(Genauer: Über die Smytschka und über verlogene Gerüchte)
In den letzten Monaten haben mich Genossen der Partei immer wieder gefragt, worin die Besonderheit meiner Auffassungen über die Bauernschaft besteht und worin sich diese Auffassungen von denen des Genossen Lenin unterscheiden. Andere Genossen stellten diese Frage genauer und konkreter: Stimmt es, fragten sie, dass ich die Bauernschaft, ihre Rolle in unserer wirtschaftlichen Entwicklung, unterschätze und folglich der ökonomischen und politischen Smytschka zwischen Proletariat und Bauernschaft nicht die ihr zustehende Bedeutung einräume? Solche Fragen sind mir mündlich wie schriftlich gestellt worden.
»Woher nehmt Ihr denn das?« fragte ich mit größtem Erstaunen, »auf welche Tatsachen stützt Ihr diese Behauptung?« – »Das ist es ja gerade«, antworteten sie mir dann, »wir verfügen nicht über Tatsachen, aber es zirkulieren Gerüchte.«
Anfangs legte ich solchen Gesprächen keine große Bedeutung bei. Aber als ich abermals einen Brief zu diesem Thema erhielt, gab mir das zu denken. Woher stammen diese Gerüchte? Und ganz zufällig erinnerte ich mich daran, dass derartige Gerüchte vor vier oder fünf Jahren auf dem Land recht weit verbreitet waren. Damals sagte man es einfacher: Lenin ist für die Bauern, aber Trotzki ist gegen sie. Als ich mich daran erinnerte, suchte ich die schriftlichen Äußerungen zu dieser Frage heraus: meinen Artikel vom 7. Februar 1919 in der Iswestija[1] und den Artikel des Genossen Lenin in der Prawda vom 15. Februar[2]. Genosse Lenin antwortete unmittelbar auf einen Brief des Bauern G. Gulow, der »von Gerüchten erzählt« – ich führe hier die Worte des Genossen Lenin an –, »die verbreitet werden, wonach Lenin und Trotzki sich nicht vertrügen, zwischen ihnen große Meinungsverschiedenheiten bestünden und zwar gerade in Bezug auf den Mittelbauern.«[3]
In meinem Brief erklärte ich den allgemeinen Charakter unserer Bauernpolitik, die Beziehungen zu den Kulaken, den Mittelbauern und der Dorfarmut und schrieb zum Schluss:
»In dieser Angelegenheit gab es keinerlei Meinungsverschiedenheiten in der Sowjetmacht. Aber den Konterrevolutionären, um deren Sache es immer schlechter steht, bleibt nichts anderes übrig, als die werktätigen Massen mit der Behauptung zu betrügen, der Rat der Volkskommissare werde von inneren Kämpfen zerrissen.«[4]
Im Artikel des Genossen Lenin, der eine Woche nach meinem Brief erschien, lesen wir:
»Genosse Trotzki sagt in diesem Brief, dass die Gerüchte über Meinungsverschiedenheiten zwischen mir und ihm (in der Frage der Bauernschaft) ganz ungeheuerliche und gewissenlose Lügen seien, die von den Gutsbesitzern und Kapitalisten bzw. ihren freiwilligen und unfreiwilligen Helfern ausgestreut werden. Ich meinerseits bestätige voll und ganz die Erklärung des Genossen Trotzki.«[5]
Gerüchte sind aber, wie wir sehen, zählebig. Es gibt ein französisches Sprichwort: »Verleumdet nur fleißig, etwas bleibt immer hängen.« Jetzt nutzen derartige Gerüchte natürlich nicht mehr den Gutsbesitzern und Kapitalisten, denn die sind in den fünf Jahren nach 1919 sehr viel weniger geworden. Aber dafür sind der NEP-Mann und im Dorf der Händler und der Kulak aufgetaucht. Zweifellos sind sie außerordentlich daran interessiert, Verwirrung und Unruhe in Bezug auf das Verhältnis der Kommunistischen Partei zur Bauernschaft zu verbreiten. Gerade der Kulak, der Aufkäufer, der neue Händler, der städtische Zwischenhändler, die alle die Smytschka mit dem Bauern, der Getreide produziert und Industriewaren kauft, auf dem Markt suchen, bemühen sich, die Organe des Sowjetstaats aus dieser Smytschka zu verdrängen. Gerade auf dieser Linie entwickelt sich gegenwärtig der Hauptkampf. Die Politik dient auch hier ökonomischen Interessen. Der private Zwischenhändler, der eine Verbindung zum Bauern sucht und sich darum bemüht, sein Vertrauen zu gewinnen, greift, wie man sich denken kann, sehr gern die alten Lügen der Gutsbesitzer auf und setzt sie wieder in Umlauf – nur behutsamer und vorsichtiger, da die Sowjetmacht seither stärker geworden ist.
Eine klare, einfache und zugleich erschöpfende Darstellung der ökonomischen Wechselbeziehungen zwischen Proletariat und Bauernschaft oder der staatlichen Industrie und der Landwirtschaft findet sich in dem bekannten Artikel des Genossen Lenin »Lieber weniger, aber besser«. Auf ihn zu verweisen oder aus ihm zu zitieren ist nicht nötig. Ohnehin erinnert sich jeder daran. Der grundlegende Gedanke dieses Artikels besteht in folgendem: In den kommenden Jahren müssen wir den Sowjetstaat, der als Arbeiterstaat erhalten werden soll, in umfassender Weise an die Bedürfnisse, Forderungen und Kräfte der Bauernschaft anpassen; wir müssen die sowjetische Industrie, die staatliche, d. h. sozialistische Industrie bleiben soll, in umfassender Weise einerseits dem bäuerlichen Markt und andererseits der Steuerkraft der Bauern anpassen. Nur auf diese Weise werden wir bei uns, im Sowjetstaat, das Gleichgewicht nicht stören – solange nicht die Revolution das Gleichgewicht in den Ländern des Kapitalismus stört. Nicht die ständige Wiederholung des Wortes »Smytschka« (obgleich es an sich ein gutes Wort ist), sondern allein die tatsächliche Anpassung der Industrie an die landwirtschaftliche Grundlage kann die zentrale Frage unserer Ökonomie und Politik wirklich lösen.
Hier kommen wir zu dem Problem der Schere. Die Anpassung der Industrie an den bäuerlichen Markt stellt uns vorrangig die Aufgabe einer umfassenden Senkung der Selbstkosten der Industrieprodukte. Die Selbstkosten hängen jedoch nicht nur von der Arbeitsorganisation im jeweiligen Betrieb ab, sondern auch von der gesamten Organisation der staatlichen Industrie, des staatlichen Transportwesens, der staatlichen Finanzen und des staatlichen Handelsapparats. Wenn es bei uns zwischen den verschiedenen Teilen der Industrie ein Missverhältnis gibt, eine Disproportion, so bedeutet das, dass der Staat über zu viel totes Kapital verfügt, das auf die gesamte Industrie drückt und den Preis für jeden Arschin Stoff, für jede Schachtel Streichhölzer in die Höhe treibt. Wenn ein Fass aus Dauben unterschiedlicher Länge besteht, kann man Wasser nur bis zum Ende der kürzesten Daube einfüllen: Danach fließt das Wasser aus, wie viel man auch immer hineingießt. So ist es auch bei der staatlichen Wirtschaft. Wenn deren Elemente (Kohle, Metall, Maschinen, Baumwolle, Textilien usw.) nicht untereinander und mit dem Transport- und Kreditwesen koordiniert werden, dann werden die Produktionskosten auch die Aufwendungen für die am stärksten aufgeblähten Industriezweige umfassen und das Endergebnis durch die am wenigsten entwickelten Branchen bestimmt. Die gegenwärtige Absatzkrise ist für uns eine solche ernste Warnung seitens des bäuerlichen Marktes: Über die Smytschka soll man nicht schwatzen, sondern sie verwirklichen!
Im Kapitalismus ist die Krise das natürliche und letzten Endes einzige Mittel zur Regulierung der Wirtschaft, d. h. zur Koordination der verschiedenen Industriezweige untereinander und der Gesamtproduktion mit der Aufnahmefähigkeit des Marktes. Aber in unserer sowjetischen Wirtschaft – einer Übergangswirtschaft zwischen Kapitalismus und Sozialismus – können Handels- und Industriekrisen niemals als ein normales oder gar unvermeidliches Mittel einer gegenseitigen Anpassung der Bestandteile der Volkswirtschaft anerkannt werden. Eine Krise raubt, vernichtet oder zersplittert einen bestimmten Teil des staatlichen Vermögens und ein Teil dieses Teils fällt in die Hände des Zwischenhändlers, des Aufkäufers, überhaupt des privaten Kapitals. Da wir als Erbe der Vergangenheit eine äußerst zerrüttete industrielle Wirtschaft haben, deren Teile zudem in der Vorkriegszeit in ganz anderen Proportionen zueinander standen, als das heute nötig ist, ist die Organisation der Wirtschaft, die Koordination der einzelnen Industriezweige mit dem Ziel einer möglichst genauen Abstimmung der gesamten Industrie mit der Landwirtschaft über den Markt eine extrem schwierige Aufgabe. Würden wir uns entschließen, die erforderlichen Veränderungen nur unter dem Druck schrecklicher Erschütterungen vom Typus der Krisen vorzunehmen, so hieße das, dem privaten Kapital, das sich ohnehin schon zwischen uns und das Dorf, d. h. den Bauern und den Kustar-Handwerker schiebt, von vornherein jeden Vorteil zu geben.[6]
Das private Handelskapital erzielt gegenwärtig große Gewinne. Es beschränkt sich immer weniger auf einzelne Vermittlungsoperationen. Es versucht, den Kustar-Produzenten zu organisieren oder vom Staat industrielle Betriebe zu pachten. Mit anderen Worten: Es macht noch einmal die Geschichte der ursprünglichen Akkumulation durch, zuerst auf dem Gebiet des Warenumsatzes, dann auf dem der Industrie. Es ist ganz offensichtlich, dass alle unsere Misserfolge und alle unsere Verluste ein Gewinn für das private Kapital sind, erstens, weil wir dadurch geschwächt werden, zweitens, weil ein bedeutender Teil dessen, was wir verlieren, ständig in die Hände des neuen Kapitalisten fließt.
Welche Waffe haben wir unter diesen Umständen, um das private Kapital erfolgreich zu bekämpfen? Gibt es überhaupt eine? Ja. Das bewusste, berechnende, planmäßige Herangehen an den Markt und überhaupt an die Aufgaben der Wirtschaft. In den Händen des Arbeiterstaats befinden sich die wichtigsten Produktivkräfte der Industrie sowie die Transport- und die Kreditmittel. Wir brauchen nicht zu warten, bis eine partielle oder allgemeine Krise die Disproportion zwischen den verschiedenen Elementen unserer Wirtschaft indiziert. Wir brauchen nicht blindzuspielen, denn die wichtigsten Karten des Markt-Spiels sind in unserer Hand. Wir können – und das müssen wir lernen! – alle wesentlichen Elemente der Wirtschaft immer besser berechnen, ihre künftigen Wechselbeziehungen im Produktionsprozess und auf dem Markt vorhersehen und unsere Berechnungen und Prognosen dazu nutzen, alle Wirtschaftszweige miteinander in Einklang zu bringen, indem wir sie quantitativ und qualitativ miteinander verknüpfen und die erforderliche Abstimmung zwischen der gesamten Industrie und der Landwirtschaft vornehmen. Das ist die Arbeit, die für die Smytschka geleistet werden muss.
Kulturelle Patenschaften für das Dorf sind eine ausgezeichnete Sache. Aber die Basis der Smytschka bleiben dennoch billige Pflüge und Nägel, billige Stoffe und Streichhölzer. Und der Weg zur Verbilligung der Industrieprodukte führt über eine richtige (d. h. kalkulierte, systematische, planmäßige) Organisation der Industrie in Übereinstimmung mit der Entwicklung der Landwirtschaft.
Wer sagt: »Es handelt sich doch um die Smytschka und nicht um den Plan für die Industrie«, der versteht den Kern der Sache nicht, denn der Weg zur Smytschka führt über eine richtige Koordination der Industrie, über ihre planmäßige Leitung. Einen anderen Weg gibt es nicht und kann es nicht geben.
Eine richtige Organisation der Arbeit unserer Staatlichen Plankommission ist ein direkter Zugang zu einer besseren und erfolgreicheren Lösung der Probleme der Smytschka – und zwar nicht durch die Abschaffung des Marktes, sondern auf seiner Grundlage.[7]
Der Bauer versteht das heute noch nicht. Aber wir müssen es begreifen, jeder Kommunist, jeder fortschrittliche Arbeiter muss es erkennen. Der Bauer wird die Arbeit von Gosplan früher oder später in seiner eigenen Wirtschaft spüren. Natürlich ist die Aufgabe sehr schwer und außerordentlich kompliziert. Sie kann nicht mit einem Federstrich gelöst werden. Man braucht dazu ein langfristig ausgearbeitetes System von Maßnahmen, die immer präziser und bestimmter werden. Aus der Schule der gegenwärtigen Krise müssen wir vernünftiger hervorgehen.
Selbstverständlich ist die Hebung der Landwirtschaft nicht weniger wichtig. Dieser Prozess vollzieht sich jedoch sehr viel spontaner, ist folglich sehr viel weniger von unserer staatlichen Aktivität abhängig als die Wiederherstellung der Industrie. Der Arbeiterstaat muss dem Bauern sowohl mit landwirtschaftlichem Kredit (soweit die Mittel reichen!) als auch mit agronomischen Maßnahmen zu Hilfe kommen, um die Ausfuhr von Produkten der Landwirtschaft (Weizen, Fleisch, Butter usw.) auf den Weltmarkt zu erleichtern. Die Förderung der Landwirtschaft wird jedoch vor allem durch die Industrie erfolgen, wenn nicht direkt, dann indirekt. Man muss dem Dorf erschwingliche landwirtschaftliche Geräte und Maschinen zur Verfügung stellen. Man muss ihm Kunstdünger geben. Man muss ihm billige Gebrauchsgegenstände für den bäuerlichen Alltag geben. Um den landwirtschaftlichen Kredit zu organisieren und zu entwickeln, benötigt der Staat erhebliche Umlaufmittel. Somit muss die staatliche Industrie rentabel werden, was wiederum ohne eine richtige Koordination ihrer Bestandteile unmöglich ist. Das ist der Weg einer tatsächlichen, nicht einer verbalen, nur zur Schau gestellten, sondern einer realen Unterstützung der Smytschka zwischen Arbeiterklasse und Bauernschaft.
Um diese Smytschka politisch zu unterstützen und um insbesondere dem verlogenen Gerede und den Gerüchten entgegenzutreten, die auf dem Markt in Umlauf gebracht werden, brauchen wir eine wirkliche Bauernzeitung. Was heißt eine »wirkliche«? Eine Zeitung, die zum Bauern gelangt, die ihm verständlich ist und die ihn der Arbeiterklasse näherbringt. Eine Zeitung mit einer Auflage von 50.000 bis 100.000 Exemplaren wäre vielleicht eine Zeitung, die wohlwollend über die Bauernschaft schriebe, aber keinesfalls eine Bauernzeitung, denn sie wird nicht bis zum Bauern kommen, sondern irgendwo unterwegs in unseren unzähligen Apparaten hängenbleiben. Wir brauchen eine wöchentlich erscheinende Bauernzeitung (eine Tageszeitung wäre zu teuer und mit unseren Vertriebsmitteln kaum zu realisieren) mit einer Auflage von etwa 2 Millionen Exemplaren im ersten Jahr. Eine solche Zeitung sollte den Bauern nicht »belehren« und ihn nicht »aufrufen«, sondern ihm nur davon erzählen, was in der Sowjetunion und jenseits ihrer Grenzen vorgeht, besonders auf den Lebensgebieten, die den Bauern und seine Wirtschaft direkt angehen. Der neue, nachrevolutionäre Bauer wird sehr rasch am Lesen Gefallen finden, wenn wir es nur verstehen, eine Zeitung herauszugeben, die ihm passt. Ihre Auflage wird von Monat zu Monat steigen und vielleicht schon bald eine wöchentliche Verbindung zwischen dem Sowjetstaat und den vielen Millionen Bauern sichern. Aber auch diese Zeitung führt uns wieder zur Industrie. Die Technik der Zeitung muss auf der Höhe sein. Die Bauernzeitung muss nicht nur in redaktioneller, sondern auch in typographischer Hinsicht musterhaft sein, denn es wäre eine Schande, den Bauern jede Woche Zeugnisse unserer städtischen Schlamperei zu schicken.[8]
Das ist alles, was ich heute auf die Fragen antworten kann, die mir in Bezug auf die Bauernschaft gestellt worden sind. Wenn diese Erklärungen die Genossen nicht zufriedenstellen, die sich an mich gewandt haben, bin ich bereit, weitere, konkretere Erläuterungen mit genauen Daten zu geben, die aus der gesamten Erfahrung unserer sechsjährigen Arbeit resultieren. Denn es handelt sich um eine Frage von erstrangiger Bedeutung.
Prawda, 6. Dezember 1923
Vgl. Pismo k krestjanam-serednjakam (»Brief an die Mittelbauern»), in: Iswestija, 6. (nicht: 7.) 2.1919. (Dieser Text erschien auch als Broschüre und wurde in verschiedene Sammelbände aufgenommen, z. B. in Trotzkis gesammelte Militärschriften; engl. in: Military Writings, Bd. 3, S. 314–318.) (Anm. Rasch und Röhring).
Vgl. »Antwort auf die Anfrage eines Bauern«, LW 36, S. 490–493. Lenin antwortet hier auf einen am 2.2.1919 in der Iswestija veröffentlichten Brief eines Rotarmisten bäuerlicher Herkunft, G. Gulow. (Von den Mühen, diese Erklärung Lenins mit dem Stereotyp des Antitrotzkismus [»Unterschätzung der Bauernschaft«] in Einklang zu bringen, das in der 1923 einsetzenden [die hier von Lenin erwähnten Gerüchte systematisch verdichtenden] Kampagne gegen Trotzki entwickelt wurde, zeugt ein umfangreicher Kommentar der Herausgeber der Lenin-Werke [Bd. 36, S. 700 f.), in dem versucht wird, Lenins explizite Erklärung, in dieser Frage habe er keine Meinungsverschiedenheit mit Trotzki, zu relativieren.) (Anm. Rasch und Röhring).
Ebd., S. 490. (Anm. Rasch und Röhring).
Pismo... , S. 317. (Anm. Rasch und Röhring).
»Antwort...«, S. 490 (Hervorhebung von Trotzki). (Anm. Rasch und Röhring).
Es versteht sich von selbst, dass uns bis zur endgültigen Errichtung einer harmonischen sozialistischen Wirtschaft noch zahlreiche Krisen bevorstehen. Die schöpferische Aufgabe besteht darin, ihre Zahl auf ein Minimum zu reduzieren und den Schaden jeder Krise möglichst zu begrenzen. (L. T.)
Um unnötiges Gerede zu vermeiden, hebe ich hervor, dass es gerade um den richtigen Zugang geht, wobei es sich von selbst versteht, dass sich die Frage keineswegs mit der Existenz von Gosplan erschöpft. Es gibt Dutzende von Faktoren und Bedingungen, von denen die Entwicklung der Industrie und der Gesamtwirtschaft abhängt. Aber eine richtige Berechnung dieser Faktoren und Bedingungen sowie eine entsprechende Orientierung unserer gesamten Tätigkeit sind nur auf der Basis eines starken, kompetenten, kontinuierlich arbeitenden Gosplan zu verwirklichen. (L. T.)
Eine für die Landbevölkerung bestimmte Massenzeitung gab das ZK der KPR, einem Beschluss des 12. Parteitags vom April 1923 folgend, mit der Krestjanskaja Gaseta (»Bauernzeitung») heraus, deren erste Nummer am 25.11.1923 erschien. Die in Sprache, Aufmachung und Preis den Möglichkeiten und Interessen der ländlichen Leser angepasste Zeitung, die bis 1925 wöchentlich, danach häufiger erschien, hatte in den ersten Monaten ihres Erscheinens eine Auflage von 125.000 Exemplaren. (1926 lag die Auflage bei 1 Million, im Februar 1939, als die Zeitung eingestellt wurde, bei rund 3 Millionen.) Die Krestgaseta erschien mit einer Reihe von Beilagen bzw. Sonderausgaben, die sich an einen speziellen Leserkreis (Jugendliche, gerade erst alphabetisierte Bauern u. a.) wendeten. (Anm. Rasch und Röhring).