Leo Trotzki
Der Neue Kurs

Ende 1923 initiierte Leo Trotzki den Kampf gegen die wachsende sowjetische Bürokratie mit einer Reihe von Artikeln, die später unter dem Titel „Der neue Kurs“ zusammengefasst wurden. Diese folgten auf seinen Brief vom 8. Oktober und die „Erklärung der 46“, die die Bürokratisierung der Kommunistischen Partei kritisieren. Am 5. Dezember 1923 verabschiedete das Zentralkomitee eine Resolution „Über den Parteiaufbau“, die einige der Sorgen Trotzkis aufgriff und mehr Parteidemokratie forderte. Die stalinistische Fraktion versuchte, die Resolution unmittelbar nach ihrer Verabschiedung zu untergraben, und startete eine Verleumdungskampagne gegen Trotzki.

Trotzki konterte zwischen Dezember 1923 und Januar 1924 mit einer Reihe von Artikeln, in denen er die Fragen der Parteigenerationen, der sozialen Zusammensetzung, des Bürokratismus, der Bauernschaft und der Notwendigkeit einer Wirtschaftsplanung analysierte. Trotzkis Kernargument war, dass den Gefahren, die von der Neuen Ökonomischen Politik und der Isolation der Sowjetunion ausgingen, nur durch eine Hebung des theoretischen und politischen Niveaus der Mitglieder und ihrer stärkeren Beteiligung am Parteileben begegnet werden könne.

Er warnte davor, dass die Partei auf „zwei Etagen“ lebe: Entscheidungen würden an der Spitze getroffen und die Mitglieder erst nachträglich informiert. Zwar seien die objektiven Bedingungen – die europäische Revolution und die wirtschaftliche Entwicklung der Sowjetunion – entscheidend, doch hänge das Ergebnis auch vom Bewusstsein und der Initiative der Partei ab. Der Neue Kurs legte somit den Grundstein für die Linke Opposition und verband den Kampf gegen die Bürokratie mit der Wiederbelebung der proletarischen Demokratie.

Wir veröffentlichen hier die Übersetzung des Texts aus den Trotzki Schriften, Band 3.1: Linke Opposition und IV. Internationale 1923–1926, Rasch und Röhring, S. 209–314 (aus dem Russischen übersetzt von Gert Meyer). Der ganze Band ist hier als Printausgabe über den Mehring Verlag erhältlich.