Weltweite Proteste gegen Israels Beschlagnahme der Sumud-Flotille

Am Wochenende kam es zu weltweiten Protesten gegen die kriminelle Abfangoperation, mit der das israelische Regime die Sumud-Flotille aufbrachte und die für den Gazastreifen bestimmten Hilfsgüter beschlagnahmte. Millionen Menschen, darunter eine Million in Rom, protestierten gegen den Völkermord an den Palästinensern und die Abschiebung von mehr als 400 Flotillen-Aktivisten, deren Schiffe samt der Fracht beschlagnahmt worden waren.

Pro-palästinensische Demonstranten auf der Piazza San Giovanni in Rom am Ende eines Protestmarsches für die Beendigung des Kriegs im Gazastreifen am 4. Oktober 2025 [AP Photo/Alessandra Tarantino]

Nur einen Tag vor der Protestveranstaltung in Rom fand am Freitag ein landesweiter Generalstreik statt, zu dem die CGIL und die anderen italienischen Gewerkschaften rund zwei Millionen Arbeitende aufgerufen hatten.

Die faschistische italienische Regierung von Ministerpräsidentin Giorgia Meloni erklärte den Streik für „illegal“ und drohte Teilnehmern mit Geldstrafen. Dennoch blockierten die Dockarbeiter erneut die Häfen, um das Beladen und die Abreise von Schiffen für Israel zu verhindern. So zeigte sich in der massenhaften Unterstützung für die Palästinenser der weit verbreitete Hass auf Meloni, die engste europäische Verbündete von US-Präsident Donald Trump.

In Amsterdam fand am Sonntag eine weitere Demonstration mit 250.000 Teilnehmern statt, um gegen die Beschlagnahme der Schiffe der Flotille und die Komplizenschaft der niederländischen Regierung bei Waffenlieferungen an Israel zu protestieren.

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In Spanien fanden am Samstag in Barcelona und Madrid große Protestveranstaltungen gegen Israels Verhaftung von über 400 Aktivisten der Flotille statt. In Barcelona, wo laut Polizeiangaben 70.000 Menschen demonstrierten, trugen die Teilnehmer Schilder mit Aufschriften wie „Stoppt den Völkermord“ und „Hände weg von der Flotille.“

Ein Demonstrant erklärte: „Wie ist es möglich, nach allem, was wir [in Europa] in den 1940ern erlebt haben, dass wir einen Völkermord in Echtzeit erleben? Heute kann niemand mehr sagen, er hätte nicht gewusst, was passiert.“

Die spanische Polizei setzt am 3. Oktober in Barcelona Pfefferspray gegen eine Solidaritätsdemonstration für die Global Sumud Flotilla ein, deren Schiffe von der israelischen Marine abgefangen wurden [AP Photo/Emilio Morenatti]

In Lissabon beteiligten sich mehr als 3.000 Menschen an einer Demonstration, nachdem drei portugiesische Staatsbürger von Israel verhaftet worden waren. Die Organisatoren hatten nur mit 500 Teilnehmern gerechnet.

Auch aus Kalkutta (Indien) und Lahore (Pakistan) wurden umfangreiche Proteste gegen die Flotille-Abfangaktion gemeldet. In Dublin (Irland) beteiligten sich etwa 25.000 Menschen am 17. nationalen Marsch für Palästina seit Beginn des Völkermordes im Gazastreifen im Oktober 2023. Unter den Aktivisten, die Israel verhaftet hatte, befanden sich auch sechzehn Iren.

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In Sofia (Bulgarien) trugen Demonstrierende Plakate mit der Aufschrift „Gaza: Aushungern ist eine Kriegswaffe“ und „Gaza ist der größte Kinderfriedhof“. Auch in der Türkei, Marokko und Tunesien beteiligten sich tausende von Menschen an Demonstrationen.

In Athen protestierten am Sonntag tausende, zuvor fand im Hafen von Piräus am Freitag ein 24-stündiger Solidaritätsstreik für die Gaza-Flotille statt.

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In London verhaftete die Polizei fast 500 Menschen, weil sie öffentlich ihre Unterstützung für die verbotene Gruppe Palestine Action erklärten. Laut der Gruppe Defend Our Juries, die die Proteste organisiert hatte, beteiligten sich mehr als 1.000 Menchen an der jüngsten von zahlreichen Demonstrationen, seit Keir Starmers Labour-Regierung die Aktivistengruppe, gestützt auf Antiterrorgesetze, verboten und sogar öffentliche Unterstützung für sie zur Straftat erklärt hatte.

Mehr als eintausend Menschen protestierten am 4. Oktober 2025 auf dem Londoner Trafalgar Square gegen den Völkermord und das Verbot von Palestine Action [Photo: Defend Our Juries/X]
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In den weltweiten Demonstrationen äußert sich die Empörung von Milliarden Menschen über das barbarische Gemetzel des zionistischen Regimes an den Palästinensern im Gazastreifen und die Beteiligung ihrer jeweiligen Regierungen an diesem historischen Verbrechen. Während die offizielle Zahl der Toten im Gazastreifen seit Oktober 2023 bei knapp über 65.000 liegt, gehen Schätzungen von einer mehrfach so hohen tatsächlichen Zahl an Toten aus, möglicherweise von mehreren Hunderttausend. In der Enklave wütet eine Hungersnot, und alleine in den letzten sechs Wochen sind eine halbe Million Menschen aus Gaza-Stadt vertrieben worden.

Die brutale Behandlung der gefangenen Flotillen-Aktivisten durch die Israelischen Verteidigungskräfte haben die Proteste am Wochenende weiter angeheizt. Einige der 137 Menschen, die bereits aus Israel in die Türkei abgeschoben wurden, berichteten über systematische Misshandlungen, Wasserentzug und Bedrohungen mit vorgehaltener Waffe. Berichte deuten darauf hin, dass sie aus Toiletten trinken mussten, um nicht zu dehydrieren, und andere Gefangene sollen gefoltert worden sein.

Ein italienischer Abgeordneter, der sich an der Flotille beteiligte, erklärte gegenüber AFP: „Einige der Boote wurden auch von Wasserwerfern getroffen. Alle Boote wurden von schwer bewaffneten Soldaten gekapert und an die Küste gebracht. Sie ließen uns mit den Gesichtern nach unten hinknien. Wenn wir uns bewegten, schlugen sie uns. Sie lachten uns aus, beleidigten uns und schlugen uns. Es war psychologische und physische Gewalt.“

Über das Gefängnis, in dem sie am Festland festgehalten wurden, erklärte er: „Sie öffneten nachts die Türen und schrien uns mit vorgehaltener Waffe an. Wir wurden wie Tiere behandelt.“

Die bekannte Klima- und Anti-Völkermordaktivistin Greta Thunberg erklärte den schwedischen Behörden, sie sei dehydriert und bewusst unzureichend ernährt worden. Weiter erklärte sie, sie habe Ausschläge bekommen, die vermutlich auf Bettwanzen zurückgehen.

Der türkische Aktivist Ersin Çelik erklärte, im Haftzentrum „haben sie die kleine Greta vor unseren Augen an den Haaren gezogen, geschlagen und gezwungen, die israelische Flagge zu küssen. Sie haben mit ihr alles nur Vorstellbare gemacht, als Warnung für die anderen.“ Der Journalist Lorenzo D'Agostino erklärte, dass sie „wie eine Trophäe herumgezeigt wurde, eingewickelt in eine israelische Flagge“.

Die Radikalisierung von Millionen von Arbeitern und Jugendlichen auf der ganzen Welt in Folge von zwei Jahren Völkermord hat die Kluft zwischen der Stimmung der großen Mehrheit der Bevölkerung und allen großen Regierungen deutlich enthüllt.

Pro-palästinensische Demonstranten vor dem Kolosseum in Rom während eines Protestmarsches für ein Ende des Kriegs im Gazastreifen am 4. Oktober 2025 [AP Photo/Alessandra Tarantino]

Israel kann nur so aggressiv vorgehen, weil es die uneingeschränkte Unterstützung der amerikanischen und europäischen Imperialisten genießt, die dem zionistischen Regime in unbegrenztem Ausmaß Waffen liefern und seine Kriegsverbrechen verteidigen. Jetzt hat Trump einen „Friedensplan“ vorgeschlagen, der den Palästinensern ihre demokratischen Rechte raubt und den Aufbau eines Kolonialregimes im Gazastreifen vorsieht, das die ethnische Säuberung oder Ausrottung der verbliebenen Palästinenser begünstigt.

Wie die World Socialist Web Site  vor kurzem in einer Perspektive betonte, hängt alles von der unabhängigen politischen Intervention der Arbeiterklasse zur Beendigung des Völkermordes ab.

Die Arbeiter brauchen neue Organisationen, die sie selbst kontrollieren. Sie brauchen eigene Aktionskomitees, um eine Massenbewegung planen und leiten zu können, die in der Lage ist, die Maschinerie des imperialistischen Kriegs und Völkermords zu stoppen. In der Logistik, im Transportwesen und in der Industrie sowie in allen Wirtschaftszweigen sollten die Lohnabhängigen diesen Kampf aufnehmen und dabei folgende Forderungen aufstellen:

Sofortiger Stopp aller Waffenlieferungen an Israel!

Boykott jeglichen Handels und anderer wirtschaftlicher Aktivitäten mit Israel!

US-amerikanische, europäische und andere Unternehmen, die Israel bei der Durchführung des Völkermords unterstützen, müssen angeklagt und strafrechtlich verfolgt werden!

Verhaftung der israelischen Staatsführer wegen Kriegsverbrechen!

Keine Unterdrückung von Protesten gegen den Völkermord im Gazastreifen!

Sofortiger und ungehinderter Zugang zum Gazastreifen für Hilfslieferungen an allen Grenzübergängen und Aufhebung der seit 18 Jahren anhaltenden Seeblockade!

Diese Forderungen müssen mit der Bewegung verknüpft werden, die sich weltweit in der Arbeiterklasse gegen Austerität, Krieg und die Vernichtung von Arbeitsplätzen entwickelt. Dieselben Regierungen, die das zionistische Regime bewaffnen, errichten im eigenen Land diktatorische Herrschaftsformen, um den Widerstand der Bevölkerung gegen die Herrschaft der Oligarchie, die Aufrüstung und die Vorbereitungen auf einen Weltkrieg zu unterdrücken.

Um den Völkermord zu beenden, muss eine Bewegung aufgebaut werden, die sich für die Entmachtung der Finanzoligarchie und für den Sturz des Kapitalismus einsetzt. Denn dieses System ist die Ursache der imperialistischen Barbarei, die in Gaza ihren abscheulichsten Ausdruck findet. Das bedeutet, dass die Arbeiter die politische Macht übernehmen müssen, um die Gesellschaft auf sozialistischer Grundlage umzugestalten.

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