Perspektive

Oxfam-Bericht

10 US-Milliardäre haben ihr Vermögen seit 2020 um das Sechsfache gesteigert

Am Montag veröffentlichte die Wohltätigkeitsorganisation Oxfam einen Bericht über das Anwachsen der sozialen Ungleichheit in den Vereinigten Staaten mit dem Titel „Unequal: Der Aufstieg einer neuen amerikanischen Oligarchie“.

Der Bericht stellt fest, dass „das vergangene Jahr stark durch Konzentration von Reichtum und Macht geprägt war“. Oxfam zitiert Daten, wonach allein in den letzten 12 Monaten die 10 reichsten US-Milliardäre ihr Vermögen um rund 700 Milliarden Dollar steigern konnten. In diesem Zeitraum wuchs ihr Vermögen um atemberaubende 40 Prozent, von 1,79 Billionen Dollar auf 2,5 Billionen Dollar.

10 Milliardäre sind im vergangenen Jahr um 728 Milliarden Dollar reicher geworden. Blau: Nettovermögen 5. November 2024 (in Milliarden Dollar) Rot: Heutiges Nettovermögen (in Milliarden Dollar)

Die Veröffentlichung des Oxfam-Berichts erfolgte nur einen Tag, nachdem die Trump-Regierung die Lebensmittelhilfen für Millionen amerikanischer Haushalte gekürzt hatte. Gleichzeitig hat US-Präsident Trump den Bau eines riesigen Ballsaals im Weißen Haus beauftragt und mit seinen Milliardärsfreunden am Wochenende in seinem Mar-a-Lago-Resort eine Party unter dem Motto „Great Gatsby“ veranstaltet.

Unübersehbar ist die Usurpation der Vereinigten Staaten durch eine parasitäre Oligarchie, deren Machtzentrum sich im Weißen Haus befindet.

Der Oxfam-Bericht macht jedoch deutlich, dass die Umverteilung des Reichtums nach oben unter Trump, so heftig sie auch sein mag, das Ergebnis ist einer jahrzehntelangen Politik des Sozialabbaus und der Förderung von Konzernen durch beide Parteien, die die amerikanische Politik beherrschen. Wie der Bericht erklärt: „Die Geschichte beginnt nicht im Jahr 2025“.

Zu den 10 reichsten Männern Amerikas stellt der Oxfam-Bericht fest: „Seit 2020 ist ihr inflationsbereinigtes Vermögen um 526% gestiegen.“ Mit anderen Worten: Von März 2020 bis heute hat sich das Vermögen dieser 10 Personen zusammengenommen versechsfacht.

Ein Beispiel dafür ist Elon Musk, dessen Vermögen im März 2020 bei 33 Milliarden Dollar lag, seitdem aber auf 469 Milliarden Dollar angewachsen ist, was einer Verzehnfachung entspricht.

Larry Ellison, die Nummer zwei auf der Liste, konnte sein Vermögen von 54 Milliarden Dollar im März 2020 auf 323 Milliarden Dollar steigern, was einer Versechsfachung entspricht. Das Vermögen von Jeff Bezos, der Nummer drei auf der Liste, stieg von 126 Milliarden Dollar im März 2020 auf heute 265 Milliarden Dollar.

Vermögensverteilung in den USA

Die Zunahme des Reichtums wird durch ein unaufhaltsames spekulatives Wachstum der Aktienwerte an der Wall Street angetrieben. In dem Oxfam-Bericht heißt es: „Im Jahr 2025 erreichte der Anteil des Vermögens der obersten 0,1 Prozent den höchsten Stand seit Beginn der Veröffentlichung von Daten durch die Federal Reserve im Jahr 1989 (12,6 %), ebenso wie ihr Anteil am Aktienmarkt (24 %).“

Im Jahr 1989 kontrollierten die obersten 0,1 Prozent der Haushalte 8,6 Prozent des Vermögens, verglichen mit 13,9 Prozent heute. Im Gegensatz dazu ist der Anteil des Vermögens, der von den unteren 50 Prozent der amerikanischen Gesellschaft kontrolliert wird, von 3,5 Prozent im Jahr 1989 auf heute 2,5 Prozent gefallen.

Mit anderen Worten: Die obersten 0,1 Prozent der US-Haushalte, das sind etwas mehr als 100.000 Personen, verfügen über sechsmal mehr Vermögen als die 64 Millionen Haushalte am unteren Ende der Gesellschaft.

Unter Berufung auf Zahlen von Thomas Piketty und Emmanuel Saez stellt der Oxfam-Bericht fest, dass „die reichsten 0,0001 % einen größeren Anteil des Vermögens kontrollieren als im Gilded Age, einer Ära der US-Geschichte, die durch extreme Ungleichheit gekennzeichnet war“.

Der Bericht fügt hinzu: „Die reichsten 1 % besitzen die Hälfte des Aktienmarktes (49,9 %), während die untere Hälfte der USA nur 1,1 % des Aktienmarktes besitzt.“

Der Bericht warnt zu Recht davor, dass die Trump-Regierung eine Politik betreibt, die die soziale Ungleichheit massiv ausweitet. Er warnt davor, dass „die Trump-Regierung - größtenteils mit Unterstützung der Republikaner im Kongress - mit atemberaubender Geschwindigkeit und großem Ausmaß einen unerbittlichen Angriff auf die Familien der Arbeiterklasse durchgeführt und die Macht des Amtes genutzt hat, um die Reichen und gut Vernetzten zu bereichern“.

Oxfam stellte fest, dass „der kürzlich verabschiedete One Big Beautiful Bill Act (OBBBA) die Steuerrechnung der 0,1 % der Spitzenverdiener im Jahr 2027 um schätzungsweise 311.000 Dollar senken wird, während die Haushalte mit den niedrigsten Einkommen - diejenigen, die weniger als 15.000 Dollar im Jahr verdienen - mit Steuererhöhungen rechnen müssen“.

Doch wie der Oxfam-Bericht deutlich macht, beschleunigt die Trump-Regierung Prozesse, die bereits seit Jahrzehnten im Gange sind, in einem noch nie dagewesenen Tempo. „Die politischen Entscheidungsträger haben sich für Ungleichheit entschieden, und diese Entscheidungen wurden von beiden Seiten unterstützt“, so die Autorin der Studie, Rebecca Riddell, gegenüber dem Guardian. „Die politischen Reformen der letzten 40 Jahre, von Steuersenkungen und dem sozialen Sicherheitsnetz bis hin zu Arbeitsfragen und darüber hinaus, wurden von beiden Parteien unterstützt.“

Diese Einschätzung ist richtig. Aber genau hier verheddert sich der Bericht. Die Autorin der Studie weist zu Recht darauf hin, dass der Anstieg der sozialen Ungleichheit über Jahrzehnte und unter beiden politischen Parteien stattgefunden hat. In dem Bericht wird jedoch die folgende Behauptung aufgestellt:

Die Errungenschaften der Biden-Regierung - wie die Verringerung der Armut, die Verbesserung der Löhne für Niedriglohnempfänger und die wirksamen Kartellmaßnahmen, die den Familien wieder Geld in die Taschen spülten - haben gezeigt, dass es möglich ist, durch Organisierung einen politischen Wandel herbeizuführen, der das Leben der Menschen verbessert.

Die zehn reichsten US-Milliardäre haben ihr Vermögen unter Bilden verdoppelt. Blau: Nettovermögen im Januar 2021 (in Milliarden Dollar) Rot: Nettovermögen im Januar 2025 (in Milliarden Dollar)

Dies steht im völligen Widerspruch zu den Ergebnissen des Berichts selbst. Unter der Biden-Regierung stieg der Anteil des von der Finanzoligarchie kontrollierten Reichtums auf ein Niveau, das nur von der Trump-Regierung übertroffen wird. Das Gesamtvermögen der 10 reichsten Personen in Amerika verdoppelte sich von 976 Milliarden Dollar im Januar 2021 auf 1.991 Milliarden Dollar im Januar 2025. In dieser Zeit ist der Anteil der Arbeit am Volkseinkommen auf einen historischen Tiefstand gesunken.

Anteil der Arbeit am Volkseinkommen

Mit anderen Worten: Die Regierung Biden war eine Katastrophe für die Arbeiterklasse und ein Glücksfall für die Finanzoligarchie.

Prozentsatz der US-Kinder in ernährungsunsicheren Familien

Das Vorwort des Berichts stammt von der Senatorin Elizabeth Warren von der Demokratischen Partei. Sie erklärt, dass „eine Wirtschaft, die für diejenigen an der Spitze großartig funktioniert und alle anderen an den Fingernägeln hängen lässt, ... durch bewusste politische Entscheidungen entstanden ist“.

Sie erklärt jedoch nicht, wie ein großer Teil der im Oxfam-Bericht dokumentierten Zunahme der sozialen Ungleichheit unter einer Regierung stattfand, die sie befürwortete und deren Politik sie wiederholt und ausnahmslos verteidigte.

Im Haupttext des Oxfam-Berichts bleibt ein Wort unerwähnt: Kapitalismus. Der Berichtstext argumentiert im Wesentlichen, dass die Zunahme der sozialen Ungleichheit lediglich eine politische Entscheidung ist und dass innerhalb des derzeitigen sozialen Rahmens genauso gut eine andere Entscheidung getroffen werden könnte.

In Wirklichkeit ist jedoch die anhaltende Zunahme der sozialen Ungleichheit, sowohl unter Demokraten als auch unter Republikanern, ein grundlegendes Merkmal des kapitalistischen Systems. Wie Karl Marx vor 150 Jahren bereits erklärte, bedingt „die Akkumulation von Reichtum auf dem einen Pol […] also zugleich Akkumulation von Elend, Arbeitsqual, Sklaverei, Unwissenheit, Brutalisierung und moralischer Degradation auf dem Gegenpol, d.h. auf Seite der Klasse, die ihr eignes Produkt als Kapital produziert.“ (Das Kapital, Bd. I, in: Werke, Band 23, Berlin 1968 S. 673)

Die Trump-Regierung stellt in ihrer höchsten und groteskesten Ausprägung eine Erweiterung der wesentlichen Merkmale des kapitalistischen Systems dar, die Karl Marx vor über 150 Jahren beschrieben hat. Es ist eine Regierung von, durch und für die kapitalistische Oligarchie, die direkt im Namen der Milliardäre und ihrer Unternehmen regiert.

Es ist eine Klassenfrage, wenn demokratische Rechte zerstört werden. Trumps wachsende Verschwörung zur Diktatur entspringt den Bedürfnissen einer herrschenden Klasse, die ihren Reichtum und ihre Macht nur durch Gewalt, Unterdrückung und die Zerstörung demokratischer Rechte erhalten kann. Die Komplizenschaft und Feigheit der Demokratischen Partei erklärt sich aus der Tatsache, dass sie eine weitere Fraktion derselben kapitalistischen Oligarchie darstellt.

Aber die gesellschaftliche Stimmung in den Vereinigten Staaten ändert sich. Im vergangenen Monat führten die Angriffe der Trump-Regierung auf demokratische Rechte und die Sparpolitik zu Protesten von Millionen von Menschen bei den „No Kings“-Demonstrationen, die zu den größten in der amerikanischen Geschichte gehörten. Eine kürzlich durchgeführte Axios-Umfrage ergab, dass 67 Prozent der jungen Menschen in den USA den Begriff „Sozialismus“ positiv oder neutral sehen, verglichen mit nur 40 Prozent für „Kapitalismus“.

Der Widerstand breiter Bevölkerungsschichten, einschließlich der Arbeiter und Jugendlichen, gegen die soziale Ungleichheit und die Diktatur der Finanzoligarchie wächst.

Die Socialist Equality Party steht dafür, dass die obszönen Vermögen der Finanzelite enteignet werden. Der Reichtum der Oligarchen ist untrennbar mit ihrer Kontrolle über die riesigen Konzerne, Banken und Investmentfonds verbunden, die jeden Aspekt des wirtschaftlichen und politischen Lebens beherrschen. Diese Einrichtungen müssen in öffentliche Versorgungsbetriebe umgewandelt werden. Sie müssen von der Arbeiterklasse demokratisch kontrolliert und so umgestaltet werden, dass sie den Bedürfnissen der Menschen und nicht dem privaten Profit dienen.

Ein solcher Wandel lässt sich nicht durch Appelle an eine der Parteien der Wall Street erreichen. Sie erfordert den Aufbau einer Massenbewegung der Arbeiterklasse, die in Aktionskomitees organisiert und international durch die Internationale Arbeiterallianz der Aktionskomitees (IWA-RFC) vereint ist. Der Kampf gegen Ungleichheit und Diktatur ist im Kern ein Kampf gegen den Kapitalismus. Um Ausbeutung, Armut und Krieg zu beenden, muss die Arbeiterklasse die Macht übernehmen und das Wirtschaftsleben auf sozialistischer Grundlage neu aufbauen.

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