Am Dienstag kündigten Amazon, UPS und Paramount Global Pläne zur Vernichtung von mindestens 50.000 Arbeitsplätzen an. Das Vorhaben ist Teil einer anhaltenden Welle von Massenentlassungen, die in diesem Jahr bereits fast eine Million Stellen vernichtet hat. Die Konzerne rechtfertigen den Stellenabbau als „Effizienzsteigerung“ und „KI-Transformation“, gleichzeitig verzeichnen sie Rekordgewinne und ihre Aktienkurse schießen in die Höhe.
Laut der Seattle Times wird Amazon dieses Jahr 14.000 Stellen in der Verwaltung streichen, und für 2026 sind weitere Entlassungen geplant. Die Vizepräsidentin Beth Galetti erklärte in einem Blogpost, das Unternehmen müsse bei „starkem Geschäftsergebnisse verschlankt werden, mit weniger Hierarchiestufen und mehr Eigenverantwortung“. Kurz gesagt, sogar riesige Profite dienen als Rechtfertigung für einen globalen Stellenabbau.
Laut Business Insider sind von den Kürzungen bei Amazon die Bereiche Einzelhandel, Personalwesen, Logistik, Werbung, Audible, Geräte und Fire TV betroffen. Die verbleibenden Beschäftigten werden aufgefordert „sich auf KI zu stützen“. Laut internen Dokumenten, die der New York Times vorliegen und die von der World Socialist Web Site analysiert wurden, will Amazon bis zu 75 Prozent seiner Geschäftsbereiche automatisieren und in den nächsten Jahren zwischen 500.000 und 600.000 Arbeitsplätze abbauen. Bis 2033 will das Unternehmen seine Umsätze verdoppeln und gleichzeitig vermeiden, Hunderttausende neu einzustellen.
Auch die europäische Amazon-Belegschaft ist vom weltweiten Stellenabbau betroffen. In Deutschland, einem seiner größten Märkte, hat das Unternehmen die Betriebsräte über den bevorstehenden Personalabbau bei Lager- und Verwaltungsangestellten informiert. Mitarbeiter berichten, dass sie bereits aus den Systemen des Unternehmens ausgesperrt waren, bevor die Kündigungen ergangen sind.
Auch Amazons Liefernetzwerk ist vom Stellenabbau betroffen. Laut der Seattle Times haben in Kitsap County, westlich von Seattle, 110 Fahrer ihre Stellen verloren, nachdem Amazon den Vertrag mit dem örtlichen Vertriebsservice-Partner Jarde gekündigt hatte. Das Unternehmen behauptete, es würde sein „Netzwerk regelmäßig überprüfen“, doch das Subunternehmer-System erlaubt es Amazon, Fahrer zu entlassen und gleichzeitig das tatsächliche Ausmaß der Entlassungen zu verschleiern.
UPS hat in diesem Jahr bereits 48.000 Stellen abgebaut – 34.000 im operativen Bereich und 14.000 im Management. Vorstandschefin Carol Tomé rühmte sich am Dienstag in einer Telefonkonferenz mit Investoren, das Unternehmen sei „gut aufgestellt, um den effizientesten Höhepunkt in seiner Geschichte“ zu erreichen. Sie erklärte, der Stellenabbau sei Teil einer Strategie, um „die Kapazität an die Nachfrage anzupassen“ und „neue Möglichkeiten zur Kostensenkung zu finden“. UPS verzeichnete trotz des Rückgangs der Paketzahlen Quartalsprofite, die höher lagen als erwartet. Nur ein Jahr vor den Entlassungen hatte die Teamsters-Gewerkschaftsbürokratie ihren Tarifvertrag als „historisch“ bezeichnet und behauptet, er würde Arbeitsplätze schützen. Tatsächlich führt das Management eine der größten Personalabbau-Operationen in der Unternehmensgeschichte durch.
Auch Paramount Global befindet sich mitten in einem umfassenden Arbeitsplatzmassaker, das etwa 1.000 Beschäftigte in der Verwaltung, bei Streaming-Diensten sowie bei den Film- und Fernsehsparten betrifft. Die Stellenstreichungen folgen auf frühere Entlassungen bei CBS, MTV Entertainment und den Produktionsstätten von Paramount+ in Los Angeles und New York.
In Posts auf TheLayoff.com schilderten Arbeiter die chaotische Kommunikation und die zunehmende Angst. Einer schrieb: „Das Ziel ist, viele von uns so weit zu bringen, dass wir den Stress nicht mehr aushalten und von selbst kündigen. Das spart ihnen Geld für Abfindungen.“ Ein anderer berichtete, Mitarbeiter im Home Office außerhalb der Großstädte würden zunächst entlassen, um die Gehaltskosten zu senken. Gleichzeitig mit den Entlassungen gibt es neue Spekulationen über eine Fusion mit Warner Bros. Discovery, während die Vorstände die Personalkosten senken, um das Studio für Investoren attraktiver zu machen.
Forbes fasste das Arbeitsplatzmassaker folgendermaßen zusammen: „Es ist erst Dienstag, und in einigen der größten Unternehmen des Landes wurden in dieser Woche bereits mehr als 50.000 Mitarbeiter entlassen.“
Auch in der Autoindustrie werden in rasantem Tempo Arbeitsplätze abgebaut. General Motors hat nur wenige Tage nach der Veröffentlichung deutlich gestiegener Gewinne und eines starken Kursanstiegs mehrere hundert Ingenieure und Designer in ihrem Technologiezentrum in Warren (Michigan) entlassen. GM drosselt zudem die Produktion von Elektrofahrzeugen und „passt sie an“, was zu vorläufigen und dauerhaften Entlassungen in ihrer „Factory Zero“ in Detroit und wahrscheinlich der Schließung des CAMI-Fertigungswerks in Ontario führt.
Ford hat den Abbau von bis zu 1.000 Stellen in seinem Werk für Elektrofahrzeuge in Köln und weitere Stellenstreichungen in ganz Europa angekündigt, nachdem es bereits letztes Jahr fast 4.000 Stellen abgebaut hatte. Stellantis reduziert Stellen bei seinem Ingenieurs- und Softwarepersonal in den USA und fordert eine Senkung der Lohnkosten um bis zu 40 Prozent, um „wettbewerbsfähig zu bleiben“. Bei allen drei Unternehmen nennt das Management Automatisierung und die „Neuausrichtung auf die Nachfrage nach Elektrofahrzeugen“ als Vorwand für massiven Stellenabbau, obwohl sie durch Dividenden und Aktienrückkäufe Milliarden an Investoren ausschütten.
In allen Branchen führen multinationale Konzerne ähnliche Kürzungen durch. Die Lufthansa, die größte Fluggesellschaft Deutschlands, streicht bis 2030 4.000 Stellen und nennt als Begründung die „Digitalisierung und den verstärkten Einsatz künstlicher Intelligenz“. Salesforce hat im September weltweit 4.000 Stellen abgebaut, Microsoft und Meta streichen tausende Stellen in ganz Europa und Asien, während sie ihre KI-Datenzentren ausbauen. Überall auf der Welt nennen die Arbeitgeber die gleichen Rechtfertigungen, um Arbeitsplätze zu vernichten und Gewinne zu erhöhen: „Effizienz“ und die „KI-Transformation“.
Der Chefökonom von Moody's Analytics, Mark Zandi, gab zu, dass in 23 US-Bundesstaaten die Wirtschaft schrumpft, nur 16 verzeichnen ein Wirtschaftswachstum, wenn auch mit geringerer Dynamik, und zwölf „stagnieren“. Zuvor hatte Zandi erklärt: „So wie die Menschen ihre eigene Wirtschaftslage und ihre eigenen Finanzen wahrnehmen, das stimmt deutlich mit der Rezession überein.“
Gleichzeitig mit den Massenentlassungen baut die Trump-Regierung im Rahmen des „Personalabbau-Programms“ fast 300.000 Stellen in den Bundesbehörden ab und kürzt massiv beim Supplemental Nutrition Assistance Program (SNAP), das Lebensmittelmarken für bis zu 44 Millionen Menschen zur Verfügung stellt. Ein Rentner, der in einer Sozialwohnung in Portland lebt, erklärte gegenüber der WSWS, die Lebensmittel-Tafeln kämen „mit diesem grausame Theater der Regierung nicht mehr mit“. Lebensmitteltafeln berichten von leeren Regalen, während die durch Trumps Zölle noch weiter angeheizte Inflation die ohnehin schon geringen Einkommen der Arbeiter weiter schmälert.
Ein anderer Arbeiter schrieb der WSWS: „Ich arbeite in einem Seniorenzentrum, in dem viele Bewohner niedrige Einkommen haben. Am Ende des Monats gibt es eine Woche lang eine Bingo-Aktion, bei der sie die Gutscheine, die sie täglich gewinnen, für Modeschmuck, Hygieneartikel usw. eintauschen.. in der letzten Woche wurde viel davon für Lebensmittel ausgegeben.“
Das Outplacement-Unternehmen Challenger, Gray & Christmas berichtete am 2. Oktober, Arbeitgeber hätten bisher für das Jahr 2025 die Streichung von 946.000 Stellen angekündigt – die höchste Zahl seit dem ersten Jahr der Pandemie. Entlassungen im Einzelhandel sind im Vergleich zu 2024 um 203 Prozent angestiegen, die Pläne für Einstellungen in der Weihnachtszeit sind so schwach wie seit 2009 nicht mehr. Mehr als 17.000 Entlassungen wurden direkt auf künstliche Intelligenz zurückgeführt, 20.000 weitere mit „technologischen Modernisierungen“.
Was sich hier abspielt, ist ein koordinierter Klassenkrieg, keine Reihe isolierter Umstrukturierungen. Er erstreckt sich über die Logistikbranche (Amazon, UPS), die Autoindustrie, die Medienbranche (Paramount), die Technologiebranche (Microsoft, Salesforce, Meta), den Einzelhandel (Target), die Luftfahrt (Lufthansa) und den öffentlichen Dienst. Beide Parteien des Großkapitals unterstützen ihn. Trumps Blaupause Project 2025 sieht massive Entlassungen bei den Bundesbehörden, die Zerstörung der Regulierungsbehörden, der Social Security und anderer essenzieller Programme sowie die Umverteilung von noch mehr Geld zur Wirtschafts- und Finanzoligarchie sowie die Vorbereitungen auf einen Dritten Weltkrieg vor.
Was die Demokraten angeht, so unterstützen sie „haushaltspolitisches Verantwortungsbewusstsein“ und fürchten nichts mehr als das revolutionäre Potenzial einer Massenbewegung der Arbeiterklasse gegen den faschistischen Präsidenten und die wirtschaftliche und politische Vorherrschaft der Oligarchie.
Die Gewerkschaftsbürokratien fungieren als Komplizen. Die Teamsters, die mit ihrem „historischen“ Tarifvertrag bei UPS geprahlt hatten, schweigen zur Vernichtung von zehntausenden Stellen. Die United Auto Workers unter Shawn Fain unterstützen Trumps nationalistische Handelspolitik, um die US-amerikanischen Arbeiter gegen ihre Kollegen in Kanada, Mexiko und im Rest der Welt auszuspielen, während die globalen Autokonzerne weitere Massenentlassungen durchführen. Statt die Arbeiterklasse zu verteidigen, agieren die Gewerkschaften als Partner des Managements, unterdrücken den Widerstand und isolieren die Kämpfe der Arbeiter.
Um die Arbeitsplätze und den Lebensstandard zu verteidigen, müssen die Arbeiter neue, von ihnen selbst kontrollierte Organisationen schaffen, um den Klassenkampf zu führen. In allen Betrieben müssen Aktionskomitees aufgebaut werden, die die Amazon-Beschäftigten in den USA und Deutschland mit den Arbeitern bei UPS, den Autokonzernen, der Luftfahrtbranche, den Medien und den öffentlichen Diensten weltweit verbinden. Die Internationale Arbeiterallianz der Aktionskomitees (IWA-RFC) betont, dass jeder Arbeiter das soziale Recht auf einen sicheren, gut bezahlten Arbeitsplatz, sowie das Recht auf Gesundheitsversorgung, Wohnung, Bildung, Freizeit und Kultur hat.
Diese Grundrechte erfordern eine massive Umwandlung der politischen und wirtschaftlichen Struktur der Gesellschaft. Die einzige Möglichkeit, die Zerstörung von Millionen von Arbeitsplätzen aufzuhalten, besteht darin, das kapitalistische Privateigentum an Amazon und anderen milliardenschweren Konzernen zu beenden, sowie ihre Überführung in öffentliches Eigentum unter demokratischer Kontrolle. Der Betrieb dieser riesigen Konglomerate muss so organisiert und gelenkt werden, dass sie soziale Bedürfnisse erfüllen und nicht der Selbstbereicherung von Bezos und den anderen geldgierigen Oligarchen dienen.
Das zentrale Problem ist nicht die künstliche Intelligenz und die Automatisierung, sondern die Frage, wer diese Technologie kontrolliert und wem sie nützen soll. Im Kapitalismus wird Automatisierung als Waffe zur Vernichtung von Arbeitsplätzen, zur Lohnsenkung und zur Umverteilung von Reichtum zu Gunsten der Finanzelite benutzt. In den Händen der Arbeiterklasse könnten die gleichen Technologien die Wochenarbeitszeit verkürzen, Plackerei und unsichere Arbeitsbedingungen aus der Welt schaffen und den Lebensstandard deutlich anheben. Befreit von den Fesseln des privaten Gewinnstrebens, könnten sie die rationale, geplante Organisation der Produktion ermöglichen, die sozialen Bedürfnisse dient und nicht der Rendite der Aktionäre. Die Alternative ist klar: Massenarbeitslosigkeit und Elend unter dem Kapitalismus oder die sozialistische Umgestaltung der Gesellschaft.
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