60 Jahre nach dem Militärputsch von 1964: Baut die brasilianische Sektion des IKVI auf!

Am 31. März jährte sich zum 60. Mal der vom US-Imperialismus unterstützte Militärputsch von 1964, der den Beginn von 21 Jahren blutiger Diktatur in Brasilien einleitete. Der 60. Jahrestag der berüchtigten Machtergreifung durch das Militär unter der Führung von Marschall Castello Branco findet unter politischen Bedingungen statt, die seit der Errichtung eines zivilen Regimes in dem Land vor vier Jahrzehnten beispiellos sind.

Panzer besetzen das Zentrum von Rio de Janeiro, 2. April 1964 [Photo: Arquivo Nacional]

Am 8. Januar 2023 gipfelten die Putschpläne des ehemaligen Präsidenten Jair Bolsonaro und einer Fraktion des Militärkommandos in einem faschistischen Angriff auf das Machtzentrum in Brasilia. Die tiefe Verstrickung der Streitkräfte in diesen Putschversuch wird täglich mehr und mehr aufgedeckt.

Nur zwei Wochen vor dem Jahrestag des Putsches von 1964 berichteten die Medien über die eidesstattliche Aussage des ehemaligen Kommandanten der Luftwaffe, General Carlos Baptista Júnior, vor der Bundespolizei. Er gab zu, dass die Führung der Streitkräfte nach der Wahlniederlage Bolsonaros an mehreren Treffen mit ihm teilgenommen und offen über Pläne gesprochen hat, die gewählte Regierung am Amtsantritt zu hindern und ein diktatorisches Regime in Brasilien zu errichten.

Unter diesen folgenschweren politischen Bedingungen setzte die Regierung der Arbeiterpartei (PT) von Luiz Inácio Lula da Silva alles daran, die historische und politische Bedeutung des Putsches von 1964 zu leugnen und die Erinnerung an die Opfer der Militärdiktatur zu verdrängen. Lulas unverhohlenes Ziel ist es, das Image der Streitkräfte sowohl von dem blutigen diktatorischen Regime – das von 1964 bis Mitte der 1980er Jahre andauerte – als auch von den gegenwärtigen Putschverschwörungen zu reinigen, die unabhängig vom persönlichen Schicksal Bolsonaros weitergehen.

Vor zehn Jahren erinnerte die damalige brasilianische Präsidentin Dilma Rousseff, ebenfalls PT-Mitglied, in einer Rede im nationalen Fernsehen an den Putsch und forderte eine Entschuldigung bei den Opfern im Namen des brasilianischen Staates. Es war der Höhepunkt der „Pink Tide“ in Lateinamerika – der Herrschaft sogenannter „fortschrittlicher“ bürgerlicher Regierungen, die von Parteien geführt wurden, die mit der politischen Opposition gegen die Diktaturen der 1960er bis 1980er Jahre in der Region verbunden waren.

In diesem Jahr hingegen konzentrierten sich die Schlagzeilen im Zusammenhang mit dem historischen Jahrestag vor allem auf die Anordnungen Lulas, die jede offizielle Erwähnung der Ereignisse vor 60 Jahren untersagten.

In einem Interview mit dem Journalisten Kennedy Alencar am 27. Februar erklärte der brasilianische Präsident, dass der Putsch „Teil der Geschichte“ sei. Die jetzigen Generäle, so erklärte er, seien 1964 „noch nicht einmal geboren“. Für Lula gibt es nichts mehr zu diskutieren, denn „das Volk hat bereits das Recht gewonnen, dieses Land zu demokratisieren“ und muss „wissen, wie man die Geschichte vorantreibt, [anstatt] immer wieder darauf zurückzukommen, immer wieder darauf zurückzukommen“.

Wenige Tage später gab die PT-Regierung bekannt, dass sie die Feierlichkeiten zum Gedenken an den Putsch abgesagt und den Plan des ehemaligen Justizministers Flávio Dino, ein Museum für „Erinnerung und Demokratie“ zu gründen, verworfen habe.

Lulas Äußerungen sind im Lichte der jüngsten Ereignisse bemerkenswert. Die Nervosität der bürgerlichen PT-Regierung in dieser Frage steht in direktem Zusammenhang mit der erneut wachsenden Bedeutung der Lehren aus dem Putsch von 1964 für die brasilianische und internationale Arbeiterklasse.

Dass in der offiziellen brasilianischen Politik das Militär wieder hervortritt – an der Seite von politischen Kräften, die mit dem Regime von 1964 in Verbindung gebracht werden –, entlarvt das reaktionäre Versprechen der PT-Gründer, dass es mit dem Sturz der Militärjunta 1985 möglich geworden sei, in Brasilien eine stabile Demokratie und einen Sozialstaat zu errichten, ohne den Kapitalismus und den bürgerlichen Staat zu zerschlagen.

Derselbe grundlegende politische Prozess entwickelt sich in ganz Lateinamerika. In den Ländern, in denen die demoralisierten Parteien der „Pink Tide“ in den letzten Jahren an die Macht zurückgekehrt sind, haben sie die schärfsten kapitalistischen Angriffe durchgeführt und faschistischen Kräften den Weg für den Aufstieg an die politische Macht geebnet.

Dies war bekanntlich in Peru der Fall, wo die Angriffe Präsident Pedro Castillos auf die Arbeiterklasse seinem Sturz und der Errichtung des Polizeistaatsregimes von Dina Boluarte den Weg bereiteten, und in Argentinien, wo der Aufstand gegen die Sparpolitik der peronistischen Regierung zur Wahl des Faschisten Javier Milei führte.

In Chile hat die rasche Demoralisierung der Koalition des Pseudolinken Gabriel Boric und den Stalinisten, die aufgrund von Reformversprechen gewählt wurde, mit denen sie die Explosion der massenhaften Opposition gegen die soziale Ungleichheit besänftigen wollte, hat beim jüngsten Verfassungsreferendum nur die faschistische Republikanische Partei und die Anhänger des Diktators Augusto Pinochet gestärkt.

Die Lula-Regierung hatte die Vereinigung der bankrotten Parteien des bürgerlichen Establishments gegen Bolsonaro zu ihrem wichtigsten Wahlversprechen erhoben und diesen als politischen Betriebsunfall in einem ansonsten gesunden demokratischen Regime dargestellt. Sie ist nicht in der Lage zu erklären, wie es sein kann, dass sich Brasilien einer erneuten diktatorischen Bedrohung gegenübersieht.

Der brasilianische Militärputsch vom 31. März 1964

Der Sturz von Präsident João Goulart von der brasilianischen Arbeiterpartei (PTB) war der Höhepunkt einer lang anhaltenden Krise der Vierten Republik, die in den tiefen Widersprüchen des brasilianischen Kapitalismus der Nachkriegszeit begründet lag.

João Goulart (links) und Leonel Brizola [Photo: Arquivo Nacional]

Zwei Jahre nach Beginn seiner turbulenten Amtszeit hatte Goulart, der sich als nationalistischer Reformer des Kapitalismus präsentierte, zaghafte Kontrollen für die Überweisung von Gewinnen multinationaler Unternehmen ins Ausland eingeführt und eine Reihe sogenannter „grundlegender Reformen“ versprochen, zu denen eine Agrarreform und ein Programm für eine „Stadtreform“ gehörten, um den Massen Zugang zu Wohnraum zu ermöglichen. Goulart verfolgte darüber hinaus eine „blockfreie“ Außenpolitik, lehnte die US-Sanktionen gegen Kuba ab und versprach, die Kommunistische Partei Brasiliens zu legalisieren.

Der Staatsstreich von 1964 festigte die faschistische Militärdiktatur in Brasilien nach einer Reihe von autoritären Eingriffen des Militärs in die Politik des Landes. Das Präsidialregime der Nachkriegszeit war 1945 durch einen Militärputsch errichtet worden, der den diktatorischen Estado Novo von Getúlio Vargas ablöste und den antikommunistischen General Eurico Gaspar Dutra zum Präsidenten wählte.

1955 versuchten die Militärs, die Amtseinführung der Regierung Juscelino Kubitschek zu verhindern, als Goulart in der durch den Selbstmord von Vargas ausgelösten Krise zum ersten Mal zum Vizepräsidenten gewählt wurde. 1961 fand nach dem Rücktritt von Präsident Jânio Quadros ein zweiter Militärputschversuch statt. Goulart, der erneut zum Vizepräsidenten gewählt wurde, befand sich auf einer diplomatischen Mission in China und wurde erst vereidigt, nachdem er ein semipräsidentielles System akzeptiert hatte, das ihn seiner Befugnisse beraubte. Bei seiner Rückkehr nach Brasilien versuchten Militäraufständische, Goularts Flugzeug abzuschießen, als es in den nationalen Luftraum eindrang.

1962 wurden die vollen Befugnisse des Präsidenten durch eine Volksabstimmung wiederhergestellt, was die Putschversuche wieder aufleben ließ. Die von Goulart angeführten Nationalisten ebneten den Weg für den bevorstehenden Militärputsch, indem sie Illusionen in den Rückhalt der Militärs für die Regierung und in die „demokratische Doktrin“ der Außenpolitik des US-Imperialismus schürten. Nichts hätte weiter von der Wahrheit entfernt sein können.

Entschlossen, andere lateinamerikanische Länder daran zu hindern, dem Weg des radikalen kleinbürgerlich-nationalistischen Regimes Fidel Castros in Kuba zu folgen, das auf eine US-Blockade mit einer Annäherung an die UdSSR reagierte, hatte Washington mindestens seit 1961 unter der Kennedy-Regierung systematisch eine politische Intervention in Brasilien geplant.

Im Jahr 1964 begann die Regierung von Lyndon Johnson mit der „Operation Brother Sam“, indem sie eine Marineangriffsgruppe an die brasilianische Küste schickte und militärische Vorräte sammelte, um die Putschisten in Brasilien zu unterstützen, die in Abstimmung mit der CIA in der Nacht zum 31. März Rio de Janeiro und andere Großstädte einnahmen. Der US-Militärapparat war in Erwartung eines „Blutbads“ und eines „Bürgerkriegs“ mobilisiert worden, den Lincoln Gordon, der US-Botschafter im Land, vorausgesagt hatte.

Präsident João Goulart glaubte, über die Loyalität von genügend Generälen zu verfügen, um Widerstand zu leisten, und wurde von einer kleinen Gruppe von Offizieren in seinen Heimatstaat Rio Grande do Sul und dann nach Uruguay evakuiert, wo er 1976 vom brasilianischen Geheimdienst ermordet wurde. Zwei von 20 Gouverneuren, die mit Goulart verbündet waren, versuchten, Widerstand in der Polizei zu organisieren, wurden aber ebenfalls ins Exil getrieben.

Begrüßt wurde der Staatsstreich von der Presse und der politischen Opposition gegen Goulart, die in den folgenden Jahren ebenfalls gesäubert werden sollte. Das Regime, das unter der Führung von Marschall Castelo Branco – einem Veteranen der brasilianischen Intervention im Zweiten Weltkrieg – errichtet wurde, versprach für das folgende Jahr Wahlen. Doch stattdessen unterdrückte es die demokratischen Freiheiten schrittweise, bis sie mit dem berüchtigten Institutionengesetz Nr. 5 (AI-5) im Mai 1968 vollständig abgeschafft wurden.

In den folgenden Jahrzehnten verfolgte, folterte und ermordete das von der CIA unterstützte Terrorregime zahllose kämpferische Arbeiter, Bauernführer und radikalisierte Jugendliche. Das brasilianische diktatorische Regime legte auch den Grundstein für die US-Intervention in ganz Lateinamerika, indem es Militärputsche organisierte und sein System der Unterdrückung und Folter nach Bolivien, Chile, Uruguay, Argentinien und Peru exportierte.

Weder unvorhergesehen noch unvermeidlich

In seinem politischen Kern stellte der Militärputsch von 1964 in Brasilien eine negative Bestätigung von Leo Trotzkis Theorie der Permanenten Revolution dar. Trotzki stellte fest, dass die Bourgeoisie rückständiger kapitalistischer Länder unfähig ist, in der Epoche des Imperialismus eine fortschrittliche historische Rolle zu spielen.

Die nationale Bourgeoisie, die bei ihrem Erscheinen auf der politischen Bühne bereits mit der sozialen Opposition der Arbeiterklasse konfrontiert ist, kann der landbesitzenden Aristokratie und dem Imperialismus nicht konsequent entgegentreten, sondern stützt sich unmittelbar auf deren konterrevolutionäre Dienste. Die Lösung unvollendeter demokratischer Aufgaben, wie die von Goulart versprochene Agrarreform, erfordert die Umsetzung sozialistischer Maßnahmen und die politische Machtübernahme der Arbeiterklasse.

Dieses Programm, das Trotzki 60 Jahre vor dem Staatsstreich von 1964 aufgestellt hatte, war im Verlauf der erfolgreichen russischen Revolution von 1917 entscheidend bestätigt worden. Seine Gesetzmäßigkeit wurde durch die katastrophalen Niederlagen, die die stalinistische Bürokratie in den folgenden Jahrzehnten auf der Grundlage der menschewistischen „Zweistufentheorie“ der Revolution verantwortete, auch im Negativen bestätigt.

Die bescheidenen sozialen und politischen Reformen, die die brasilianische Bourgeoisie zwischen 1945 und 1964 vollzog, waren das Ergebnis einer Reihe von besonderen Bedingungen, die durch die Stabilisierung des Weltkapitalismus der Nachkriegszeit entstanden. Auf der Grundlage des immer noch vorhandenen Potenzials der kapitalistischen Wirtschaft der USA und vor allem der verbrecherischen Entwaffnung der revolutionären Aufstände der Arbeiterklasse durch die stalinistischen Bürokratien – insbesondere in Europa – konnte die imperialistische Bourgeoisie ihre politische Vorherrschaft wiederherstellen.

Der Zustrom ausländischer Investitionen und die Ausnutzung diplomatischer Beziehungen zur UdSSR für Deals mit dem Imperialismus erlaubten es der brasilianischen Bourgeoisie für eine kurze Zeit, sich Illusionen über eine unabhängige wirtschaftliche Entwicklung des Landes zu machen.

Diese naturgemäß vorübergehenden Bedingungen änderten nichts an den grundlegenden Widersprüchen des imperialistischen Kapitalismus, die bei der Gründung der Vierten Internationale diagnostiziert wurden und eine neue Welle der Weltrevolution heraufbeschworen.

In Brasilien fand in den Nachkriegsjahren eine enorme Expansion der industriellen Arbeiterklasse statt. Sie geriet zunehmend in Konflikt mit dem kapitalistischen System und dem korporatistischen Gewerkschaftsapparat, den Vargas’ Estado Novo hinterlassen hatte.

Die entscheidende politische Aufgabe bestand darin, eine revolutionäre trotzkistische Partei aufzubauen, die für die politische Unabhängigkeit der brasilianischen Arbeiterklasse von der Bourgeoisie und ihren Agenten kämpfen und sie auf die Übernahme der politischen Macht vorbereiten würde. Dies erforderte in erster Linie einen kompromisslosen Kampf gegen den politischen Einfluss des Stalinismus, vertreten durch die Brasilianische Kommunistische Partei (PCB).

Der Stalinismus entwaffnet die brasilianische Arbeiterklasse

Inmitten der politischen Unruhen in der brasilianischen Bevölkerung am Ende des Zweiten Weltkriegs arbeitete die PCB, die noch immer illegal war und deren Führer inhaftiert waren, systematisch daran, die massive Opposition gegen die Vargas-Diktatur daran zu hindern, die Integrität des bürgerlichen Staates zu gefährden.

Der historische Führer der Partei, Luís Carlos Prestes, verkündete 1944 in einem bezeichnenden Interview den politischen Rahmen, der das konterrevolutionäre Handeln der PCB in den folgenden Jahrzehnten bestimmen sollte:

Nach der schrecklichen und langen Nacht des Faschismus und nach so vielen Jahren des Krieges, des Schmerzes und des Elends wollen die Völker Frieden, und für das fortschrittlichste und bewussteste Proletariat – für die Kommunisten in einem Wort – ist das, was nötig ist, die endgültige Konsolidierung der demokratischen Errungenschaften unter einem republikanischen, fortschrittlichen und volksnahen Regime.

Eine solche Republik, wenn sie ohne größere Auseinandersetzungen und Kämpfe im Rahmen von Ordnung und Gesetz errichtet werden soll, kann keinesfalls eine Sowjetrepublik sein, also eine sozialistische, sondern eine kapitalistische, die aus dem gemeinsamen Handeln aller sozialen, demokratischen und fortschrittlichen Klassen hervorgeht, vom Proletariat bis zur großen nationalen Bourgeoisie, mit der einzigen Ausnahme ihrer reaktionärsten Elemente, die zahlenmäßig unbedeutend sind.

Ihre Perspektive erläuternd, die auf der stalinistischen Doktrin der „friedlichen Koexistenz“ mit dem Imperialismus beruhte, schrieb die PCB ebenfalls im Jahr 1944:

Das Positive an der Nachkriegszeit sind die von Churchill, Roosevelt und Stalin in Teheran aufgestellten Grundsätze der internationalen Zusammenarbeit und Solidarität, die jedem Volk Möglichkeiten für eine friedliche Entwicklung eröffnet haben.

Im folgenden Jahr wurde die PCB für legal erklärt und ihre Führer begnadigt. Aufgrund des Ansehens, das der sowjetische Arbeiterstaat durch die militärische Niederlage des Nationalsozialismus und die Krise der brasilianischen bürgerlichen Parteien angesichts der wieder erstarkenden Arbeiterklasse erlangt hatte, verwandelte sich die PCB plötzlich in eine Massenpartei. Der kurz zuvor freigelassene Prestes wurde mit den meisten Stimmen aller Senatoren des Landes gewählt.

Doch die kriminellen Illusionen, die die Stalinisten in den fortschrittlichen Charakter der nationalen Bourgeoisie und des Imperialismus sowie in den Beginn einer neuen demokratischen Ära gesetzt hatten, wurden schnell mit der Realität konfrontiert. Die Dutra-Regierung, die sich mit Washington verbündete, verbot 1947 die PCB und brach die Beziehungen zur UdSSR ab.

Anstatt „die friedliche Entwicklung jedes Volkes“ – insbesondere in Lateinamerika – zu ermöglichen, bestätigte der Imperialismus die Vorhersage des „Manifests der Vierten Internationale zum imperialistischen Krieg und zur proletarischen Weltrevolution“ von 1940: Mit seiner monströsen Aufrüstung bereitete sich der US-Imperialismus darauf vor, die Politik der „guten Nachbarschaft“ durch die Unterwerfung der westlichen Hemisphäre mit eiserner Faust zu ersetzen.

Obwohl die PCB einen politischen Wandel vollzog und begann, den US-Imperialismus und seine lokalen Agenten anzuprangern, hielten die Stalinisten vollständig an ihrer Ausrichtung auf die nationale Bourgeoisie fest und an ihrer Entschlossenheit, die brasilianische Arbeiterklasse daran zu hindern, den Weg der sozialistischen Revolution einzuschlagen. Ihre zukünftigen Abkömmlinge, wie die Kommunistische Partei Brasiliens (PcdoB), die 1962 mit der PCB brach und sich am Maoismus und am bäuerlichen Guerillakrieg orientierte, blieben ihrer bankrotten „Zweistufen“-Doktrin ebenfalls treu.

Arbeiterdemonstration in Rio de Janeiro, 1963 [Photo: Arquivo Nacional]

Am Vorabend des Staatsstreichs von 1964 verteidigte die PCB die reaktionären Leitlinien ihrer berüchtigten Erklärung vom März 1958, die eine neue Phase der wirtschaftlichen, politischen und sozialen Entwicklung des brasilianischen Kapitalismus verkündet hatte. Dort war die Rede von „wachsenden nationalistischen, fortschrittlichen und demokratischen Kräften“ im Konflikt mit „dem amerikanischen Imperialismus und den entreguistas [Ausverkäufern], die ihn unterstützen“.

Die logische Folge dieser Politik, die zur Zerschlagung der brasilianischen Arbeiterklasse führte, war die Verherrlichung des Militärs als antiimperialistische und demokratische Kraft. Inmitten der Versuche, Goularts Amtseinführung zu verhindern, erklärte die PCB 1961, dass die „reaktionäre Putschistengruppe“ „durch die mächtige Bewegung zur Verteidigung der demokratischen Legalität in die Isolation getrieben wurde, die angesichts der faschistischen Unterdrückung... immer mehr Unterstützung von wichtigen Teilen der Streitkräfte erhält“.

Im Januar 1964, als die Armee ihren blutigen Staatsstreich vorbereitete, gab Prestes eine Erklärung ab, die die kriminelle Kapitulation der Stalinisten vor der Bourgeoisie auf den Punkt brachte:

Die Streitkräfte in Brasilien weisen ganz besondere Merkmale auf, die sich von denen anderer lateinamerikanischer Länder stark unterscheiden. Einer der spezifischen Fragen der brasilianischen Revolution ist der demokratische Charakter, die demokratische Tradition der Streitkräfte, insbesondere der Armee.

Neun Jahre später sollten Prestes’ stalinistische Kollegen in Chile ähnlich dubiose Behauptungen über die einzigartigen demokratischen Eigenschaften des chilenischen Militärs aufstellen – „das Volk in Uniform“ –, mit denselben katastrophalen Folgen.

Abtrünnige vom Trotzkismus sabotieren den Aufbau einer revolutionären Führung

Innerhalb der brasilianischen Arbeiterklasse gab es ein immenses Potenzial für den Aufbau einer trotzkistischen Partei, die in der Lage gewesen wäre, den Verrat durch die stalinistischen und bürgerlich-nationalistischen Führer zu verhindern und Arbeiter mit den Methoden der sozialistischen Revolution gegen die faschistische Reaktion zu bewaffnen.

Seit den 1920er Jahren, in den Jahren der Internationalen Linken Opposition, verfügte die trotzkistische Bewegung in Brasilien über große politische Anziehungskraft, insbesondere unter Arbeitern und Studenten in São Paulo, der am stärksten industrialisierten Region des Landes.

Doch trotz der günstigen objektiven Bedingungen wurde der Aufbau einer Sektion der Vierten Internationale in Brasilien durch das Wirken kleinbürgerlicher liquidatorischer Tendenzen systematisch untergraben, die den immensen Druck der Nachkriegsstabilisierung auf die internationale revolutionäre Avantgarde zum Ausdruck brachten.

Im Jahr 1940 brach Mario Pedrosa, der Gründungsvorsitzende der brasilianischen Linken Opposition, mit der Vierten Internationale und schloss sich der kleinbürgerlichen Opposition unter der Führung von Max Shachtman und James Burnham in der amerikanischen Socialist Workers Party (SWP) an. Pedrosa stiftete immense politische Verwirrung in Brasilien, indem er sein Ansehen als ehemaliger Führer der trotzkistischen Bewegung nutzte, um antimarxistische Auffassungen zu verbreiten, die den Stalinismus mit dem Faschismus gleichsetzten, und um verschiedene reaktionäre und pro-imperialistische Fraktionen der brasilianischen Bourgeoisie im Namen des Kampfs für „Demokratie“ zu unterstützen.

Trotz Pedrosas politischer Kapitulation setzte die Revolutionäre Sozialistische Partei (PSR) während der harten Jahre des Zweiten Weltkriegs den Kampf für den Aufbau einer revolutionären Führung in der brasilianischen Arbeiterklasse gestützt auf die Vierte Internationale fort. Der berühmte Schriftsteller Jorge Amado, ein PCB-Mitglied, drückte die Verzweiflung der Stalinisten über den Einfluss des Trotzkismus in dieser Zeit auf abstoßende, aber typische Weise aus:

[Die] Trotzkisten trennten das nationale Problem vom internationalen, predigten Gewalt, den Putsch, waren unwissend über den Krieg, kämpften gegen die nationale Einheit, die Parole der Partei. Sie spalteten viele ehrliche Männer und zogen sie in die „Widerstands“-Bewegungen...

Das Zentrum, das Herzstück all dieser Fäulnis, dieses elenden Komplotts gegen das brasilianische Volk, befand sich in São Paulo, wo... ein trotzkistisches Prestige geboren wurde, das das literarische und studentische Milieu beschmutzte und das Proletariat alarmierte. Die Schlacht von São Paulo war die entscheidende Schlacht für die Partei.

Der damalige Führer der trotzkistischen Bewegung in Brasilien war Hermínio Sacchetta, der in den Nachkriegsjahren demselben Druck der politischen Demoralisierung des Kleinbürgertums erliegen sollte, der zuvor Pedrosas Bruch mit dem Trotzkismus herbeigeführt hatte. In den 1950er Jahren wandte sich Sacchetta offen vom Bolschewismus ab und veranlasste die Auflösung der PSR.

Obwohl er die Gründe für seinen Bruch nie klarstellte, berichteten Sacchettas enge Vertraute, dass er von der Teilnahme am Dritten Kongress der Vierten Internationale 1951 zutiefst desillusioniert zurückgekehrt war. Michel Pablo hatte dort seine liquidatorische Linie präsentiert, die die stalinistische Bürokratie als revolutionäre Kraft rehabilitierte und predigte, die trotzkistischen Parteien in jedem Land in die „Massenbewegungen“ in ihrer jeweiligen Form aufzulösen.

Diesem Frontalangriff auf die grundlegenden Perspektiven der Vierten Internationale begegneten die Verfechter des orthodoxen Trotzkismus mit einem politischen Kampf gegen den pablistischen Revisionismus, der mit der Gründung des Internationalen Komitees der Vierten Internationale 1953 konsolidiert wurde.

Sacchetta hingegen sah, wie aus Berichten hervorgeht, Pablos Thesen als das enttäuschende, aber unvermeidliche Ergebnis der Entwicklung des Trotzkismus. Seine Kapitulation machte den Weg frei für den lateinamerikanischen Ultra-Pablisten Juan Posadas, der in der von der PSR hinterlassenen Lücke die sogenannte Trotzkistische Revolutionäre Arbeiterpartei (POR-T) gründen und sie in betrügerischer Weise als Vertreterin des Trotzkismus in Brasilien darstellen konnte.

Die POR-T wurde ab 1954 aufgebaut, indem sie einen „totalen Entrismus“ in die PCB mit dem Ziel vertrat, eine „linke“ Fraktion der stalinistischen Bürokratie zu bilden. Nach einem Jahrzehnt gaben die Pablisten diese falsche Politik auf, um 1963 eine noch entwürdigendere Form der Auflösung in die sozialdemokratische Bewegung von Leonel Brizola zu verteidigen. Posadas fasste die Kader als bloße Berater der bürgerlichen Führung auf und bezeichnete dies als „inneren Entrismus“.

Der Kampf gegen den pablistischen Revisionismus, der sich für die Herstellung der politischen Unabhängigkeit der Arbeiterklasse in Brasilien als absolute Priorität erwies, wurde durch den Verrat der SWP und der lateinamerikanischen Sektionen des Internationalen Komitees unter der Führung des Argentiniers Nahuel Moreno erheblich beeinträchtigt. Gestützt auf die pablistische Analyse, wonach die kubanische Revolution bewiesen habe, dass eine sozialistische Revolution auch ohne marxistische Partei und ohne Mobilisierung der Arbeiterklasse durchgeführt werden könne, vereinigten sie ihre Parteien 1963 mit dem Internationalen Sekretariat der Pablisten.

In seinem Bestreben, das IKVI zu liquidieren und den Trotzkismus als eigenständige politische Strömung zu zerstören, begab sich SWP-Führer Joseph Hansen zwischen 1962 und 1963 auf eine viermonatige journalistische Reise durch Südamerika. Um zu beweisen, dass sich das „kubanische Beispiel“ über den Kontinent ausbreitete und ihn zum neuen Epizentrum der Weltrevolution machte, besuchte Hansen den Nordosten Brasiliens für ein Interview mit Francisco Julião, Führer der Ligas Camponesas (Bauernbünde) und Mitglied der Brasilianischen Sozialistischen Partei (PSB).

In seinem Artikel, der am 15. Januar in The Militant veröffentlicht wurde, lobte Hansen die reaktionären, antimarxistischen Perspektiven der Bauernbünde und schrieb: „Was die Ligas anstreben, ist, die Bewegung der Camponesos [sic] auf eine politische Ebene zu heben, um diesem Teil der Bevölkerung die politische Vertretung zu geben, die ihm zusteht.“

Indem er den kleinbürgerlichen Reformisten Julião als den unbestrittenen Führer der sozialistischen Bewegung in Brasilien vorstellte, schloss er: „Wir können ihnen am besten antworten und sie in ihren Kämpfen unterstützen, indem wir unseren eigenen Kampf für den Sozialismus intensivieren. Dafür könnten wir ein paar nordamerikanische Juliãos gebrauchen.“

Die kriminelle politische Rolle, die Hansen und die SWP spielen, wird durch den Kontrast zwischen diesem kriecherischen Interview und dem Leitartikel in der vorherigen Ausgabe des Militant deutlich.

Obwohl der SWP-Führer berichtete, dass seine Ankunft in Sao Paulo mit einem „unbefristeten Generalstreik“ der Arbeiter im „am stärksten industrialisierten Gebiet Lateinamerikas“ zusammengefallen war, sprach er weder von der Notwendigkeit noch von der Fähigkeit der trotzkistischen Bewegung, um die Führung der Arbeiterbewegung zu kämpfen und sie gegen die deutlich sichtbare faschistische Gefahr zu wappnen. Die spätere Enthüllung des IKVI, dass Hansen ein verdeckter Agent des US-amerikanischen Staates innerhalb der trotzkistischen Bewegung war, erklärt die unmittelbaren Beweggründe für seine politischen Sabotageakte.

Doch Hansens Politik appellierte an spezifische Klassenstimmungen, die in breiten Schichten des Kleinbürgertums Unterstützung fanden und die pablistische Reaktion in den folgenden Jahrzehnten in die Lage versetzten, die Fähigkeit der Vierten Internationale zur Lösung der Krise der proletarischen Führung zu untergraben.

In den Jahren der brutalen Unterdrückung durch das Militärregime wurden hunderte Jugendliche und Arbeiter in Brasilien gefoltert und ermordet, weil sie für das kämpften, was in ihren Augen der echte Trotzkismus war.

Mario Pedrosa steht bei einer PT-Kundgebung hinter Lula [Photo: PT]

Die zerstörerische Rolle des Pablismus zeigte sich am deutlichsten bei der Eruption der Massenstreiks der Arbeiterklasse Ende der 1970er Jahre, die die brasilianische Diktatur zu Fall brachten. Angesichts der völligen Demoralisierung der PCB – die in der vorangegangenen Periode als Hauptinstrument zur Eindämmung proletarischer Opposition gedient hatte – zählte die brasilianische Bourgeoisie auf die konterrevolutionären Dienste der Abtrünnigen vom Trotzkismus.

Von Mário Pedrosa über das Vereinigte Sekretariat der Pablisten bis hin zu den Strömungen der Morenoisten und Lambertisten – sie alle dienten in den 1980er Jahren als politische Geburtshelfer von Lulas prokapitalistischer Arbeiterpartei, die die Stabilisierung der bürgerlichen Herrschaft in Brasilien ermöglichte.

Während die Lula-Regierung versucht, die Erinnerung an den Putsch von 1964 auszulöschen, appelliert die Sozialistische Gleichheitsgruppe in Brasilien zum 60. Jahrestag an die Arbeiterklasse und die Jugend, die lebenswichtigen Lehren aus dieser politischen Katastrophe zu ziehen. Ihr dürft nicht zulassen, dass ihr erneut verraten werdet. Die sich entwickelnde Krise des Weltkapitalismus, die zum Zusammenbruch der reaktionären bürgerlichen Ordnung in Brasilien führt, muss zum Sieg des internationalen Sozialismus führen.

Diesmal muss rechtzeitig eine echte revolutionäre Führung aufgebaut werden; das bedeutet, eine brasilianische Sektion des IKVI zu errichten!

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