Wahlkämpfer der Socialist Equality Party (SEP) konnten in den Londoner Stadtteilen Holborn und St. Pancras Unterstützung für Tom Scripps gewinnen, der Sir Keir Starmer von der Labour Party mit einem sozialistischen Programm gegen Krieg herausfordert.
Im Wahlmanifest der SEP heißt es:
Die Massenopposition gegen Israels Völkermord an den Palästinensern in Gaza muss zur Speerspitze eines politischen Kampfs gegen die übergeordneten Kriegsziele des Vereinigten Königreichs, der USA und der anderen imperialistischen Nato-Mächte werden. Die Unterstützung dieser Regierungen für den Massenmord und die ethnische Säuberung durch Israel hängt mit ihren Plänen zusammen, die Welt und die globalen Ressourcen mit militärischen Mitteln neu aufzuteilen. Im Zentrum stehen bereits weit fortgeschrittene Kriegsplanungen gegen Russland, Iran und China.
Ein Arzt der University College London Hospitals (UCLH) sagte im Gespräch mit Wahlkämpfern am Protestcamp an der SOAS University of London, das gegen den Massenmord an den Palästinensern in Gaza protestiert: „Natürlich ist es erschütternd zu sehen, was weltweit mit unseren Brüdern und Schwestern passiert. Protestcamps von Studierenden wie dieses sind sehr wichtig, da sie auf eine Situation hinweisen, die in den Medien nicht beachtet wird.
Es sieht so aus, dass die Politiker Völkermord vehement befürworten.
Sicherlich gibt es internationale Spannungen. Ich habe nicht viel darüber verfolgt, was in der Ukraine passiert. Es sind sehr ähnliche Situationen, was das Sterben von unschuldigen Menschen angeht.“
Am Dienstag, einen Tag vor der Wahlveranstaltung am Westminster Kingsway College, wo Scripps bei den Studierenden mit seinem Aufruf zum Aufbau einer sozialistischen Antikriegsbewegung großen Anklang fand, blieb M.I. Khan stehen, der aus Bangladesch kommt.
Khan erklärte: „Wir sind gegen jedes Töten und alles, was gegen die Umwelt gerichtet ist. Wir wollen, dass diese Welt für die nächsten Generationen sicher und nachhaltig ist.“
Auf die Frage nach seiner Meinung zur Labour Party und ihrem Parteichef Starmer, die den Völkermord in Gaza und den Nato-Krieg in der Ukraine unterstützen, erklärte er: „Wir [Khan und seine Freunde] finden das sehr, sehr falsch, denn wenn wir den Hungernden helfen, können wir dieses Geld in humanitäre Bereiche umverteilen und dieses Problem lösen. Ich glaube, wir brauchen eine Ein-Staaten-Lösung, bei der Christen, Juden und Muslime in Harmonie in einem Land zusammenleben. Was ist daran so schlimm?“
Mit Blick auf das Apartheid-Regime in Südafrika erklärte er: „Das Gleiche passiert in Palästina in noch stärkerer und bösartigerer Weise. Wir müssen gegen die kapitalistische herrschende Klasse kämpfen, die den Krieg gegen die Palästinenser führt und jetzt den Iran und Russland angreifen will.
Alles, was Probleme durch Diskussionen statt durch Krieg lösen kann, ist gut. In allen Ländern, egal welchen Glaubens, sind die Menschenrechte die Hauptsache. Das gilt für den Iran genauso wie für Amerika, für Gaza oder jedes andere Land.“
Auf die Frage, was er über Tom Scripps Kandidatur bei den Wahlen denkt, sagte er: „Er ist ein junger Mann, das ist beispiellos für eine Führungspersönlichkeit, die einen Kampf gegen dieses Unrecht führt. Dieser junge Mann macht einen fantastischen Job.“
Am Donnerstag stieß der Wahlstand vor dem Campus der University College London Hospitals an der Euston Road auf großes Interesse. Ein chinesischer Psychiatriestudent erklärte: „Ich weiß nicht viel über die Parlamentswahlen im Vereinigten Königreich, aber ich glaube, dass wie bei den US-Wahlen beide Parteien weltweit Krieg anzetteln. Ich bin gegen Krieg, ich will Frieden für beide Seiten in Gaza. Die USA denken immer noch wie im Kalten Krieg, sie wollen einen Feind, eine Rivalität finden, die sich um Russland, den Iran und China dreht. Das sollten wir verurteilen.
Das Vereinigte Königreich sollte versuchen, aus der Nato auszutreten, die von den USA kontrolliert wird. Ich glaube nicht, dass die britische Regierung die Beendigung des Kriegs unterstützen wird. Eine unabhängige Bewegung gegen den Krieg ist gut. Die westliche Demokratie ist eine Demokratie für die Minderheit, die die Kapitalisten verteidigt.“
Eine langjährige Pflegerin des UCLH zeichnete ein drastisches Bild von den Folgen der Krise des National Health Service für Personal und Patienten.
„Man wartet monatelang auf Operationen, und die Gelder gehen überall sonst hin, aber nicht ins Gesundheitswesen.
Die größte Krise für unsere jungen Leute ist ihre psychische Gesundheit, und es gibt dafür überhaupt keine Unterstützung. Ich war acht Jahre lang Krankenschwester in der Unfallnotaufnahme, und die jungen Leute kamen rein, es wurde nichts für sie getan, also gingen sie wieder nach Hause. Sie fallen durchs Netz, niemand in der Gemeinde oder im Krankenhaus unterstützt sie, weil wir überlastet sind und es keine freien Plätze gibt, um sie aufzunehmen.
Eine frisch ausgebildete Pflegekraft bekommt 24.000 Pfund (28.370 Euro) im Jahr. Davon kann man in London nicht leben oder seine Miete zahlen. Wenn man eine Familie hat, dann hat man keine Chance.
Sogar als langjährig tätige Pflegerin habe ich immer noch zu kämpfen. Mein Mann ist Bauarbeiter und verdient gut, aber wir haben trotzdem Probleme, weil alles teurer geworden ist.
Der Zustand des [staatlichen Gesundheitsdiensts] NHS tut mir wirklich weh. Über die Jahre bin ich mit dem NHS aufgewachsen und habe immer am UCLH gearbeitet. Die Zahl der Patienten ist gewachsen, und es gab so viele Kürzungen. Die Zukunft einiger Stationen sind unsicher. Als ich anfing, lag das Verhältnis von Patient zu Pflegekraft bei 1:7, heute liegt es teilweise bei 1:10 oder 1:11. Wenn wir unterbesetzt sind, ist das nicht sicher.
Alle gehen ins Ausland, nach Australien oder anderswo, wo sie mehr Geld bekommen, deshalb haben wir jetzt 30 bis 40 Prozent weniger Personal. Das führt dazu, dass die Pflegekräfte überarbeitet und ausgebrannt sind. Die Versorgung ist schlechter, weil man nicht so viel geben kann, wenn man müde ist. Das wirkt sich wirklich auf die Pflegekräfte aus. Die jungen Pflegekräfte kommen heute in Stationen mit zehn Patienten. Man braucht Erfahrung, um so viele Menschen zu pflegen, und jetzt werden sie gleich ins kalte Wasser geworfen.
Ein Assistenzarzt verdient dasselbe wie eine frisch ausgelernte Pflegekraft, sehr wenig, und sie arbeiten mehr als alle anderen. Lange Arbeitszeiten, teilweise bis zu 36 Stunden, Nachtschichten, Wochenenddienste. Sie machen die Arbeit der Pflegekräfte, egal worauf sie spezialisiert sind. Deshalb unterstütze ich als Pflegefachkraft den Streik der Assistenzärzte, und der größte Teil der Beschäftigten im Gesundheitswesen unterstützt sie. Sogar die Fachärzte unterstützen die Nachwuchskräfte. Sie sind unsere zukünftigen Fachärzte!“
Das Wahlkampfteam erklärte, Starmer habe in seiner ersten Fernseh-Wahldebatte erklärt, er werde die Forderung der Assistenzärzte, ihre Gehälter wieder auf das Niveau anzuheben, das vor der Sparpolitik von 2008 existierte, nicht erfüllen. Labour-Gesundheitsminister Wes Streeting wolle unter dem Deckmantel der „Effizienzsteigerung“ weitere Privatisierungen und Kürzungen durchführen. An der Regierung würde Labour mit den Gewerkschaftsführern und dem Großkapital zusammenarbeiten, um Sparmaßnahmen im Inland und Krieg im Ausland durchzusetzen. Diese Partnerschaft wurde durch die Sabotage der Streikwelle 2022–23 und die Abschlüsse mit Reallohnsenkungen für alle NHS-Beschäftigten geschlossen.
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