Die Ländereien der Gutsbesitzer und des Staates sind der Bauernschaft übergeben worden. Die ganze Politik richtet sich nun gegen die Bauern mit vielen Pferden und viel Saatfläche (Kulaken). Andererseits basiert die Ernährungspolitik auf der Requisition der Überschüsse (die über die Verbrauchsnorm hinausgehen). Das treibt den Bauern dazu, das Land nur in dem Umfang zu bearbeiten, der für die Bedürfnisse seiner Familie ausreicht. Insbesondere das Dekret über die Abgabe der dritten Kuh, die als überflüssig betrachtet wird, führt in der Praxis zur heimlichen Schlachtung der Kühe, zum spekulativen Fleischverkauf und zur Zerrüttung der Milchwirtschaft. Gleichzeitig lassen sich halbproletarische und sogar proletarische Elemente aus den Städten im Dorf nieder, um dort Subsistenzwirtschaft zu treiben. Die Industrie verliert Arbeitskräfte, und in der Landwirtschaft vergrößert sich die Zahl der Subsistenzwirtschaften. Dadurch wird die Ernährungspolitik untergraben, die auf der Requisition der Überschüsse beruht. Wenn das gegenwärtige Versorgungsjahr im Vergleich zum Vorjahr bedeutende Erfolge bei den Beschaffungsmaßnahmen aufweist, so ist das auf die Erweiterung des sowjetischen Territoriums und auf eine gewisse Verbesserung des Versorgungsapparats zurückzuführen. Im Allgemeinen drohen aber die Ernährungsressourcen zu versiegen, und dagegen kann keinerlei Vervollkommnung des Requisitionsapparats helfen. Gegen diese Tendenzen zur wirtschaftlichen Degradation kann man mit den folgenden Methoden ankämpfen:
- Die Beschlagnahmung der Überschüsse ist durch einen bestimmten prozentualen Abzug (eine Art einkommensprogressiver Naturalsteuer) zu ersetzen, mit der Maßgabe, dass sich eine größere Anbaufläche oder eine bessere Bodenbearbeitung immer noch vorteilhaft auswirken;
- ist die Abgabe von Industrieprodukten an die Bauern besser mit der Menge des von ihnen abgelieferten Getreides in Einklang zu bringen, und zwar nicht nur nach Amtsbezirken und Dörfern, sondern auch nach einzelnen Bauernhöfen.
Dabei sind die örtlichen Industriebetriebe heranzuziehen. Die Bauern werden für die von ihnen gelieferten Rohstoffe, Brennstoffe und Nahrungsmittel teilweise mit Industrieprodukten bezahlt.
Auf jeden Fall ist klar, dass die gegenwärtige Politik einer ausgleichenden Requisition unter Berücksichtigung von Versorgungsnormen, der kollektiven Haftung für die Lieferungen und der gleichmäßigen Verteilung der Industrieprodukte einen Niedergang der Landwirtschaft und eine Zersplitterung des Industrieproletariats zur Folge hat; sie droht das Wirtschaftsleben des Landes endgültig zu zerstören.
Der hier von Trotzki nur in seinem wichtigsten Teil wiedergegebene Text vom Februar 1920 findet sich vollständig in: Sotschinenija, Bd. XVII, Moskau – Leningrad 1926, Teil 2, S. 543 f.