der Sozialismus gescheitert sei. Pseudotrotzkistische Gruppen, wie die pablistische GIM, lösten sich in der PDS und später in der Linkspartei auf, die ihrerseits den Kapitalismus für alternativlos erklärte und die kapitalistische Restauration unterstützte.
Das IKVI war die einzige politische Kraft, die sich diesem Zurückweisertum entgegenstellte und daraus politische Lehren zog. Es folgerte, dass eine neue revolutionäre Partei nicht aus den Trümmern der alten, politisch bankrotten Organisationen hervorgehen werde, sondern nur durch die Sammlung der politisch fortgeschrittenen Arbeiter um das Programm der Vierten Internationale entstehen könne. Die Aufgabe bestand nicht mehr darin, durch taktische Initiativen die reformistischen Führer zu entlarven, sondern eine neue, internationale Partei zu gründen, mit der die Arbeiterklasse als unabhängige Kraft ins politische Geschehen eingreifen kann.
In der zweiten Hälfte der 1990er Jahre verwandelten sich die Sektionen des IKVI, die sich bisher als Bund oder League bezeichnet hatten, in Parteien. 1998 stellten sie die Herausgabe nationaler, gedruckter Zeitungen ein, und das IKVI begann mit der täglichen Publikation der World Socialist Web Site.
Elli spielte in dieser Arbeit eine wichtige Rolle. Sie wurde 1997 in den Vorstand der neuen Partei gewählt, dem sie bis 2024 angehörte. Sie trat mehrfach als Kandidatin der Partei zu Europa-, Bundestags- und NRW-Landtagswahlen an. Dabei trat sie in TV-Wahlsendungen und öffentlichen Podiumsdiskussionen auf. Sie beteiligte sich auch tatkräftig daran, die vielen Tausend Unterschriften für die Kandidaturen zu sammeln.
Vom körperlich anstrengenden Zeitungsverkauf befreit, schrieb Elli über 300 Artikel für die WSWS. Sie setzte sich mit den sozialen Bedingungen der Arbeiterklasse, mit Niedriglohn, Arbeitslosigkeit, Armut und Obdachlosigkeit sowie mit den Angriffen auf Flüchtlinge und Migranten auseinander. Ein weiteres Thema waren die Probleme der Stahl- und Metallarbeiter im Ruhrgebiet. Elli ging dabei ein persönliches Risiko ein, wenn es galt, die Schweinereien ihres eigenen Betriebes, Siemens, und die Kollaboration der IG Metall mit dem Management aufzudecken. Hier traten ihre Standhaftigkeit und ihr Mut besonders hervor.
2004 verurteilte sie die drastischen Lohnsenkungen, die Siemens mit der Drohung durchsetzte, Tausende von Arbeitsplätzen nach Osteuropa zu verlagern: „Die Rolle der Gewerkschaftsfunktionäre besteht darin, die Erpressung seitens der Geschäftsleitung nach unten weiterzugeben und durchzusetzen. Zu keinem Zeitpunkt waren sie bereit, einen gemeinsamen Kampf mit den Arbeitern in Ungarn und anderen Ländern Osteuropas zu organisieren.“
Und im Oktober 2015, als bei Siemens der Arbeitsplatzabbau einsetzte und ein neues Sparprogramm den Abbau von über tausend Arbeitsplätzen, Lohnraub und eine weitgehende Flexibilisierung der Arbeitszeit vorsah, schrieb sie: „Jetzt wird deutlich, welche Auswirkungen der sogenannte Interessenausgleich hat, den der Siemens-Gesamtbetriebsrat unterschrieben hat.“
Schonungslos geißelte sie die Kollaboration der Bürokraten: „IG Metall und Betriebsrat behaupten, sie hätten durch lange und zähe Verhandlungen den geplanten Abbau von Arbeitsplätzen … beinahe halbieren können, und dies sei ein großer Erfolg. Doch das ist die übliche Augenwischerei, die nach einem abgekarteten Ritual abläuft. Erst kündigt die Konzernleitung in Absprache mit dem Betriebsrat hohe Entlassungszahlen an, dann folgen ein paar völlig harmlose Gewerkschaftsproteste, und schließlich stimmt der Betriebsrat einem reduzierten Abbau von Arbeitsplätzen zu und feiert die Reduzierung als großen Erfolg.“
Immer wieder zog sie daraus den Schluss: „Umso dringender ist eine internationale sozialistische Perspektive zur Verteidigung der Arbeitsplätze, ob bei Siemens, VW oder Bombardier, um nur einige der internationalen Unternehmen zu nennen, die in der jüngsten Zeit den massiven Abbau von Arbeitsplätzen angekündigt haben.“
Elli kannte die Rolle, die Siemens und andere deutsche Konzerne wie Krupp, Thyssen, IG Farben, VW, Daimler-Benz, Quandt und Deutsche Bank für den Hitler-Faschismus gespielt hatten. Immer wieder behandelte sie in ihren Artikeln die Weigerung der deutschen Justiz, mit den Verbrechen des Nationalsozialismus abzurechnen.
Zum Prozess gegen John Demjanjuk, einen SS-Wachmann im KZ Sobibor, schrieb sie im Januar 2010: „Viele der Hauptverantwortlichen für die Nazi-Verbrechen und auch die meisten der Helfershelfer sind nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs in der Bundesrepublik nie vor Gericht gestellt und zur Verantwortung gezogen worden.“ Sie erklärte:
Historiker gehen davon aus, dass etwa 170.000 Menschen an den Morden des Nazi-Regimes beteiligt waren. Nur 6.500 Täter wurden in der Bundesrepublik verurteilt – und oft nur zu sehr geringen Strafen. Viele der Verantwortlichen aus Justiz, Geheimdiensten und Polizei setzten ihre Tätigkeit in führender Stellung nahtlos fort.
Elli kam immer wieder auf das Versagen der Bundesrepublik zurück, in dieser Frage reinen Tisch zu machen, und beleuchtete auch den Fall des ehemaligen SS-Obergruppenführers Hartmann Lauterbacher, den der BND nach dem Krieg 13 Jahre lang als Mitarbeiter beschäftigt hatte.
Sie schrieb auch über die Kriegsverbrechen der Waffen SS und der Wehrmacht in Griechenland (Distomo, Kephalonia) und Italien (Marzabotto). Sie warnte vor der Illusion, „dass unter den gegenwärtigen gesellschaftlichen Bedingungen den Überlebenden dieser Verbrechen wirklich Gerechtigkeit (soweit das überhaupt möglich ist) widerfahren wird und sie tatsächlich Entschädigungszahlungen für das ihnen zugefügte Unrecht und Leid erhalten.“ Sie fuhr fort:
Eine wirkliche Abrechnung mit den Verbrechen der deutschen Naziherrschaft und eine tatsächliche Aussöhnung mit den Opfern dieser Verbrechen sind nur möglich durch einen gemeinsamen internationalen Kampf der Arbeiterklasse zur Überwindung des Kapitalismus. An dieser Abrechnung wurde die deutsche und europäische Arbeiterklasse am Ende des Zweiten Weltkriegs durch die Alliierten und die Stalinisten gehindert, die alles in ihrer Macht Stehende unternahmen, um die völlig diskreditierte bürgerliche Herrschaft zu retten.
Ebenso engagiert nannte sie neue Verbrechen und ihre sozialen Folgen beim Namen. Wiederholt schrieb sie zur großen Flut im Ahrtal, in der zahlreiche Leben hätten gerettet werden können. „Es bleiben Wut und Bitterkeit angesichts einer Politik, die so verhängnisvoll versagt hat, und die dies bis heute provokativ leugnet,“ schrieb sie.
Geradezu prophetisch liest sich heute ihre Verteidigung von Geflüchteten und Migranten und ihre Ablehnung von Abschiebungen und Rechtsextremismus. Diesem Thema, das ihr besonders am Herzen lag, wandte sie sich immer wieder zu. Sie schrieb über rechtsextreme Anschläge und Brandstiftungen, über rassistische Polizeigewalt und über neue Asyl- und Ausländergesetze.
Im März 2002 verfasste sie gemeinsam mit Ulrich Rippert den Aufruf „Ausländerfeinde an der Regierung“, der sich gegen ein neues Zuwanderungsgesetz der Schröder-Fischer-Regierung richtet. Darin heißt es: „Am deutlichsten zeigt sich der Charakter einer Regierung immer an ihrem Umgang mit den sozial Schwachen der Gesellschaft.“ Die Verabschiedung des Gesetzes sei eine ernste Warnung: „Die Schärfe und Aggressivität, mit der die sozialen und politischen Rechte von Ausländern attackiert werden, richten sich auch gegen Sozialhilfeempfänger, Arbeitslose und die große Mehrheit der arbeitenden Bevölkerung.“
Elli nahm auch in dieser Zeit an zahlreichen Konferenzen, Schulungen und Parteitagen anderer Sektionen teil, so im Jahr 2016 am Parteitag der britischen SEP in Sheffield und 2018 an demjenigen der US-amerikanischen SEP in Michigan. Für die junge Generation war Elli, wie es in einem Kondolenzschreiben heißt, „eins der ‚Gesichter‘ der Bewegung“.
Die letzten Jahre
Im Herbst 2020 ging Elisabeth Zimmermann in Rente, die sie jedoch nicht lange genießen konnte. Nur zwei Jahre später erlitt sie einen folgenreichen Schlaganfall. Fortan litt sie unter hohem Blutdruck, akuten Schlafstörungen, Herzproblemen und musste ständig starke Tabletten nehmen. In diese Zeit fiel auch der Tod der Mutter, für die sie einen langen Nachruf schrieb.
Dennoch besuchte Elli weiterhin Genossen, auch in großer Entfernung, und nahm an Kundgebungen und Versammlungen der Partei teil. Zuletzt war sie am 19. November in Berlin, um David Norths Vortrag „Wohin geht Amerika?“ in der Humboldt-Universität zu hören.
Ellis tragischer, viel zu frühe Tod hat die SGP, das IKVI und die Arbeiterklasse eines kostbaren Mitglieds beraubt. Elisabeth Zimmermann-Modler war eine von sehr wenigen ihrer Generation, die sich trotz des großen politischen und ideologischen Drucks entschieden hatte, ihr gesamtes Leben in den Dienst der Arbeiterklasse zu stellen. Sie hatte verstanden, dass dies den Aufbau der internationalen, trotzkistischen Partei erfordert, und diesem Weg blieb sie mehr als 50 Jahre lang treu.
Ellis Leben repräsentierte das Beste der Arbeiterbewegung und ein Stück Geschichte unserer eigenen Bewegung. Es ist beachtlich, was für eine Kraft, Ausdauer und unerschütterliche Loyalität sie im Aufbau des Internationalen Komitees der Vierten Internationale an den Tag legte. Damit wird sie als Kämpferin für die Befreiung der internationalen Arbeiterklasse in die Geschichte eingehen.
